Version vom 26.01.2013


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post 401945101608 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveArs memoria Mein Vater war von der Klinik überzeugt, kaum dass wir die Eingangshalle betreten hatten - ihm stach nämlich das kostenlos zugängliche Schuhputzgerät ins Auge. Mich persönlich sprach zum Einen die schnieke Blondine hinter der Rezeption an, zum Anderen (und vor Allem) das stylische Internet-Terminal mit den Weltzeituhren darüber - Berlin, Tokio, New York. (Dabei waren wir doch in der norddeutschen Provinz!) Mein Zimmer war eigentlich für Privatpatienten vorgesehen und dementsprechend à la Hotel aufgemacht, von der Sitzecke mit Polsterstühlen, eigener Dusche und WC (Hinfort mit den psychiatrischen Zeiten! Viererzimmer? Gemeinschaftsbad? Weichet von mir!) bis zu den niedlichen Schokoladentäfelchen auf dem Kopfkissen; abends gab es mehr als eine Sorte Brot und die Mitpatienten konnten in ganzen Sätzen sprechen. Anfangs regte ich mich über die wehleidigen Vierzehnjährigen auf, die behaupteten, seit ihrer Kindheit keine Entspannung mehr zu kennen. Über Lara, die ihr Schnarchen während der Imaginationsübungen beharrlich als Trance bezeichnete und behauptete, der Stift, den sie mir geklaut hatte, gehöre eigentlich ihr. (“Aber da ist doch mein Name eingraviert!” - “Ja UND?!”) Über die Krankenschwestern, die behaupteten, meine dunklen Augenränder hätte ich mir aus Geltungssucht nur aufgemalt. Über Doktor Birk, der Selbsthilfebücher schrieb und uns der Verkaufszahlen zuliebe einreden wollte, dass er einer von uns wäre. Er erzählte, dass während seiner Urlaube oft die Aussicht aufs Meer getrübt sei, weil die Fenster vom Salzwasserwind verschmutzt würden, und er deshalb immer ein Fläschchen Essigreiniger dabei habe, so wie die Seele ab und zu ein bisschen Essigreiniger bräuchte, um das Schöne wieder ungetrübt sehen zu können. Die besten Strategien gegen alles seien Dankbarkeit (etwa die Dankbarkeit, Birks Bücher nicht gekauft zu haben), und Entspannungsübungen, in jeder Situation (vielleicht auch bei Waldbränden). Aber ich hatte noch nicht Synke kennen gelernt, eine muntere Adipöse, die mir ganz entspannt erklärte, dass der Amoklauf von Winnenden sie kein Stück mitgenommen habe, denn das sei schlecht vorbereitete und stümperhaft ausgeführte Arbeit gewesen. Sie selbst könne niemals Amok laufen, fügte sie hinzu - sie sei einfach zu perfektionistisch. Synke arbeitete in der Pathologie und wollte mir auch gleich ein paar hübsche Anekdötchen erzählen, etwa, warum ein menschliches Auge so schwer zu zerschneiden ist. Synke gehörte auch zur Zunft der Nachwuchsschriftsteller - die Lektüre ihrer jüngsten Kurzgeschichte, in der eine Frau zersäbelt und später als Hackfleisch verkauft wird, vermied ich meinem Magen zuliebe. Ihr Kommentar zu meiner LiebeundKummerprosa: “Du bist schon ziemlich destruktiv drauf, oder?”


post 398796503266 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archive38,2° Ich weiß ja, Sehnsucht steht uns besser als Heimat. Im Suchen kennen wir die Wege blind, müssen wir nirgendwo ankommen. Das Gute am Fiebern ist, dass nichts geplant werden muss, dass eine Weile lang Stille im Kopf herrscht und Platz macht, fürs Begreifen. Dass die Sorgen dieselben geblieben sind, aber dass ich ganz leise nebenher gewachsen bin. Dass aus dem bleichen, stummen Mädchen eine Wortsammlerin geworden ist, eine, die laut und dreckig lachen kann. Die beinah selbstverständlich aus dem Haus geht, die Zug fährt, in Flugzeuge steigen kann, und das Meer sehen. (Manchmal ist es, als hätte ich früher keine Farben gekannt.) Glück ist mir noch immer zu abstrakt, ich atme noch immer nur auf Verdacht, aber am Reißbrett Horizont sind trotzdem rote Fäden gespannt, scheint die Möglichkeit auf, dass es mehr für mich geben könnte als Herztrigger und Angstkarriere. Das Haus von damals steht noch; es bedeutet noch immer zu viel, und es gibt immer was zu überwinden - aber es gibt auch Sicherheit, die nachwächst. Weil heute nicht mehr nach Ersatz schmecken muss. Weil heute kein Mund mehr fehlt, den ich küssen will. Wer krank ist, braucht nichts zu lernen, braucht sich nicht zu interessieren; das eigene Innere wirft schon zu viele Fragen auf. Ich würde gern zurück, dem Mädchen von vor zehn Jahren über den Kopf streichen, und sagen: Bis später, wenn dein Leben ein anderes ist. Bilddank an kayruhe.


post 3899028166713 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archiveopen mike 012 Hier läuft es auf Schummrigkeit hinaus und darauf, dass alle da sind. Es läuft darauf hinaus, zu rauchen. Es läuft darauf hinaus, dass alle viele Gedanken und Gefühle haben. Es läuft auf Applaus hinaus und dass ich nicht dabei sein will. Während die Jury offenbart, wer dieses Jahr für wertvoll befunden wurde, will ich Absperrband um meinen Körper wickeln. Das hier ist zu viel, zu laut; das hier steht mir bis zum Hals. [bei ocelot weiter lesen]


post 387437890204 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveLamettasturm Es ist ja nicht so, dass niemand auf den Straßen wäre, da gibt es die gut Bemützten, die alternden Paare und Eltern, mit rastlosen Gesichtern, erschöpft vom Geschenkrausch, die entlang der dunklen Eingänge taumeln. Jetzt ist alles dicht, alles zu, letzte Glühweinbecher stehen verwaist auf den Tischen des Weihnachtsmarkts, der jetzt Geisterstadt ist; die Krippenfiguren lehnen nach vorn, als wollten sie fallen, mitten aufs regennasse Pflaster. Von oben blinken Lichter, Schneemanngerippe am Ku’damm, mit leeren Warenkörben. Wirklich trostlos wird es erst, wenn man nichts mehr besorgen, sich nicht mehr ablenken kann. Blinkende Schneemänner, LED-Tropfen an den Bäumen, keine einzige ausgefallene Birne in den Lichterketten, alles funktioniert, alles hält sich aufrecht, falls doch noch jemand darauf schaut, falls einer nachprüft, ob auch nach Ladenschluss Haltung bewahrt wird. Vor der Restwärme der Läden kauern die Betüteten, fleckige Plastiktüten voller Hab und Gut, fast schon obligatorische Krücken, die Erinnerung an Amputation. Graue Gesichter, Fledermausaugen, die sich nicht aufhellen bei den mageren Eurostücken, die in ihre Kaffeebecher fallen. Sie ernten die Gehetzten ab, die Gehetzten, die Löwenköpfen in Restaurants zustreben, ihren Reservierungen, den 75 % auf Pelz nachspüren, den weihnachtsreduzierten Hundejäckchen. Sie ernten, aber es hat keine Bedeutung, für keinen von ihnen. Es ist zu warm, zu warm für diesen Tag, aber mir bleibt kalt unter drei Kleiderschichten. Mit jeder verstreichenden Viertelstunde wird das Licht gedimmt, herunter gedreht, jetzt ist offiziell deklarierte Familienzeit, wer jetzt noch draußen ist, ist Verlorener, und für Verlorene gibt es keine Lichtspiele, keinen Lamettasturm, hier gibt es nichts zu sehen: bitte gehen Sie weiter. Bilddank an Thomas Wilson.


post 371178959206 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archivedein Kleingedrucktes lesen Der Größe der Wohnung nach zu urteilen, muss sie noch sehr jung sein. Die schlecht tapezierten Wände gehen auf dich; die Fenster ein Querverweis: eine gemischte Tüte Wetter. Du steigst blinzelnd aus dem Schlaf und ich weiß nicht, ob das Freude bedeutet oder ob du nicht glauben willst, dass ich noch hier bin. Wir kennen uns, sage ich leise, wir kennen uns vom letzten wachen Atemzug gestern Nacht. Deine Augen traumschmal: du sagst guten Morgen, ohne zu lächeln. Der Tag ist schon voraus gegangen; deine Haare stehen so trocken vom Kopf ab, als wären sie lang nicht mehr gegossen worden. Die Füße wie Koffer vom Bett schwingen; auf dem Boden die erste Tasse Frost. Ein romantisches Wort wäre immerhin vorstellbar, ich denk es mir in deinen Mund, in dein grobkörniges Gesicht. Zu Weihnachten könnten wir uns Emotionsprothesen schenken. Wenn es uns dann noch gibt. Vorerst frühstücken wir, auf der Suche nach einem Vorwortgefühl; ich steche der Butter als erster ins Herz. Unberührt: die Kartografie von Erdbeeren, pockennarbiges Rot und Puderzuckerdünung. Auf deinem Teller formiert sich ein Heer aus Krümeln; manchmal denke ich: ich muss immer etwas wegschieben, selbst wenn es nur Kaffeetassen sind. Egal, mit wem, man ist niemals mit allem versorgt; wenn das Elend von draußen fehlt, kommt eben eins von innen nach. Das verschwindet nicht einfach, die Überzeugung, dass nichts wirklich gut werden kann; vielleicht gibt es Stellen am Körper, die zu berühren bedeutet, entzwei zu gehen. Du drehst die Musik auf; von unten pocht eine, die noch mit Türspion und Filztischtüchern lebt, mit Sonntagstorte als Weltordnung; wir polieren statt Geschirr nur unsere Wünsche nach, sie schimmern im Slalom auf deinem Gesicht, und all das hilft nur marginal gegen Wahrscheinlichkeiten. Bilddank an Teresa Queiros.


post 343581808496 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveIch schlafe im Gehen ein Stück; es ist, als wäre um mich herum Berlin untergegangen, die Autodächer... Ich schlafe im Gehen ein Stück; es ist, als wäre um mich herum Berlin untergegangen, die Autodächer in Blättern ertränkt, jeder Gedanke in Goldlaub erstickt. Vielleicht bin ich von einem zum nächsten Schatten gereist, auf der Suche nach einem Zweitort, Fluchtort, und hatte ich einen gefunden, blieb er ungenutzt. Damit ich daran glauben konnte, aufgehoben zu sein. Vielleicht war ich Milchschaummensch, bleich und süß und immer kurz vorm Verschwinden. Ein Umriss, pathologisches Vokabular, ein Leben in Herzsätzen, auserzählter Verzweiflung. Das Schicksal zwingt dich nicht, tapfer zu sein, das musst du immer noch selbst schaffen. Dem Krieg in dir nicht den Krieg erklären, sondern alles mitnehmen, alles, was du bist, in der Tasche geschultert, weil es ohnehin immer bei dir sein wird. Wenn du beginnst, deine Angst anzuerkennen, wird sie eines Tages ihren Hut nehmen. Weil ihr genug voneinander gelernt habt. Ich mochte das, Steppenwolf sein, die notorisch Unverstandene, ich mochte das, im Schreiben die Welt nachzuzeichnen, die in mir auf Grund gelaufen war. Ich wollte diese Müdigkeit nicht, die von außen kommt, von schlecht riechenden, schlecht gelaunten Menschen, von überstündigen Tagen. Ich wollte nur meine Müdigkeit, die von innen aufsteigt; ich war mir Feind genug. Ich reichte völlig aus, damit es mir schlecht ging. Wer ernstlich krank ist, lernt, zu simulieren, am Bildrand zu bleiben; es wird immer jemanden geben, der glaubt, dass hier Rettung vonnöten wäre. Detailermittlung im Herz: den Drang niederringen, dich anzurufen. Ich würde sagen, es geht nicht ohne dich, und du würdest verstehen, so, wie du immer verstanden hast. Ich würde den Preis dafür bezahlen, von dir gefunden worden zu sein. Wir würden uns in Geborgenheit sprechen, Gefühlsgang rückwärts, aber das wäre nicht jetzt, denn jetzt ist es, als würde ich dich nicht mehr kennen.


post 3316983426713 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveMit noch verschlafenen Augen an den Ort fahren, wo wir uns zuletzt begegnet sind. Als wäre etwas... Mit noch verschlafenen Augen an den Ort fahren, wo wir uns zuletzt begegnet sind. Als wäre etwas eingefroren, als würdest du noch immer dort am Bahnsteig stehen, mit diesem verunsicherten Lächeln. Als ob du mich nicht glauben könntest. Zuletzt waren wir Sommer, jetzt gibt es gelbe Blätter und Kastanien; ich sitze neben Tabakresten und der letzten Weinflasche der Saison, den Blick auf Passanten gerichtet. Jeden, der suchend zwischen den Ausgängen pendelt, will ich mit deinem Namen ansprechen. Neuerdings brennen meine Augen beim Weinen, die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit habe sich verändert, sagte der Arzt, und ich frage mich, was du sonst noch verändert hast. Die Eisfrau hat Freizeit und telefoniert; die letzten Wespen prallen gegen ihr verwaistes Stück Kuchen. Auf den Touristenbooten stapeln sich Plastikstühle; die Enten tragen Herbstgrau und drehen ab, als sie erkennen, dass von mir nichts zu erwarten ist. Der Rasen wird für die kalten Tage kurz geschoren; kurz vor eiskalt stehe ich auf, schaue mich immer wieder um, bis die Bahn sich mit mir in Bewegung setzt. Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass jetzt die Zeit ohne dich beginnt; eine Zeit, die zeigen muss, wer wir füreinander wirklich waren. Und sind.


post 3287055804713 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archivewe both know I’ll never be your lover I only bring the heat, company under cover, filling... we both know I’ll never be your lover I only bring the heat, company under cover, filling space in your sheets.* Vielleicht sind wir in der Küche, knallen Salz und Pfeffer auf den Boden, presst sich der Tisch hart gegen mich. Schweißsplitter über unseren Gesichtern, in unseren Händen, die einfach tun, einfach handeln und greife. Ich bin irgendwo weit oben, keine Ahnung, wo er geblieben ist. Zuletzt werden wir doch nur wieder zwei Klumpen Fleisch, die aneinander prallen, eine Abfolge klatschender Geräusche. Ich schieb mir die nassen Strähnen aus dem Gesicht, sein Rücken: ein Striemengeheimnis. Vielleicht habe ich chemische Formeln hinein gekratzt, eine Formel für Unglück. Und von draußen der Quecksilbermond, metallischer Zungenbelag und dieses schrecklich gescheckte Plumeau. Vielleicht bin ich giftig, flüstere ich ihm ins Ohr, sein Seufzen verliert sich kurz vor dem Boden. Später: ein singendes Stechen, eine einzige Signalgebung; ich stelle mir vor, dass bei jedem Schmerzintervall LED-Leuchten aufscheinen, mein Körper ein Lichtgewitter in der Dunkelheit des Zimmers. Der neue Tag wird ein déjà-vu sein, eine Folge von Pflichten, die keine sind. Keuchen mischt sich ins Atmen, ein zu schneller Loop, ich weiß nicht mehr, ob Leben oder Sterben Angst macht, aber fest steht, wer auch immer bei mir ist, darf nicht mehr weg gehen. Heute Nacht gehört mein Körper dem, der als erster danach greift; deine Chance, sage ich in sein Schnarchen hinein, deine Chance und irgendwas erreicht ihn im Traum; er runzelt die Stirn und dreht sich weg. * lyrics: Daughter, Candles


post 3234166848621 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archive26/09 Ich steige aus der Bahn, dein Rücken verschwimmt, geht unter in der Menge und ich denke, es könnte alles auch ganz anders sein, eine neue Hand könnte nach meiner greifen und ich würde mit jemand anderem weiter gehen. Manchmal will ich in Bahnhöfen leben, an Orten, die es nicht wirklich gibt, wo all die kleinen Dinge nicht existieren, die Decken und Kissen, die Platten und Briefe, all die Dinge, die nur scheinbar Halt geben. Es bräuchte Bahnhöfe mit Schwimmbädern: die letzten Reste vom Ich abduschen und unter Wasser neue Regeln aufstellen. Aber heute gibt es Berlin, gibt es Kurortstimmung in Friedrichshagen. Maßgeschneiderte Dinkelkuchen und Wollkostüme. Haustierreiki, Luftkristallfilter und mediale Vermittlung: Hier ist Raum für alle Überflüssigkeiten, selbst die Wespen wollen nur spielen. Wir tasten uns verschnörkelte Häuserfronten entlang, hier ist doch vor Allem Seewasser mit Möwen darauf, die ungerührt im weichen Wind schaukeln. Neben uns Berliner, die sogenannten richtigen, die auch kein anderes, besonderes Bier trinken. Auch die richtigen Berliner schauen auf den Müggelberg, als läge am anderen Ufer etwas Großes. Trockenlegung der Blätter auf dem Boden, erste Kastanien wie aufgespießt daneben, ich lese in deinen Fußabdrücken, als wäre das unser erster Herbst. Die Enten starren, eine brotlose Kunst. Ich werfe meine Schuhe in die Luft; vielleicht ist mir der Himmel früher nicht aufgefallen, dieses überschäumende Weiß vor Blau, dieser Kugelflausch am Horizont, mit dem ich um die Wette rennen will. Aus dem Stand in die größtmögliche Geschwindigkeit: die Entfernung zwischen dir und mir kurzschließen. Ich könnte nichts mehr wollen, die Schmauchspuren der Flugzeuge würden nichts bedeuten als Elefanten im Steigflug, vertraute Unmöglichkeit. Das war vielleicht der letzte warme Tag, sagst du, der letzte warme Tag, ehe wir uns in einem Wort zusammen rollen, für den Winter.


post 3211846121330 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveAch, Hildesheim. Als ich hier anfing, sah ich aus wie ein Junge, bleich und langhaarig und an den falschen Stellen zu dünn. Ich stakste durchs Studentenwohnheim, behindertengerecht nannten sie das, dass der dunkle Flur sich ohne Treppen nach oben schraubt, eine Mischung aus Jugendherberge und Science-Fiction aus den Fünfzigern. Ich saß in der Uni und lernte, dass man nachmittags ruhig den ersten Sekt aufmachen kann und Luftgitarren ein ernst zu nehmendes Seminarthema darstellen. Das hier hätten doch Leute wie ich sein sollen, stille Stubenhocker, und dabei ging es mit dem Saufen, dem Lautsein erst los, ich saß mit Notizbuch und großen Augen in Kellern, auf Dachböden und in Seminarräumen; hätte es einen Panikknopf gegeben, ich hätte ihn nicht loslassen können. Dieses Herzrasen, als es anfing mit dem Texte vorlesen, den Kopf zwischen den Schultern nach unten geschraubt. Als es damit anfing, sich ernst zu nehmen für das, was man tut. Das Schreiben zum ersten Mal „Arbeit“ nennen. In Hildesheim zu studieren, war, wie in Therapie zu sein. „Wie lange bist du schon hier?“ „Wie lange musst du noch?“ „Was macht dieser Text emotional mit dir?“ Manche waren vorher schon krank gewesen, manche wurden es erst, und an manchen schienst du abzuprallen: sie fläzten sich auf deinen Wiesen, stapften unverdrossen durch deinen Regen, mit ihren Hipsterjeans und Ballettschühchen, mit offenen Haaren und Hemden. Deine Ureinwohner sind Alte, die aufs Sterben warten oder Teenager mit Zahnspangen, die sich prügeln wollen, dazwischen gibt es nichts, nichts als Studenten, die verzweifelt versuchen, sich nicht zugehörig zu fühlen und in irgendeinem Supermarkt frisches Gemüse zu finden. Alles hier schaut abgestanden aus, ich musste Kassiererinnen erklären, was Basilikum ist und hätte mich danach gern betrunken, ein weiteres Mal. Ich litt an dir wie ein Hund und bekam Carepakete, von Freunden und Fremden, ich habe in meinem Wohnheimzimmer eindeutig zu viele Jungs geküsst und zu wenige Mädchen. Ich habe ein Menschenleben gerettet und das einer Ente nicht retten können, die deine Einheimischen umgebracht und gegrillt haben, Hildesheim, an deinem beschaulichen See, wo immer mal wieder ein Betrunkener untergeht; bescheidene Holzkreuze erzählen von René oder André, während nebenan Kopfsprünge geübt werden. Wer die schlimmste Vorstellung von Provinz mit seinem Alter malnimmt, der weiß, wie es hier aussieht. Es läuft sich, es denkt sich wie durch Sirup durch deine Straßen und Tage und ich habe mich dafür gehasst, genau das zu brauchen, diese ins Minus gedrehte Geschwindigkeit. Ich brauchte diese drei Jahre, in denen ich lachen und weinen lernte, in denen ich aus dieser unsäglichen Taubheit klettern lernte, die mich ausgefranst hatte. Du zwingst zur Nähe, Hildesheim, du zwingst zu ausgiebigsten Tee- und Bierstunden in WG-Küchen, weil deine Cafés, deine Clubs ihre Namen nicht verdienen. Aus Verbündeten gegen dich werden Freunde, man liegt sich hier rekordschnell in den Armen, jedes Stück Wärme wird geschluckt, damit es sich im Magen hält, auf dem Heimweg. Hinter mir liegen drei Jahre voller guter, tiefer Gespräche, eine Tiefe, die ich in Berlin erst suchen muss, weil das hier nicht so leicht ist, in fremde Küchen zu dürfen, in den allernächsten Raum, weil man hier Mittel- und Knotenpunkte sucht, Zwischenorte, an Haltestellen gelegen. Man wird dir nicht gerecht, Hildesheim, weil man sich an dir aufreibt, dich hassen muss und trotzdem an dir gesund wird. Und es braucht Berlin nicht, weil da alle hingehen und immer noch glauben, bei ihnen wäre das neu. Es braucht Berlin, weil ich ein Zuhause brauche, Hildesheim, und dafür taugst du einfach nicht. Ich lasse zentimeterweise Haar zurück, eine Handvoll Illusionen und die Gewissheit, dass du alles verändert hast. Hab es gut, Hildesheim. Danke für alles.


post 2825859618218 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveWir fragen nur, damit es nicht still wird. Als hätten wir nie gelernt, miteinander zu sprechen, die Fremd-Worte zwischen uns fallen schwer von der Zunge, starren uns vom Boden aus an, verständnislos. (Vielleicht habe ich deinen Namen so oft ausgesprochen, dass er müde geworden ist.) Draußen, flügelschlagend: eine höhnische Spatzenkolonne, statt Musik der Beginn eines Erstickens, ich weiß nicht mehr, wie das geht mit dem Atmen, mit allem, mit uns. Da war doch mal Wärme, da war keine Stelle, an der es uns noch nicht gab. Unsere Freundschaft: ein Ort, wo wir nichts erklären mussten. Ein Heimatort, ein Ort gegen die Welt, und jetzt nur noch müder Trailer von gestern, grobkörnig aufgelöst. Wir sind ökonomisch geworden, wir denken in Kategorien von Pflicht und Investition. Es gibt kein Ziel mehr, das alles aufwiegt, nur die Frage, welchen Preis wir zu zahlen bereit sind, für eine schrumpfende Handvoll gemeinsamer Nenner. (Da kommt etwas Neues, würde ein Muttermund sagen, und was, wenn das Neue, das sich auftut, nur Leere ist?) Ausatmen: Schlussmarkierung. Ich sag dir leise adieu, vielleicht hörst du es dann nicht, vielleicht höre ich es dann nicht, vielleicht ist es dann nicht wahr. Bilddank an tranquility.


post 271362192189 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveUnter meiner Bauchdecke strampeln Wörter in Milchkaffee; zu unserer Sprache zählt das Verpuppen in... Unter meiner Bauchdecke strampeln Wörter in Milchkaffee; zu unserer Sprache zählt das Verpuppen in Büchern und Mägen. Hinter uns liegt die erste Nacht, wir haben uns abgewechselt mit dem Aufschrecken, alle ein, zwei Stunden, mit dem schlaftrunkenen Griff nach der Hand des anderen. Wir haben uns damit abgewechselt, nicht glauben zu können, dass wir jetzt zu zweit sind, so richtig, mit Namen am Klingelschild, mit Kräuterkindern auf dem Balkon, wir haben uns abgewechselt mit dem Wissen, dass wir uns dafür entschieden haben, nicht mehr zurück zu können. Scheiß auf Lebensabschnittpartner, wir schneiden uns nichts mehr ab, wir fangen jetzt an, mit unseren Mandelmusmündern, unseren Croissantkrümelhänden, wir schlagen mit den Flügeln, mit uns kommt der Sommer in die Stadt und hält sich freihändig.


post 2656803394614 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archive“Mein Leben besteht von jeher aus Versuchen zu schreiben, und meist aus mißlungenen. Schrieb... “Mein Leben besteht von jeher aus Versuchen zu schreiben, und meist aus mißlungenen. Schrieb ich aber nicht, dann lag ich auch schon auf dem Boden, wert hinausgekehrt zu werden. Nun waren meine Kräfte seit jeher jämmerlich klein und so ergab es sich doch, daß ich auf allen Seiten sparen, überall mir ein wenig entgehen lassen müsse, um für das, was mir mein Hauptzweck schien, eine zur Not ausreichende Kraft zu haben. Wo ich es nicht selbst tat, wurde ich zurückgedrängt, geschädigt, beschämt, für immer geschwächt, aber gerade dieses, was mich für Augenblicke unglücklich machte, hat mir im Laufe der Zeit Vertrauen gegeben und ich fing zu glauben an, daß da irgendwo ein guter Stern sein müsse, unter dem man weiterleben könne.” Aus: Kafkas Briefe an Felice, S.65


post 257073623024 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archive“Da will etwas heil werden, und sei es auf Kosten unserer selbst.” Ein Essay zum Haus... “Da will etwas heil werden, und sei es auf Kosten unserer selbst.” Ein Essay zum Haus der Erinnerung - in der Berliner Gazette. Bilddank an Oskar Schuster.


post 243316034864 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archivethere’s a thought that can save your life. there’s a thought that can save your life.


post 2401207699616 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveLichtwechsel. Stell dir einen Kinosaal vor, in dem es niemanden gibt außer uns. Die Tiefe der Stille zwischen jedem Geräusch. Das Draußen bleibt, wo es hin gehört. Wir sitzen vorn, die Arme verschränkt, unsere Köpfe aneinander gelehnt, ein Versuch von Feuer. Lichtschnüre zu unseren Füßen und die Wände entlang, wir könnten für immer hier sitzen, denke ich, was war, wird nie aufhören, irgendwo platzen die immer selben Wunden auf, aber irgendwo öffnet sich auch immer etwas gen Morgen, irgendwo ereignet sich etwas, ereignen wir uns. Das hier ist Zukunft, in der ich weiß, dass ich alles schon mitgebracht habe, dass alles in mir eingeschrieben war. Wen ich lieben, an wem ich verzweifeln würde. Was ich zu sagen, zu schreiben hätte. Ein Stück Zukunft, in dem mir niemand näher sein konnte als du. Bilddank an tons of land.


post 2388775517614 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveDie Lektion sterbender Menschen bleibt immer gleich. Wer stirbt, hat begriffen, dass es nichts... Die Lektion sterbender Menschen bleibt immer gleich. Wer stirbt, hat begriffen, dass es nichts weiter braucht, als das Meer zu sehen, als ein letztes, ein bewusstes Mal zu tanzen, zu küssen. Wer stirbt, erzählt den Lebenden davon, damit sie nicht den gleichen Fehler machen. Aber sie machen ihn trotzdem. Vielleicht brauchen wir es deswegen noch immer, dieses Sterben. Bilddank an nothingpersonal.


post 220606877845 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet Archiveto the lost. Du kannst es nicht zustopfen, dieses Leck, egal, was du versuchst, Essen hilft nicht, so wie Hungern nicht geholfen hat, nicht einmal Menschen helfen, nicht einmal dieser eine Mensch, auf den alle warten, ohne Ausnahme. Du weißt noch immer nicht, wie das gehen soll, mit dem Leben, wie das gehen soll, Dinge hin zu kriegen. Einer von den Normalen zu werden. Du stellst dir Kinder vor, lichthelle Wohnungen, gefüllte Münder und Konten. Und dagegen du, zwischen den Kissen versunken, mit deinem Schlaflosgesicht, mit deiner mühsamen Arbeit am Wort, weil du nichts anderes kannst. Die Fremde spricht sich dir zu. Du weißt, dass du dem Gestern adieu sagen musst, aber die Straße legt sich nicht warm unter die Füße und die Stimmen von gestern sitzen dir im Genick, die Stimmen von heute, die selbst im Lachen ernst bleiben, weil sie auf das nächste “zu spät” warten, das nächste, noch unsichtbare Stück Schmerz, und das, was unsichtbar ist, macht immer am meisten Angst, unzählige Geister können davon Geschichten erzählen, lang gezogene Geschichten. während sie kalt in deine Haare atmen. Vielleicht essen Gespenster Äpfel am liebsten, das Knallen von Fruchtfleisch, Furchtfleisch im Mittelohr, und du hältst es für Kanonenlärm, du bist noch immer im Krieg. Trink auf dich. Trink auf uns. To the lost. Bilddank an jitt.


post 213835189286 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveIch altere unter Wasser, vom Stuhl nebenan tropft dein zornblau gefrorenes Wort, eine leuchtende... Ich altere unter Wasser, vom Stuhl nebenan tropft dein zornblau gefrorenes Wort, eine leuchtende Signalspur im Mittelohr. Mit dir zu leben, heißt im Exil zu atmen. Ich war der Zufall, der dir gelegen kam; du warst mein Platz zum Schlafen. Ich altere unter Wasser, bislang bin ich ein halb ausgereifter Charakter, ein nachlässiges Spiel mit Jetztzeit. Mein Puls pocht zu langsam, aber da ist immer noch ein Druckimpuls, die Tonart für Aufbruch. Heute pumpt mein Herz dich mit letzter Kraft auf Abstand. Ich werde das Versprechen von Freude einlösen, mit irgendwem wird es Glück geben, Waldluft, in der Morgen wurzelt, mit irgendwem wird der Schlamm von gestern von den Füßen fallen. Mit irgendwem werde ich vorwärts gehen und zuletzt, vielleicht, furchtlos sein. Bilddank an Mikaylah Bowman.


post 2102647087013 crawl-Datum: 26.01.2013 rss Internet ArchiveUnd dann kommt der Moment, in dem die Selbstschutzmaschine, die schon auf Autopilot lief, noch ein,... Und dann kommt der Moment, in dem die Selbstschutzmaschine, die schon auf Autopilot lief, noch ein, zwei Mal knattert und dann wird es still, dann pocht nur noch mein Herzschlag ins Ohr, zu schnell und zu blass sieht es aus, hier, am Ende des Tages. Der Blicksuchdurchlauf strandet an der Notfalltasche, dem kleinen Rucksack voller Dinge, die man braucht, wenn man sich nicht vergeben kann. Alles spielt nur noch die Rolle der anderen, die Rolle derer, die nachts nicht zerfetzt werden vom Gefühl, dass es vielleicht kein Morgen mehr gibt, dass dieser Körper endgültig zu müde ist, um ein weiteres Mal aufzustehen und in einen Tag zu gehen, der sich nicht lohnen wird, weil ich nicht dort bin, wo ich sein will. Weil niemand neben mir aufwachen wird, weil mich niemand an den Menschen erinnert, der ich gern geworden wäre. (Der Traum vom gelingenden Leben ist mein Lieblingssymptom.) Das ist der Moment, in dem ich in jedes fremde Gesicht auf der Straße schreien möchte, nimm mich mit, hol mich heim, wo auch immer das sein mag. Bilddank an liquid meth.


post 2053182838814 crawl-Datum: 22.09.2012 rss Internet Archivefür L. und die anderen. und was, wenn ich immer noch wissen will, was du tust. und wie du es tust. wo du hin willst. wir haben uns verändert, aber wir sind immer noch internetmädchen, mit schönen fotos, die wir vorzeigen, und angst im bauch, die wir vorzeigen, aber nicht so, dass man uns verstehen könnte, wirklich verstehen. vieles ist anders und besser geworden, aber ich falle immer noch, weißt du, ich atme immer noch in diesem körper, der in regelmäßigen abständen SOS pulst und dann liege ich in meinem bett am rand der welt und versuche, mich zu erinnern, dass ich immer wieder aufgestanden bin. dass es weiter ging. ich will dir sagen, dass du mich so verdammt beeindruckt hast, mit allem, was du bist. mit deinem trotz, deiner wut und deiner freude. ich will nicht, dass du das aufgibst. ich weiß, dass du dich durchbeißen kannst, wenn du zornig genug bist. und ich will dich irgendwann mal oben sehen, in irgendeinem scheinwerferlicht, und dann will ich sagen, dass ich dich kannte. von anfang an.


post 204053224302 crawl-Datum: 22.09.2012 rss Internet ArchiveAus dritter Ehe deiner Adjektive entstand das Wort „unversucht“. Aus dritter Ehe deiner Adjektive entstand das Wort „unversucht“.


post 1845845542010 crawl-Datum: 03.06.2012 rss Internet ArchiveÜber allem Trauern den Moment verpassen, wenn die Wunde bereit ist, im weichen Gewebe des Bauches... Über allem Trauern den Moment verpassen, wenn die Wunde bereit ist, im weichen Gewebe des Bauches unterzugehen. Platz zu machen. Über allem Schmerz von gestern vergessen, dass Dinge besser geworden sind. Über allem gerettet werden wollen nicht einsehen, dass es dafür zu spät ist. Im besten Sinn.


post 182072647032 crawl-Datum: 03.06.2012 rss Internet ArchiveNur ein paar stille Tage, seufzt du und lügst. Du willst nicht ohne die Gewissheit sein, dass es nur... Nur ein paar stille Tage, seufzt du und lügst. Du willst nicht ohne die Gewissheit sein, dass es nur ein Fingerschnippen, ein paar getippte, geflüsterte Worte dafür braucht, dass etwas zerstört wird. Dass du zerstörst. Verletzen, um wenigstens der erste zu sein, weil jeder betrügen muss, wenn die Karten gezinkt sind. Du glaubst, dass das nicht aufhört, mit dem verlassen werden, mit dem enttäuscht werden, und begreifst nicht, dass du längst die Seiten gewechselt hast. (Die Regel liebe deinen Nächsten wie dich selbst gilt genauso für Verachtung.) Im Moment, wo etwas knackt in deinen Knochen, im Moment, wo sich die erste Störung im Herzschlag manifestiert, in diesem Moment fängst du mit dem Begreifen an. Verschluckst dich ein letztes Mal an der Wunde, die immer noch Wirklichkeit ist, auch wenn es keine Waffe mehr gibt. Du setzt deinen Fingerabdruck auch unter diese Nacht, unter jede Stunde, die dir die Augen zuhält, du lässt es geschehen, atmest durch, lässt es dir in Ruhe richtig schlecht gehen. Du nimmst noch eine Pause von dem, was du dir schuldig bist. Es ist an dir, das Herz dieses Tages auszutauschen. Es ist an dir, wütend zu sein, wütend auf jeden Moment, in dem du es dir zu leicht gemacht hast. Vielleicht trägst du schwer im Warten auf eine Rückkehr. Vielleicht willst du zurückspulen ins Gestern, aber Gestern ist das, was dich krank gemacht hat. Der einzige, der zurück kehren muss, ist der Traum, der dich an dich erinnert. Bilddank an Matt Austin.


post 1733640415911 crawl-Datum: 07.07.2012 post Internet Archivefindet da ein Kribbeln statt zwischen uns, sag, sind wir Passanten oder sprechen wir uns einen Schritt nach vorn? zwischen uns ist Wetter, schlohweiß legt es sich über die Wärme deiner möglichen Briefe. Fußspuren einer Fotografie: dein Sepiablick, deine ungekämmten Augen, grobkörniger Gruß und Morgen: ein stumpfes Gefühl. sag, sind wir Passanten? deine Sternzeichen nehmen sich verdammt vage aus und dein Lachen klingt irgendwie ökumenisch. einen Anfang vorausgesetzt - wann werden wir Archivgeräusch sein? Bilddank an sofarfromnowon.


post 161127531023 crawl-Datum: 03.06.2012 rss Internet ArchiveWir haben lang genug gekämpft, sagst du und wirfst die Kanonenhandbücher nach oben, in die Luft. Wir... Wir haben lang genug gekämpft, sagst du und wirfst die Kanonenhandbücher nach oben, in die Luft. Wir desertieren von der Vergangenheit. Im Grunde sind wir Pazifisten, rufen wir den Gespenstern von gestern zu, und wenn wir wegrennen, dann nur Hand in Hand. Ich bin dein Soldatenmädchen, ich singe, wenn du nicht schlafen kannst. Um dem zu entgehen, fällst du in den Schlaf wie in einen Abgrund. (Die schönsten Träume entstehen immer aus Notwehr.) Unter der Decke, mit dir, wird es hell. Ein paar Hand voll Wand, ein paar Reste Tapete, die Sternbilder deiner Muttermale, das reicht mir als Welt. Uns umschnurren Moleküle, keine Streifschüsse mehr, die letzte, die beste Waffe bleibt das Wort. Wir werden auf den Händen zu euch kommen, die Füße in den Regen gestreckt. Zwischen jeder Zeile werden unsere Augen empor lugen. Wir sprengen uns durch eure Rippen, mitten ins Herz.


post 1541132046510 crawl-Datum: 03.06.2012 rss Internet ArchiveIch bin also die, die ihr Herz zu oft den Falschen in die Hand gedrückt hat, damit sie es mitnehmen,... Ich bin also die, die ihr Herz zu oft den Falschen in die Hand gedrückt hat, damit sie es mitnehmen, an einen besseren Ort. Die gute Tage in großen Stücken schluckt, damit es länger warm bleibt im Magen. Die, die dir dazwischen kommt. Die dich mit dem Mund angeht. Die Geschichte, von der es zu viele Fassungen gibt. Die Fremde, zu der man nicht gehört, weil sie zu hartnäckig beim Verzweifeln ist. Die Witzfigur, die alle paar Wochen zu Boden geht und von Notfallmedizinern neue Diagnosen geschenkt bekommt. Die nicht oben schwimmen kann, weil sie zu lange unter Wasser geatmet hat. Die so sehr ein Zuhause braucht, dass niemand es ihr geben kann. Die nicht weiß, wie das gehen soll, sich dem Leben aussetzen. Deren Gesicht aus Zucker ist; es verschwindet im Regen. http://www.youtube.com/watch?v=zTGXUC5ul6Y


post 125523987985 crawl-Datum: 19.03.2012 rss Internet Archive10:10 Jede Farbe beißt sich fest, wenn du dich erinnerst, dass du sie zum letzten Mal siehst. Jedes Geräusch nimmt dich in den Blick, das Licht steigt dir hell in die Nase - die schönste, klarste Warnung. Du hast nicht geschlafen, sondern Stickstoffpreise verglichen, in deinem kleinen, kalten Raum fiele Stickstoff wie ein Vorhang zu Boden, an seinem Saum lägst du, der Schlaf käme mit ruhiger Endgültigkeit, vielleicht ein Lächeln zum Schluss, die Gewissheit, dass Stille käuflich bleibt. Der Morgen postiert sich im Kopf wie eine Armada. Schmerz im Blocksatz hinter der Stirn, von 200 Arten Kopfschmerz gehören dir heute 27, eine Nuance für jedes Jahr. Neben dir rumoren Nadeln, Doppelstockbetten für Kanülen, rumort ein Pflaster noch auf dem Arm. Der Sonograph wie ein Fossil, massiv und schweigend, das Warten auf den Schatten des Arztes in der Tür, ein Schatten, der sich in den Augenwinkeln fest wächst, ein Schatten, der bestimmt, ob du auch dieses Mal davon kommst, dich aus der Matrix geschlossener Räume und Zyklen hinaus biegen kannst. Kurs nehmen auf ein nächstes Jahr: die nautische Zielgerade. Du atmest ja noch, bewegst dich noch, auch nach Wochen, Monaten ohne Schlaf, der Schlaf zu nennen wäre; zu welcher Besinnung solltest du kommen? Du hast dich selbst aufs Spiel gesetzt und gewonnen. Ein letztes Würgen über den Blutresten, die du zurück lässt, als Beweis dafür, dass deine Wunde Wirklichkeit ist, aber nicht mehr die Waffe. (Du kannst noch nicht gehen, es gibt noch Dinge zu sagen, zu schreiben, es gilt noch Versprechen einzulösen, Versprechen von Freude.)


post 122088216705 crawl-Datum: 19.03.2012 rss Internet Archive05:49 Ein Vibrieren, das im Nacken beginnt, als könnte der Hals den Kopf nicht mehr halten. Ein Wandern, die Wirbelsäule entlang - aufrecht bleiben, die neue Unmöglichkeit. Ein Beben in Ober- und Unterschenkeln, darüber in Vergessenheit geraten: die blau angelaufenen Handflächen. Als kröche etwas durch mich hindurch, pochte von innen gegen die Haut, ein Klopfen, ein Zeichen: bald. Als hätte ich nichts gelernt. Als wäre Schlaf etwas, das man sich beibringen muss. (Ich wünschte, der Wecker würde klingeln, dann wüsste ich, dass ich geträumt habe.) Tinnitus ist ein schlechtes Wort für Signalstörungen. Schallschuss und Echo: Muskelstolpern, Herzrasen und Blütenstaub vor Augen, Strukturen schwimmen, gondeln an mir vorbei. Ich kniee am Beckenrand, der Atem taucht abwärts, als blinkte eine Münze am Grund. Es bleibt etwas zurück, ein Begreifen vielleicht, es würde ja niemanden wundern, wenn dieses Wort Krebs Wahrheit würde, eine Silbe, mitten ins Gesicht, in den Körper geschmettert, denn was habe ich aus meinem Leben gemacht als eine zynische Bemerkung. Das Bedürfnis nach Zukunft tauchte nur noch in Behandlungsräumen auf, umgeben von Lichtern und Wörtern, die fremd bleiben müssen. Ich: eine Feier des Scheiterns. Was ist dieser Krebsverdacht mehr als eine beliebige Fortsetzung, ein nächster Versuch von Verfall. Wunden lassen sich nicht auf Karten einzeichnen, mein Körper ist Atlas, eine Sammlung von Gesten und Worten für Schmerz. Ein Wühlen in Fußnoten von gestern und Suchen nach Messern für morgen. Ich war immer zu gut darin, mich allein zu fühlen. (Wenn ich allein bin, gibt es mich nicht.) Im Schulterblick: die verschlissenen Menschen vergangener Jahre, sauber aufgefädelt, Therapeuten, Freunde und Liebhaber, noch zuckende Reste freundlicher Worte, ungelesener Briefe und Bücher. Im Nacken: der Morgen. Vielleicht ist meine Krankheit ein Traum, der auch ohne mich weiterleben kann. Vielleicht heißt Krebs nur, dass Zellen unsterblich werden.


post 109042344977 crawl-Datum: 19.03.2012 rss Internet ArchiveWichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Die Zähne hell und glatt geknirscht, unter unzählige Züge... Wichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Die Zähne hell und glatt geknirscht, unter unzählige Züge geweint – der Raum, den es gab, dieser Welt-Raum, war zu groß für mich, ich ging in jedem Tag verloren. Und jetzt: in dich eingewickelt, egal, wo wir sind, mein Blick klettert nach oben; was wir sehen, weist selten genug über uns hinaus. Und jetzt: eine Möglichkeit hinter fleckigen Fabrikhallendecken, hinter Plakatauslagen, Bremslichtergasen, hinter Stumpfastbäumen, hinter dem Seiltanz dieses Moments ist alles durchschaubar. Alles spielt eine Rolle, die Rolle der anderen, ein dunstiger Film, maximal schwarzweiß. Und wir: fern von dieser grobkörnigen, jahrhundertelang geatmeten Luft, wir fliegen wie Pinguine unter Wasser, unsere unwegsame Welt muss nicht erklärt und nicht gerettet werden. Mit dir nur noch neues, helles Fleisch, mit dir über die alten Narben rudern, den Blick abgewandt, in eine Zeit, in der ich liebe. Wichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Ich erinnere mich: nichts kann mir mehr zu nah kommen, denn da bist überall du. http://www.youtube.com/watch?v=GTkzyyv0DuA


post 1073284910414 crawl-Datum: 19.03.2012 rss Internet ArchiveCordreste Unter der Woche reicht unser Blick bis zur Tür. Wir müssen gefasst sein auf Gamaschenweiß, auf vermessenes Magenta und bewegungsloses Gelb. Wer uns besucht, hat schlechte Nachrichten im Gepäck. Unsere Kunden haben Knopfaugen und Reißverschlussstimmen. Sie wollen unsichtbare Flicken, und sie wollen sie jetzt. Sie legen korkbraune Hosen und Rhabarberrüschenröcke auf den Tisch. Unser Nein liegt scharf unter Zungenpapier, wir können es uns nicht leisten. Schlammtöne verfolgen uns im Schlaf. Zum Trost beißen wir Butterkeksen die unsauberen Ränder ab. Dem Kaffee fehlt Milchzuversicht. Wir flicken mürrisch dünn gewordene Stellen; ungezählte Sicherheitsnadeln sind schon über Bord gegangen. Ich werfe Perlen vor deinen Saum; wir streiten um Borten und Stichlängen. Mittags pausen wir Worte vom Reißbrett und schneiden ein Lächeln zurecht. In unseren Jackentaschen klappern Notfallnadelkissen; an unseren Händen sind Stiche zu sehen. Im Urlaub zupfen wir gedankenverloren an Tischdecken und Kellnerschürzen. Wir schließen Hotelzimmertüren, öffnen Hemd- und Blusenkragen, fühlen nichts vom Teppich, auf dem wir stehen - seine Fransen krallen sich unerkannt um unsere Füße. Das Rot deiner Baumwolle: satt wie ein erster Schluck Wein. An meinen Oberschenkeln sammelt sich Tüll. Deine Hand nimmt die erste Etappe; sie kocht alle Farben ein. Dein Kuss schmeckt nach Cordresten. Zuhause will ich würziggrüne Karos und kokosnussweißen Samt. Wir greifen blind ins Stoffregal; nur mit geschlossenen Augen erkennen wir, was wir wollen. Wir prellen die Verkäufer um gerechte Preise, wir geben uns kühn. Kaum haben wir den Laden verlassen, greifen wir in die Taschen. Andacht im Fühlen, wir wollen es glatt und schimmernd und unverbraucht. Das Weiche ist unser Gewinn.


post 672237262319 crawl-Datum: 19.03.2012 rss Internet ArchiveWahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es... Wahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es dir besser gehen als mir. Wie stellst du dir mich vor? Vielleicht bin ich ein alter Bibliothekar mit Nickelbrille, der nachts die Seitenzahlen der Bücher überprüft, nicht bei Kerzenlicht, das wäre zu gefährlich. Vielleicht bin ich Waffenhändler und überschlage die Leben, die ich zu verantworten habe, wenn ich nicht schlafen kann. Vielleicht bin ich Zeitungsausträger, einer von denen, die tagsüber nicht funktionieren und nachts dafür sorgen, dass die Normalen ihren Tag wie gewohnt beginnen können. Die Normalen, mit ihren beruhigenden Frisuren, die ein Leben ohne Mobiltelefon für kompliziert halten, die für einen Strauß Blumen vier Wochen Rückgaberecht erwarten, die Normalen, die glücklich vor sich hin leben wollen, für eine bessere Statistik. Die Normalen, die ihren Kick durch Reflexion bekommen, aber verdammt noch mal, Alufolie reflektiert auch. Am stumpfsinnigsten ist es, etwas Sinnvolles tun zu wollen. Hat das Leben uns überstimmt, Tove? Reichen unsere Fünf-Minuten-Fluchten nicht mehr, die Zigarette nicht, der immer zu bittere Kaffee nicht, die Fünf-Minuten-Illusion, nur juristisch erwachsen zu sein? Hast du die Suche nach nostalgischen Metaphern für Musik durch Interpretennamen ersetzt, hast du das erste Auto gekauft, die erste Wohnung gemietet? Hast du festgestellt, dass Reisen nicht mehr reicht, um Erinnerungen zu produzieren, und dass der Alltag schweres Handwerk ist? Der Pflichtteil heißt Träumen, Tove, und vielleicht bist du ein Versager geworden, aufgeschwemmt im bodenständigen Gefühl volljähriger Sätze. Versagen heißt, deine Traurigkeit nicht mehr zu brauchen, versagen heißt, dass alles an seinem Platz ist. Versagen heißt, dass dir die Worte ausgehen. Es gibt Wichtigeres als das Schreiben, sonst gäbe es nichts, worüber man schreiben kann, eines Tages, nicht heute. Ich schreibe nicht mehr. Das hier ist nur die Einleitung zu einem Brief an dich, Tove, eine Einleitung, mit der du mich finden kannst. Wenn du es willst.


post 356911355511 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet ArchiveDie Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn. Pflichtteil Traum:... Die Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn. Pflichtteil Traum: Wir brauchen die Wunden nur, um uns am nächsten Morgen zu erinnern, dass wir bereit waren, uns zu verletzen. Aber was verstehen wir schon vom Träumen, unsere Worte gehorchen uns nicht mal im Schlaf. Der Alltag ist ein strapaziertes Paradies. Wir haben Urlaubsgesichter aufgesetzt, wir sind Rucksacktouristen im Land des Suffs und pilgern uns elend. Die Nacht fällt vor uns auf die Straße, unser “Wir” kriecht auf allen Vieren. Mein Körper kennt 142 Worte für Schmerz, sage ich und sehe dir zu, wie du weg schaust. Die Kompassnadel auf deiner Haut schlägt in die falsche Richtung aus. Deine Zehen sind am Boden fest getackert, an deiner Überzeugung, dass am Ende doch alles gut wird. Diese Überzeugung, die dir ein Leben, wie du es führst, nicht austreiben kann. Du weißt nicht, wie man fällt. Hunt your karma down. Ich wurde nicht dazu geboren, mich kurz zu fassen. Ich wurde nicht geboren, um es dir leicht zu machen. Ein Herz ist kein brennbares Material. In meinem Gesicht steht ein unbeholfen gemaltes Lächeln und sagt: „Ich habe nicht gut für mich gesorgt.“ Ich wünschte, ich wäre besser im Leben. Ich wünschte, ich könnte deinen Daumen in meinen Mund schieben und schlafen.


post 554899603921 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archivefür Ron Winkler Das Meer schickt Blaufrequenzen aus. Dieser Tag ist kein Farbfehler; wir staunen Küsten und inhalieren Wolken. Möwenrundflug statt Mittagsschlaf. Wir werden vom Wind bestürmt; unsere Sohlen erzählen sich Sandgeschichten, erzählen von Eiscreme und Sonnenkugelbäuchen. Auf unserer Decke liegen Wäschenester; Fische sind uns voraus. Wir umschwimmen die Quallen mit ihren aufgeschwemmten Gesichtern, wir betasten Muschelnähte und lassen uns von Marienkäfern trocknen; sie arbeiten im Schichtdienst auf unseren Armen. Der Horizont kocht Schiffsmeldungen ein: Heute sammeln wir Himmelsrichtungen. Bilddank an Lucy Muskalunge.


post 519527310614 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet ArchiveNotfallherz Auf dem rosa Zettel steht „Notfall“, deswegen soll ich nicht mit den anderen fernsehen und Automatenwasser trinken, sondern auf einer Trage liegen, dem Aufnahmetresen gegenüber, in Blickweite. Weißes Papierknistern zwischen dem harten Polster und mir, Hygienevorschrift. In dieses Knistern lege ich mich, versuche, unauffällig zu atmen, als sei ich Kind und presste mich auf einen Feldboden, gefallen in einem Krieg ohne Waffen. Die anderen werden nach und nach aufgerufen, ein Lokalgangster mit angeschossener Hand, ein kleines Mädchen mit blau geprügelten Augen, eine dicke Mutter mit noch dickerem Sohn und Magenschmerzen. Neben mir sammeln sich weitere Tragen. Festgeschnallte alte Menschen, Faltengesichter und schreiverzerrte Münder. Krankenschwestern verteilen Spritzen und barsche Worte; währenddessen schlägt mein Herz, mein Notfallherz, immer schneller und nimmt mir die Luft. Ich kann keinen Notruf abgeben, weil dafür die Luftnot zu groß ist und ich frage mich, ob es das jetzt war. Ob ich in der Sterilität eines Krankenhauses sterbe, ohne etwas zurück zu lassen, das bleibt. Immerhin: ich weine, also lebe ich noch. Die Ärztin, die schließlich auftaucht, ist klein und pummlig, sie fragt, ob ich eine Patientenverfügung hätte oder einen Organspendeausweis und lässt mich dann auf meiner Trage in ein Dreierzimmer rollen, die Pfleger sind gesichtslos vor meinem Tränenvorhang und legen Kabelverbindungen zu piepsenden Monitoren, Monitoren, die auf mich aufpassen sollen, weil ich das offensichtlich nicht mehr kann. Der restliche Tag unterteilt sich in Blutentnahmen, die Pflasterreste an Armen, Händen und Füßen sehen wie Vereisungen aus, eine davon herzförmig: ein Ballonherz an einer Schnur. Die zwei Frauen neben mir fallen sich gegenseitig ins Wort - wenn sie nicht von Königsfamilien sprechen, dann von Einsamkeit. Ich versuche, mir einzureden, dass das Plätschern in ihren Urinbeuteln wie ein Bach klingt und dass ihr Erbrechen vorm Frühstück nur gesund sein kann; der Toast ist ohnehin kalt und hart wie das Braun der unberührten Schränke. Wir sind verkabelt, wir können nichts außer warten. Immerhin: ich bekomme Besuch. Der Besuch sitzt neben mir auf dem schmalen Bett, unter uns Plastik, ein Schutz gegen alles, was flüssig und menschlich ist. Der Besuch legt mir seinen Kopfhörer ans Ohr, Low singen „Try to sleep“ und die Blutdruckmanschette zieht sich zusammen, lässt meine Hand ein Stück seinen Oberschenkel nach oben wandern. Mit dem Besuch neben mir kann ich schlafen. Der nächste Morgen bringt wenig Neues: Mit meinem Herz stimmt etwas nicht. Vielleicht wohnt in ihm immer noch jemand, den es nicht gibt.


post 428949875313 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet ArchiveDu brauchst niemanden, der dich rettet. Du brauchst jemanden, der dich an den Menschen erinnert, der... Du brauchst niemanden, der dich rettet. Du brauchst jemanden, der dich an den Menschen erinnert, der du sein kannst.


post 426861605212 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet ArchiveTrösten können kleine Dinge; ich suche nach den großen. Trösten können kleine Dinge; ich suche nach den großen.


post 416529080811 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet ArchiveWir sind süchtig danach, zu verschwinden. [Dieser Blog wächst in euren Händen, unter euren Blicken. Jedes Wort: für euch, und die Freude. Mit euch: herzhoch springen] Schau in die Kühle. Ein Lächeln wächst ungefragt zwischen den Mündern. Etwas verschiebt sich, dieser Abend nimmt uns vorweg. Kein Donner zu hören; nur Löffelpoltern auf Glas, Paukenschlag Eis auf der Zunge und Sahnerinnsal am Hals. Es gibt nichts, was gegen Herzschwäche spricht; sie sichert das Gelände für uns. Ich wache neben dir auf dem Boden auf; wir zählen zu denen, die nachts am besten blühen. Wir zählen zu denen, die süchtig danach sind, zu verschwinden. Wenn man es sagen dürfte, ich würde sagen: In unseren Fingerkuppen schläft Licht. Bilddank an momentofchange.


post 409714611510 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet ArchiveMelancholie ist unwiderstehlich mit ihrem dünnen Hemd und den halb geöffneten Lippen. Melancholie... Melancholie ist unwiderstehlich mit ihrem dünnen Hemd und den halb geöffneten Lippen. Melancholie schlägt sacht gegen deine Schenkel und etwas Nasses taumelt nach unten. Melancholie legt einen Fransenschal nachlässig um deine Handgelenke, ehe sie dir ohne Vorwarnung den Mund verschließt. Walnussgeschmack. Dringlichkeit. Deine Nasenspitze glänzt von Melancholie, und du gehst ihr leicht von der Hand. Melancholie tariert Vermissen aus und schnitzt den Morgen grobkörnig vor dein Gesicht. Ihre Schönheit wiegt schwer; sie schmeckt nach allem, was falsch ist in dir. Melancholie bringt dir bei, alles zu verstehen und wenig besser zu machen. Mit ihr lebst du auch dieses uneingestandene Jahr. Manchmal nimmt dein Atem zwei Stufen auf einmal, aber in ihrem Land bleibt nichts übrig, als sich zu verirren. Melancholie macht dein Herz zu einem üblen, einem unerkundbaren Ort. Bilddank an weloveillustration.tumblr.com.


post 38752337369 crawl-Datum: 04.11.2011 rss Internet ArchiveDieses Leben ist die Geschichte, die du nicht erfinden kannst. Dieses Leben ist der Ort, wo du... Dieses Leben ist die Geschichte, die du nicht erfinden kannst. Dieses Leben ist der Ort, wo du überwinterst, wo du immer neue Unmöglichkeiten in fremde Ohren flüsterst und das Lächeln des Gefesselten lächelst, des Verletzten, der weiß, dass nichts Gutes zu erwarten ist. Der bereit ist, an jedes Versprechen zu glauben und an keins. (Dieses Leben ist für den, der nicht bleiben kann.) Dieses Leben ist wie dieser Tag immer dasselbe, dieser Tag beugt sich über dich und erklärt, du seist zu leicht, zu schwer gewesen. Dieser Tag geschieht nicht einfach. Dieser Tag zielt auf dich. Hol ihn heim und tausch sein Herz aus. Hör auf, vor deiner Stille Angst zu haben. Du bist spät dran. Mit dir.


post 37449027508 crawl-Datum: 04.11.2011 rss Internet ArchiveDu bist zu gut darin, dich zu foltern. Du schläfst nicht mehr, du verträumst die Tage und läufst... Du bist zu gut darin, dich zu foltern. Du schläfst nicht mehr, du verträumst die Tage und läufst nachts durch die Stadt. Deine Augen am Himmel fest gesaugt, deine Hände zerzauste Vögel, manchmal triffst du einen Fremdvertrauten, der sie halten kann, manchmal lächelst du, aber das ist nur dein sichtbarer Teil. Du schüttelst kein Wir mehr aus dem Handgelenk; ein Gegenüber bedeutet nur Buchstabenhaufen, die du nicht verstehst, die dir in den nutzlosen Kopf starren und auf Echos warten. Eine Biografie steht der anderen gegenüber und weiß nicht, was tun. Du hast ein Zuhause gebraucht, so sehr gebraucht, dass es dir jetzt niemand mehr geben kann. Jede Berührung muss verschwinden in all dem, was fehlt. Dieses Fehlen hat dich zu dem gemacht, was du bist - eine Gestalt aus Regen. Lächeln ist nur Zwischenzeit, du gibst sie mit vollen Händen aus. Alles fällt dir aus den Fingern, dein Ich fällt dir aus den Fingern, der fremde Mund auf deiner Brust rafft noch ein paar Reste zusammen. Glück ist wie die Seele ein Betrug, du suchst sie umsonst. Du befragst das Gestern und weckst die letzten Dämonen auf. Sie scheren dich kahl, über blanke Haut rutscht Luft mit ihren heißjuckenden, ihren Läusegedanken. Aufkratzen hilft nicht, so wie nichts mehr hilft. Was Verzweiflung macht, lässt sich nicht beschreiben, weil sie alles lähmt - auch die Zunge.


post 341152460311 crawl-Datum: 04.11.2011 rss Internet ArchiveWir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes... Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes Mal neu. Ich hatte mit einer Liste begonnen. Hustensirup, Schwarzbrot, Vanillepudding… bei Anis-Kümmel-Plätzchen hörte ich auf. Manchmal greifen wir nach Weidenkätzchen, wenn Äste uns streifen. Sie müssen entschuldigen, wir sehen nicht gut. Wir tragen keine Brillen; Sprach- und Sehzentrum unserer Gehirne sind rosarot getüncht. Meine Haarfarbe heißt wie seine Lieblingszahl: 65. Wir essen Tomaten, die in Gewächshäusern zur Welt gekommen sind. Seine Hände öffnen den Vorhang auf meiner Stirn. Sie riechen nach Mozzarella. Ich schließe die Augen und denke mir Basilikum dazu.


post 25311192732 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive“In meiner Hand liegen drei Wünsche und ich frage mich, ob Sparsamkeit nicht eine Form von Sterben ist.“ Ich habe an mir selbst gespart, an der Möglichkeit von Freude. Stranden an schuldlosen Fingern, an Brüsten unter Spitzenhemdchen und geweißten Schatten unter den Augen - ich war eine Spitzfindigkeit zwischen schafblutroten Lippen und wollte gerettet werden. Aber wer retten will, spürt nur sich selbst in jeder Umarmung, versucht sich selbst am Ertrinken zu hindern. Man kann nicht bei dem bleiben, der retten will; er kostet zu viel. Ich war eine Geschichte von Echos. Die Sätze lappten übereinander, hymenlos, und jetzt werfe ich mein Herz gegen die eigene Wand, löffle Suppendunkel aus der eigenen Hirnschale. Die Suche nach dem Glück steht im umgekehrten Verhältnis zur Fähigkeit, es finden, es ertragen zu können. Es wird keine neue Projektions-Stelle vergeben. Vielleicht hat Narziss heute Nacht die Stadt verlassen. Bilddank an Christian Kintner, Kursivwortdank an Rabesken


post 24621080312 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet ArchiveIch bin mein eigener Baum. Mandelkronen und Luftpost zu einem Stern weit oben. Ich habe nicht mitgemacht, niemanden gefragt, was passend wäre. Für Verwandte, für mich. Die müden Blicke der Verkäufer galten mir nicht. Kein knisterndes Geschenkpapier, kein entnervt zurecht gezupftes Klebeband, kein Zorn, keine Eile. Sich umspülen lassen von stoßenden Armen, tretenden Füßen und zurück kehren in eine Wohnung mit beherzt glänzendem Holzboden. Die Stille lässt sich fassen. Sie dringt aus beleuchteten Fenstern um mich herum. Weihnachtssterne, und Lichterketten wie bunte Finger auf Scheiben verstreut. Was fehlt, sind keine Worte, die ich mir hätte abholen können wie eine Handvoll Umarmungen. Was fehlt, ist die Gewissheit, dass Schweigen sich selbst die Berechtigung nimmt. Dass man nicht bereit sein muss, heim zu gehen. Sondern dass man es einfach nur tun muss. Bilddank an Martin Petersen


post 11739616616 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet ArchiveDeine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns...Deine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns...


post 11089685636 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet ArchiveWir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf...Wir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf...


post 86152476910 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet ArchiveSalzkrustenmundKann man machen, die Hände ins Spiel bringen, in Laufrichtung drücken, Weißfleckenschmerzstellen....


post 4752882879 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet ArchiveBleib, wo du schweigst - es steht noch ein Morgen aus und er, in der Ferne, geht mit mir durch den Tag. Bilddank an André Horenburg


post 43047265512 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet ArchiveWer zieht dich aus? Wer putzt dir die Zähne? Wer hält aus, was du an dir nicht erträgst? Ist der Satz “Ich verstehe dich” eine Lüge? Ist es ein Ziel, nirgendwo ankommen zu wollen? Wann nimmst du dich ernst? Was willst du? Taugst du zum Leben? Bist du erleichtert, wenn man dich durchschaut? Lässt sich von diesem Tag mehr erwarten, als dass er dem vorherigen nicht gleicht? Was macht dich besser? Bilddank an Christian Kintner


post 42400495215 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet ArchiveMein Herzverschluss klemmt.