Die Venen der Blätter, versuchsweise. Dunkelrote Blütendolden, wie frisch benutzte Tampons. Weiß getupfte Vogelscheiße auf Straßengrau. Steinbraune Häuserfassaden. Über allem der Geschmack von Luft auf der Zunge. Mehlige, kartoffelige Kleinstadtluft. Es ist fast fünf und vielleicht habe ich Angst vorm Schlafen. Vor dem Ort, an dem ich bin, wenn ich träume. Vor meiner Stille. Wenn jemand im Internet fragt, wie geht es dir, erwartet er eine Geschichte. Weil ich in diesem Moment jeder Mensch sein kann, mache ich mich ein bisschen dünner, ein bisschen erfolgreicher, ein bisschen souveräner. Ich suche niemanden für eine Nacht – ich will dieses bessere Selbst nicht nur für eine Nacht sein. Spiegelfronten malen ein Gesicht, das ich nicht kennen will. Ich wasche niemanden, der mir fremd ist; es reicht nur für ein Tasten, Händeschmirgeln. Keine Tür schwingt auf, kein warmes Wort wird gestreut. Wenn ein Kind mit zehn Jahren den Tanz nicht zur Körpersprache gemacht hat, wird es nie zu den Professionellen gehören. Wenn ich bis jetzt nicht gut genug bin - wie lang soll ich warten? Gibt es Menschen, die nicht zum Leben taugen? Schmerz ist der einzige Grund, meinen Körper ernst zu nehmen. Er ist ein Souvenir, die Erinnerung daran, mich einmal gern gehabt zu haben. Ein Geist, den ich mir auf den Rücken stemmen will, mit dem ich fort gehen will, in eine andere, bessere Stadt. Grünglas von gestern Nacht bricht sich an meinem Morgenkinn. Bierlicht im Sonnenaufgang. Mein Haar ist staubig und Weinen klingt seltsam laut in leeren Straßen. Es ist mir egal, was diese Welt von mir will. Ich will eine Stimme, die mir sagt, dass es in Ordnung ist, ein Zuhause zu brauchen. Und dass ich endlich aufhören kann, danach zu suchen.
Die Venen der Blätter, versuchsweise. Dunkelrote Blütendolden, wie frisch benutzte Tampons. Weiß... Die Venen der Blätter, versuchsweise. Dunkelrote Blütendolden, wie frisch benutzte Tampons. Weiß getupfte Vogelscheiße auf Straßengrau. Steinbraune Häuserfassaden. Über allem der Geschmack von Luft auf der Zunge. Mehlige, kartoffelige Kleinstadtluft. Es ist fast fünf und vielleicht habe ich Angst vorm Schlafen. Vor dem Ort, an dem ich bin, wenn ich träume. Vor meiner Stille. Wenn jemand im Internet fragt, wie geht es dir, erwartet er eine Geschichte. Weil ich in diesem Moment jeder Mensch sein kann, mache ich mich ein bisschen dünner, ein bisschen erfolgreicher, ein bisschen souveräner. Ich suche niemanden für eine Nacht – ich will dieses bessere Selbst nicht nur für eine Nacht sein. Spiegelfronten malen ein Gesicht, das ich nicht kennen will. Ich wasche niemanden, der mir fremd ist; es reicht nur für ein Tasten, Händeschmirgeln. Keine Tür schwingt auf, kein warmes Wort wird gestreut. Wenn ein Kind mit zehn Jahren den Tanz nicht zur Körpersprache gemacht hat, wird es nie zu den Professionellen gehören. Wenn ich bis jetzt nicht gut genug bin - wie lang soll ich warten? Gibt es Menschen, die nicht zum Leben taugen? Schmerz ist der einzige Grund, meinen Körper ernst zu nehmen. Er ist ein Souvenir, die Erinnerung daran, mich einmal gern gehabt zu haben. Ein Geist, den ich mir auf den Rücken stemmen will, mit dem ich fort gehen will, in eine andere, bessere Stadt. Grünglas von gestern Nacht bricht sich an meinem Morgenkinn. Bierlicht im Sonnenaufgang. Mein Haar ist staubig und Weinen klingt seltsam laut in leeren Straßen. Es ist mir egal, was diese Welt von mir will. Ich will eine Stimme, die mir sagt, dass es in Ordnung ist, ein Zuhause zu brauchen. Und dass ich endlich aufhören kann, danach zu suchen.