Sophia Mandelbaum studiert in Hildesheim Kulturjournalismus und Kreatives Schreiben & ist für sprachliche Anrüchigkeiten (fast) aller Art buchbar. Kontakt via sophia.mandelbaum ät gmail punkt comZe zurrealism itzelfTumblr (3.0; @mandelbaum)http://sophiamandelbaum.de/Aus dem Tagebuch für falsche Erinnerungen

Pflichtveranstaltung Mitsprechen. Wenigstens der Wein hat Persönlichkeit. Sinnklagen und kein Schlaf auf die Lider geschrieben. Ich erzähle Geschichten, spreche meine Wasserzunge wund, bis Wimpern mich stumm schlagen. Man kann mich nicht hören; man kann dem Glück nicht näher kommen. Jeder erkennt die Verletzung im Eiweißschwarz der Augen.
Während andere im Akkord nach Jacken und Feuerzeugen greifen, teilst du Hoffnung aus, Hoffnung auf eine Streicheleinheit mehr zwischen krümelbenetzten, kuchenfleckigen Laken. Ein Herren-, ein Bettgedeck für mich. Hunger stillt Schweigen, in eine Schale Haut getunkt. Tasten und Fühlen, schlaksiges, pudriges Lachen, das im Mund liegen bleibt. Später Träumen von Schneewolkenfell und beim Wachwerden immer noch kein neuerdings neues Leben.
Die Frage nach Fortsetzung birgt Brechreizübung. Taktminuten verstreichen lassen, Blickrichtung staubpanierte Fliegen auf Fensterbrett, keine Regung, taubstumm Willen zeigen. Stimmlose Bedeutsamkeit und Mundjucken. Für dich bin ich, was ich nicht sein kann. Kolloidaler Scherz hinter Blindenbinde. Für ein uns gibt es keinen Wirksamkeitsnachweis und ein Vorwort reicht nicht aus, um mich zu finden.


merk augen auf

http://sophiamandelbaum.de/post/583826317http://sophiamandelbaum.de/post/583826317Sun, 09 May 2010 13:56:00 +0200
Was sich wie Sterben anfühlt, ist eine Lüge. Ich weiß; ich hoffe darauf. Die Restkraft, die sich aus...

Was sich wie Sterben anfühlt, ist eine Lüge. Ich weiß; ich hoffe darauf. Die Restkraft, die sich aus den Knochen saugt, mich blass gesprochen zurück lässt, schleicht zurück unter die Haut, nach einer neuen Weile, einer neuen Welle Fiebertraum. Der Hals liegt in Mull; unterm Federbett werden Vorsätze gefasst - zurück ins Greifbare, aber kein Schritt ins Vergangene führt zur Pflichtübung Festigkeit; meine Füße wurzeln woanders, wurzeln im Straucheln, wurzeln in Verachtung für aus Badewasser ragendem Bauch, für die Brustwipfel, für die Dreifaltigkeit des Fetts. Man muss dem Feind keine Wange hinhalten, wenn er längst den Körper besetzt hat, man muss nicht nach Frieden fragen. Zu viele Fragezeichen. Ich will die Worte und Tage zurück nehmen.
Dein Schwarz auf Projektionsflächenweiß. Ich bin die Miss Universum der inneren Werte, ich habe dieses gewisse Nichts, das mich unsichtbar oder andere wütend macht. Kannst du es sehen, sind wir schon da? Schau mir ins blasse Kindergesicht, mach dir mein Alter bewusst, den fehlenden Abschluss, den fehlenden Mut. Mach dir bewusst, dass ich mich abgeschnitten habe von der Außenwelt. Vielleicht hat sie an Fahrt aufgenommen, aber sie greift nicht nach mir; ich sitze hinter fleckigem Fensterglas und schaue nach unten, den Bolzenschussworten entgegen, die beteuern, dass ich diejenige bleibe, die das mit dem Leben nicht kann.
Reib dir den körnigen Frischkäse meines Versagens ins Auge, taste dich blind. Das Wunder hält haus; das Unversehrte bricht sich keinen Weg durch gekrümmtes Fleisch. Jeder Versuch, zu halten, was zu fassen ist, ein Griff ins Splittern, ins Morsch. Die Ausrede, es nicht besser gewusst zu haben, gilt nicht. Es ist immer etwas in dir, das es besser weiß, du hast bloß nicht damit aufgehört, es mundtot zu machen. Umstell meine Stimme im Spiegel, den episch kratzenden Atem, das Testbild im Kopf. Ich habe gesucht nach dem, der mich trifft und markiert, habe mich ins Fremde gewrungen, die Stirn schmerzfrei geschoren.
Das Herz in der Schleusenkammer eröffnet das Feuer; das Manöver heißt Rückzug. Ich suche nicht mehr. Worte wiegen nichts Vergangenes auf. Das Sprechen entfällt.

Anchor by Lenaah

http://sophiamandelbaum.de/post/578877553http://sophiamandelbaum.de/post/578877553Fri, 07 May 2010 16:37:00 +0200
Ich plünder dein Dunkel nicht mehr

Ich plünder dein Dunkel nicht mehr

http://sophiamandelbaum.de/post/573994346http://sophiamandelbaum.de/post/573994346Wed, 05 May 2010 20:15:00 +0200
Die alten Regeln gelten nicht mehr.

Die alten Regeln gelten nicht mehr.

http://sophiamandelbaum.de/post/530336973http://sophiamandelbaum.de/post/530336973Sun, 18 Apr 2010 12:09:00 +0200
Sonntagssyphilitisches Gedankengut

Wir sind die Steppenwölfe der Postmoderne, mit zartem, undurchschaubarem Gemüt. Wir überfliegen die Schlagzeilen, wir schalten ein, wenn das deutsche Fernsehen uns ruft, wenn die Bürgersteige in Hildesheim sich längst wie Zehennägel nach oben gerollt haben. Wir trimmen das Timbre auf Mitgefühl, während der Toast sich frei brennt. Wir halten nicht viel von Familie, aber wir halten einiges von Omas Rosinenstollen.
Die Rosinen formen ein Kreuz. Die Götzen, die Projektionen lassen erst im Darm von uns ab. Vorher werden wir die Hände zusammen schlagen, einen Gott oder Kronleuchter oder eine Kumuluswolke anflehen, dass sie uns sagen, welcher Weg der einfachste ist.
Die Leber stöhnt unterm Pustekuchen; gieß noch mal nach, die Spucke schmeckt nach Limo und die Worte kleben wie Sand an den Zähnen.

http://sophiamandelbaum.de/post/513550770http://sophiamandelbaum.de/post/513550770Sun, 11 Apr 2010 19:54:00 +0200
Dreh das Stundenglas um

Ich glaube an Hände, die sich verschließen, den Dienst versagen. Ich glaube an Fluchtpunkte, die sich aus fremdem Schoß winden, hin zum schwarz umrandeten Horizont meiner Augen. Ich glaube an Worte, Worte auf Zell- und Brennstoff. Papier brennt die Reste entzwei, still gebliebene Füße und Münder.
Ich glaube an meine nach oben gezerrten Lider und Lippen, ich glaube an einen Körper, in dem meine fern geschriebenen Sonden stranden. Resonanzkörper. Ich glaube daran, dass ich nicht mehr falsch liegen will. Ich glaube an den Namen, den ich nehmen kann, wenn ich meinen eigenen Leid bin.
Ich glaube an die glatte Kühle hinter dem Spiegel. Ich glaube an sonnendurchschienene Katzenohren und mehlbestäubte Finger, die sich ineinander verschränken. Ich glaube an die Möglichkeit einer guten Nacht. Ich glaube an Kuchenteig. Ich glaube an die Unsagbarkeit von Freude.

http://sophiamandelbaum.de/post/510765183http://sophiamandelbaum.de/post/510765183Sat, 10 Apr 2010 17:04:00 +0200
brich mich auf lass deine Hand herztief treiben lass mich haften nach dir.

brich mich auf
lass deine Hand
herztief
treiben
lass mich haften
nach dir.

http://sophiamandelbaum.de/post/498637156http://sophiamandelbaum.de/post/498637156Mon, 05 Apr 2010 20:14:00 +0200
Bleib, wo du schweigst - es steht noch ein Morgen aus und er, in der Ferne, geht mit mir durch den...

Bleib, wo du schweigst - es steht noch ein Morgen aus und er, in der Ferne, geht mit mir durch den Tag.

Bilddank an André Horenburg

http://sophiamandelbaum.de/post/475288287http://sophiamandelbaum.de/post/475288287Fri, 26 Mar 2010 20:38:00 +0100
Gib dich mir an den Mund - Sprich mich glatt, Lies mich aus, Schlag mich dir ab In den Enden des...

Gib dich mir an den Mund -
Sprich mich glatt,
Lies mich aus,
Schlag mich dir ab
In den Enden des Möglichkeitsraums.

http://sophiamandelbaum.de/post/472167695http://sophiamandelbaum.de/post/472167695Thu, 25 Mar 2010 09:53:00 +0100
Ich bin dein Lächeln in Dur. Ich bin erkältungsgelber Schleim und stumpfgrüne Zierstreifen. Ich bin...

Ich bin dein Lächeln in Dur.
Ich bin erkältungsgelber Schleim und stumpfgrüne Zierstreifen.
Ich bin dein kleines Geheimnis.
Ich bin der sichere Hafen der Schnarchnasen.
Ich bin die, die „nett von dir!“ sagt, in der Hoffnung, dass es stimmt.
Ich bin die, die die Straßenseite wechselt.
Ich bin die mit den Kleinmädchenaugen, die dein Dunkel plündert.
Ich bin die Wahrheit der Saison, auf die du einen Vorschuss nimmst.
Ich bin der Moment vor dem Schweigen.
Ich bin der Frosch, dem kein Kuss je genug ist.
Ich bin dein Taubheitsgefühl (überall dort, wo du willst).
Ich bin die, die länger zum Leben braucht.
Ich bin die, die du nie suchen wolltest.
Ich bin das Herz, das du in Pflege gibst und nicht besuchen kommst, nicht einmal an Feiertagen.
Ich bin die Hand, die für „Nein“ steht.
Ich bin die, die unter dem Gewicht der Worte zu Boden geht.

Bild via Falkner

http://sophiamandelbaum.de/post/463151926http://sophiamandelbaum.de/post/463151926Sun, 21 Mar 2010 13:53:00 +0100
Wenn es an der Tür klopft, ist es bloß mein eigenes Herz.

Schreiben heißt, den alten Worten entkommen wollen, der Sehnsucht, der Angst. Ich weiß nicht, wer ich bin, doch ich befürchte das Schlimmste.

Schreiben heißt, ein Gegenüber suchen, um nicht mehr nur in mir selbst verloren zu gehen.

Schreiben heißt, gehört werden wollen. Sag mir, was hörst du?

Bild via behance.net

http://sophiamandelbaum.de/post/458041033http://sophiamandelbaum.de/post/458041033Fri, 19 Mar 2010 04:33:00 +0100
Phantombilder

Vierzig abgezählte Stufen, ein nüchternes Treppenhaus, das ich nie mit mehr als flüchtigen Blicken streife, zu sehr suchen meine Augen nach Lutz’ Gesicht, der sich gleich bleibenden Verwunderung. Lutz. Ein Name, den ich nie in den Wind geschrien habe, den ich nie in den Wind schreien würde, weil er dazu nicht taugt; er taugt für Hotelreservierungen, Kantinenessen und Gehaltserhöhungen.

Ich lege mich neben ihn ins Bett, seine Hand berührt meine Wange, und ich weiß, er will mich nur trösten, er probiert nur eine Geste aus, die ihm seine Mutter beigebracht hat, die jede Mutter erprobt hat bei ungezählten Kindern, die sich mit erhitzten Gesichtern in ihren Schoß gekuschelt haben nach stets gleich bleibenden Wettkämpfen. Lutz begreift nichts von meinen Tränen, Lutz begreift überhaupt ziemlich wenig, aber mit ihm lässt sich von einer Zukunft träumen, in der ich besser und langweiliger bin, als ich es jetzt für möglich halten würde.

Ich betrachte die Silhouette der Schnarchlaute, die von seinem Atem in die Luft geschleudert werden und gelangweilt wieder herab sinken, ehe ich aufstehe, einen Mantel über den zu großen Pyjama streife, mich durch den Flur nach unten winde, dem milchigen Laternenschimmern entgegen. Den Kopf in den Nacken gelegt, rede ich mir ein, dass das Glitzern dort oben eine Sternschnuppe ist, die ihre Bahn verlangsamt, sich meinem Blick anpasst, eine Sternschnuppe und kein aluminiertes Elefantenbaby mit Menschenkörpern darin, vielleicht ähnlich müde wie ich, auch wenn die auszehrendste, die gewalttätigste Müdigkeit ja immer meine eigene sein muss.

Der Wind schlägt von rechts zu, füllt sich mit Regen, der mich zurück ins Warme treibt. Aber die Fremde, die wässrige Patina, die sich auf meinen Blick gelegt hat, lässt sich nicht weg wischen, auch von Lutz’ verschlafenen Händen nicht. Ich drücke einen Kuss auf das braune Haar, das sich hinter den Ohren hervor lockt, lächle seinem schmalen, blassen Körper zu, der mich immer in Staunen versetzt, der zu gesund, zu schön aussieht für jemanden wie mich.

“Ruf mich an”, sagt er, als ob Worte jemals etwas besser gemacht hätten. Worte rufen keinen Aufstand aus gegen das, was man ist. Worte sind Bluff in anderthalbzeiligem Abstand.

http://sophiamandelbaum.de/post/443326390http://sophiamandelbaum.de/post/443326390Fri, 12 Mar 2010 14:50:00 +0100
Naor spricht

Ich weiß nicht, wohin es mich treibt. Die Flucht beginnt immer am selben Ort, hinter verbarrikadierter Stirn, mit Blick auf den Vorgarten, in dem Planen über fröstelnden Blumenbeeten liegen, die Ränder unbedeckt wie die Haut eines ungewollten Gastes, über den man eine Decke wirft in der Hoffnung, dass er bald wieder verschwindet.

Ein weiblicher Gast, dessen Haar sich hinter den Ohren hervor lockt, spitzbübisch wie ihr Blick, wenn ihre Hand auf Reisen geht, neue Routen auf meiner Hautlandkarte absteckt. Ihre Worte sprechen von Leichtigkeit und legen sich schwer auf die Lider. Sie gibt dem Morgen die Brust, weil sie glaubt, dass Zeit das Fremde von meinem Blick schält. Sie hat nicht verstanden, dass es bei mir nur verschenkte Hände geben kann, keine Selbstverständlichkeiten, kein Später.

Ich falte meine Worte zusammen, schiebe sie zurück ins Dunkel des Mundraums, für den Tag, an dem ich mutig genug sein werde, nicht nur die Tür zu öffnen.

Bild via bookspaperscissors

http://sophiamandelbaum.de/post/441091317http://sophiamandelbaum.de/post/441091317Thu, 11 Mar 2010 13:18:00 +0100
Darf ich fragen?

Wer zieht dich aus?
Wer putzt dir die Zähne?
Wer hält aus, was du an dir nicht erträgst?
Ist der Satz “Ich verstehe dich” eine Lüge?
Ist es ein Ziel, nirgendwo ankommen zu wollen?
Wann nimmst du dich ernst?
Was willst du?
Taugst du zum Leben?
Bist du erleichtert, wenn man dich durchschaut?
Lässt sich von diesem Tag mehr erwarten, als dass er dem vorherigen nicht gleicht?
Was macht dich besser?

Bilddank an Christian Kintner

http://sophiamandelbaum.de/post/430472655http://sophiamandelbaum.de/post/430472655Sat, 06 Mar 2010 17:52:00 +0100
En esquissant un sourire

Nimm die Luft in die Hand
Mein Schwarz-
Mein Wortarbeiter
Benenn mir den Glanz
Schweig dein Geheimnis
Mir zu.

http://sophiamandelbaum.de/post/430468922http://sophiamandelbaum.de/post/430468922Sat, 06 Mar 2010 17:50:03 +0100
{ }

Ein Krieg ist verloren, wenn alles zu groß und zu fern geworden ist, als dass man danach greifen könnte. Wenn niemand deine Fußstapfen mit Lächeln auffüllt, wenn kein Blick Freudendünen aufschichtet wider die Zukunft, stolpernde Steilküste, schmal geworden am äußersten Wimpernrand. Ein Krieg ist verloren, sobald das Gelächter einsetzt. Du hast das Fleisch aufs Neue aufgebissen, dieselben Fahnen gehisst, Herzhalbmast und kein Ende in Sicht.

http://sophiamandelbaum.de/post/424007360http://sophiamandelbaum.de/post/424007360Sat, 06 Mar 2010 11:03:00 +0100
Mein Herzverschluss klemmt.

Mein Herzverschluss klemmt.

http://sophiamandelbaum.de/post/424004952http://sophiamandelbaum.de/post/424004952Sat, 06 Mar 2010 11:02:00 +0100