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18.03.2014 rss Internet Archive

Es braucht ja nicht viel, das weißt du, es braucht nicht viel, dann fällst du zurück, ein, zwei... Es braucht ja nicht viel, das weißt du, es braucht nicht viel, dann fällst du zurück, ein, zwei unachtsame Schritte oder Gedanken oder Rückschläge, und es ist, als wärst du nie wirklich bis hierhin gekommen, als hätte es nie bunt und hell ausgesehen am Horizont. Als wäre das alles immer noch Teil eines Traums, aus dem du nicht aussteigen kannst, egal, was du versuchst. Und dann liegst du mit deinem krummen und schiefen Lebenslauf im Bett, der Fieberkopf kurz vorm Platzen, der Hypochonder in dir fühlt sich wie kurz vor Schluss, aber auch das Gefühl eines nahenden Todes adelt dich nicht; du schickst Stoßgebete gen Decke: Wenn ich wieder gesund werde, dann: Kinderhilfswerk, Rotes Kreuz, Ehrenamt. Und ist das Fieber gesunken, fällt dir ein, dass du erst mal einen Job brauchst, einen Job jenseits des Niedlichlohnsektors, dass du erst mal mit dem Funktionieren anfangen und weitermachen musst. Den roten Faden vom Boden auflesen, damit das neue Jahr keine Nacherzählung wird, keine Nacherzählung der alten, dunklen Jahre, in der dir immer die falschen Menschen zu nah kamen. Eine Nähe, von der du dich noch immer nicht erholt hast. Mit etwas Glück ruft jemand an, wenn das Fieber gesunken ist, schickt jemand eine Nachricht, steht vor der Tür und erinnert dich. Dass du trotz Team fähig bist. Dass die Ängstlichen stärker als alle anderen sind – denn die anderen kostet es keinen Mut, durch den Tag zu gehen. Dass du hier richtig bist. Dass dieses alles gar nicht so schlimm sein kann, denn du liebst, und du wirst geliebt.