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15.10.2014 rss Internet Archive

Hörst du? Es gibt ja kein Papier mehr, auf dem ich schreibe, ich stelle mir nur vor, wie es wächst, wie das Weiß mich eines Tages ganz umgeben wird, wie mein Raum ausgefüllt sein wird mit allem, was ich nicht gesagt habe. Was einfach unter den Tisch gefallen, im weichen Teppich des Alltags versunken ist, in der blau gepuderten Gewohnheit, im Lächeln und Grüßen, im Essen und Schlafen des Arbeitstiers. Aber manchmal, wenn ich mich in der Feierabendsonne nach Hause taste, wenn das Licht genau richtig fällt und der Wind zart durchs Haar zaust, tauchen sie nach oben, die Buchstaben, die Sätze, die nicht sein durften. Wenn die anderen, die Fremden, plötzlich lächeln, wimpernschlaglang, die Fremden auf dem Bahnsteig, die Fremden in der Supermarktkasse, die Fremden hinter einem Tresen. Lächeln gibt es also noch. Manchmal auch Worte. Und ich lächle und spreche zurück, und ich denke, ich könnte jemand ganz anderes sein, der Mensch vielleicht, der ich in meinen Gedanken bin. Lauter. Fordernder. Furchtloser. Ich würde nicht nur Hände schütteln, sondern auch Münder küssen. Lachen und schreien. Nur Atem holen, um das Weiß des Papiers mit allem zu füllen, mit allem, was da ist, und währenddessen: sicher sein. Dass es auch dich dort draußen noch gibt. Dass du eines Tages hinter all dem Lächeln und Küssen auftauchen wirst. Dass du nicht vergessen hast, dass wir gerade erst anfangen. Dass ich bei dir nicht mehr lügen werde, wenn ich am Telefon sage: Ich bin’s. Ich glaube daran, dass es dich gibt, ich glaube daran, dass ich deinen Namen nehmen darf, wenn ich meinen eines Tages Leid bin. Ich glaube an die glatte Kühle hinter dem Spiegel. Ich Ich glaube an sonnendurchschienene Katzenohren und mehlbestäubte Finger, die sich ineinander verschränken. Ich glaube an die Möglichkeit einer guten Nacht. Ich glaube an Kuchenteig. Ich glaube an die Sagbarkeit von Freude. (Hörst du? Wir werden wachsen, weil Platz ist für uns.)


26.12.2014 rss Internet Archive

Hörst du? Es gibt ja kein Papier mehr, auf dem ich schreibe, ich stelle mir nur vor, wie es wächst, wie das Weiß mich eines Tages ganz umgeben wird, wie mein Raum ausgefüllt sein wird mit allem, was ich nicht gesagt habe. Was einfach unter den Tisch gefallen, im weichen Teppich des Alltags versunken ist, in der blau gepuderten Gewohnheit, im Lächeln und Grüßen, im Essen und Schlafen des Arbeitstiers. Aber manchmal, wenn ich mich in der Feierabendsonne nach Hause taste, wenn das Licht genau richtig fällt und der Wind zart durchs Haar zaust, tauchen sie nach oben, die Buchstaben, die Sätze, die nicht sein durften. Wenn die anderen, die Fremden, plötzlich lächeln, wimpernschlaglang, die Fremden auf dem Bahnsteig, die Fremden in der Supermarktkasse, die Fremden hinter einem Tresen. Lächeln gibt es also noch. Manchmal auch Worte. Und ich lächle und spreche zurück, und ich denke, ich könnte jemand ganz anderes sein, der Mensch vielleicht, der ich in meinen Gedanken bin. Lauter. Fordernder. Furchtloser. Ich würde nicht nur Hände schütteln, sondern auch Münder küssen. Lachen und schreien. Nur Atem holen, um das Weiß des Papiers mit allem zu füllen, mit allem, was da ist, und währenddessen: sicher sein. Dass es auch dich dort draußen noch gibt. Dass du eines Tages hinter all dem Lächeln und Küssen auftauchen wirst. Dass du nicht vergessen hast, dass wir gerade erst anfangen. Dass ich bei dir nicht mehr lügen werde, wenn ich am Telefon sage: Ich bin’s. Ich glaube daran, dass es dich gibt, ich glaube daran, dass ich deinen Namen nehmen darf, wenn ich meinen eines Tages Leid bin. Ich glaube an die glatte Kühle hinter dem Spiegel. Ich Ich glaube an sonnendurchschienene Katzenohren und mehlbestäubte Finger, die sich ineinander verschränken. Ich glaube an die Möglichkeit einer guten Nacht. Ich glaube an Kuchenteig. Ich glaube an die Sagbarkeit von Freude. (Hörst du? Wir werden wachsen, weil Platz ist für uns.)