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Vortragende und Vorträge

Eine Auswahl an Publikationen der Vortragenden sind in der Zotero-Gruppe Literatur im Netz - Forschung und Archivierung verzeichnet.


  

Gunhild Berg

Netz-Literatur - Von den Werten digitaler Literatur im Social Web

Digitale Literatur fordert die philologischen Kategorien des ‚Werts‘ der Literatur heraus. Der Impulsvortrag analysiert exemplarische Literaturen aus sozialen Netzwerken und Foren auf Erzählweisen, ‑formate und ‑gattungen hin und wirft daran Fragen nach informationstechnologischen, editorischen, literaturkritischen und literaturwissenschaftlichen neuen ‚Werten‘ und ‚Wertigkeiten‘ digitaler literarischer Werke auf. Mit der Intertextualität und Referentialität der Literatur im Social Web stehen produktions- wie rezeptionsästhetische Bestimmungen von Autor*innenschaft, literarästhetische Bewertung und Kanonisierung zur Diskussion und Disposition.

 
Kurzbiografie:

Gunhild Berg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachdidaktik des Germanistischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Wissensvermittlung und neue Medien/ Digitale Didaktik (18. und 21. Jh.) und Wissenschafts-, Medien- und Literaturgeschichte des Experiments (18. und 19. Jh.).

Web: https://d-3.germanistik.uni-halle.de/dr-gunhild-berg/ 


  

Thomas Ernst

Interaktive Literatur im Web: Netzliteraturwissenschaftliche Perspektiven auf Kanonisierung und Archivierung

Literarische Texte und die literarische Kommunikation auf den großen Sozialen Medien (z.B. Instapoesie, Twitteratur) oder auf Literatur- und Social Reading-Plattformen (z.B. Mojoreads oder Crowdsourcing-CMS) zeichnen sich vor allem durch die Möglichkeit einer direkten Interaktivität aus: Kommentieren, Liken, Disliken, Umschreiben, Fortschreiben etc. In diesen Prozessen können sich sogar die Rollen von Autor:in und Leser:in verwischen. Die Entgrenzung des literarischen Werkes zu einem literarischen Text als Teil eines interaktiven Prozesses veröffentlichter literarischer Kommunikation stellt besondere Herausforderungen an die Kanonisierung und Archivierung dieser Texte und ihrer Kommunikation.

Mit diesen Herausforderungen will sich der Beitrag zunächst theoretisch befassen, indem er verschiedene Typen einer besonders interaktiven Netzliteratur zu unterscheiden versucht. Dabei ist sowohl danach zu fragen, was überhaupt noch ‚das Literarische‘ eines Textes ist, mit welchen literaturwissenschaftlichen Kategorien diese Interaktivität zu fassen wäre und inwiefern sich Grundbegriffe der Literaturwissenschaft (‚Autor:in‘, ‚Leser:in‘, ‚Werk‘) noch zur Netzliteraturanalyse eignen. Bei diesen grundsätzlichen Überlegungen nimmt der Vortrag eine dezidiert netzliteraturwissenschaftliche Perspektive ein, die selbst im Vortrag reflektiert wird.

In einem zweiten Schritt soll nach den Kriterien gefragt werden, die bei der Auswahl von Formen interaktiver Literatur in Sozialen Medien oder auf Literaturplattformen helfen, die archiviert und damit auch kanonisiert werden sollten. Der Vortrag wird sowohl quantitative als auch qualitative Kriterien der Bewertung diskutieren. Dabei wird er zugleich die gesellschaftliche Funktion der Literaturarchive in Bezug auf Soziale Medien und Literaturplattformen sowie die rechtlichen und kulturellen Herausforderungen dieser Prozesse reflektieren.

Schließlich sollen die Ergebnisse dieser beiden theoretischen Reflexionen an zwei repräsentative Projekte herangetragen werden: Einerseits rückt der Mitlese- und -diskussionsprozess im Vorfeld des crowdgefundeten Buches „Morgen mehr“ von Tilman Rammstedt in den Fokus, zweitens sollen literarische Formen der Holocaust-Erinnerung auf Sozialen Medien wie Twitter und Snapchat als zu archivierende Gegenstände analysiert werden (wobei Letztere selbst bereits eine archivierende Funktion haben, zugleich jedoch als interaktive und somit vergegenwärtigte Texte ihre Wirkung erreichen).

  

Kurzbiografie:

Thomas Ernst ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universiteit Antwerpen. Daneben lehrt er an der Universiteit van Amsterdam. In seiner Forschung konzentriert er sich auf Fragen der Netzliteraturwissenschaft, auf Studien der Subversion und auf mehrsprachige Literaturen (Deutschland und die BeNeLux-Länder). Er ist Gründungsmitglied der  DHd-Arbeitsgruppe Digitales Publizieren und assoziiertes Mitglied des Netzwerk Leseforschung und des Study Center of Experimental Literature.

Web: https://www.thomasernst.net/

ORC-ID: https://orcid.org/0000-0002-3932-0293


  

Dragan Espenschied

Die Rhizome ArtBase: digitale Infrastruktur zur Erhaltung von Netzkunst und Softwarekunst

Die ArtBase, erstmals 1999 vorgestellt, ist ein Archiv für Netzkunst und Softwarekunst in der inzwischen über 2000 Werke enthalten und als performative Objekte zugänglich sind. Die technische Infrastruktur ist darauf ausgelegt, nicht nur "Artefakte", sondern auch die zur Aufführung notwendigen "Umbegungen" konservatorisch zu behandeln. Preservation Director Dragan Espenschied wird die zugrundeliegenden Konzepte und Möglichkeiten dieses Kernprogramms von Rhizome, einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung und Erhaltung digitaler Kunst mit Sitz in New York, vorstellen.

  

Kurzbiografie:

Dragan Espenschied ist Netzkünstler und Experte für die Erhaltung digitaler Kunst. Seit 2014 leitet er das Programm zur Digitalen Erhaltung bei Rhizome, wo er einheitliche Prozesse basierend auf Webarchivierung, Linked Data, und strukturierter Emulation einführte. Espenschied studierte Kunst und Gestaltung an der Merz Akademie Stuttgart, seine Diplomarbeit "insert_coin" wurde 2001 mit dem Internationalen Medienkunstpreis von ZKM und arte ausgezeichnet. Seine Arbeit zu Emulation als Erhaltungsstrategie wurde 2014 von der Open Planets Foundation und 2016 mit dem Best Paper Award der iPRES ausgezeichnet.


  

Peter Gendolla, Robert Kalman, Jörgen Schäfer

Performative Ästhetik. Netzliteratur und die Grenzen des Archivs

Schon die ersten literarischen Aktivitäten im Netz wurden bald in den Kontext von Performanztheorien gestellt und als eine Art neuer Sprechakte oder auch als inszenierende Aufführungen begriffen. So bezeichnet etwa Uwe Wirth schon den Hypertext und die aus ihm entwickelte frühe Hyperfiction der 1990er Jahre als performative verknüpfende Schreibhandlungen, die mit tradierten Werk-Begriffen häufig nur unzureichend zu beschreiben sind. In weiteren Phasen der Netzliteraturgeschichte hat sich in Interaktionen von Menschen mit Texten in geschlossenen oder offenen Räumen, die oft übers Internet verschiedene Orte in einer gemeinsamen Inszenierung verknüpfen, eine instantane und multimodale, eben performative Ästhetik, entwickelt.

Nach inzwischen rund drei Jahrzehnten lassen sich zumindest zentrale Probleme bzw. noch nicht gelöste Aufgaben formulieren: Was davon kann (und soll) dokumentiert und archiviert werden? Wie können die performativen und kooperativ übers Netz verteilten Projekte erhalten werden, die nicht einfach als Text-, Film- oder Video-Dateien abgespeichert und aufgerufen werden können, sondern vielmehr Skripte oder Programme darstellen? Lautet womöglich eine Konsequenz, dass ein digitales Archiv, das solchen Formen der Literatur adäquat ist, selbst insofern „performativ“ sein müsste, als es der Ort für neue Aus- und Aufführungen sein müsste?

  

Kurzbiografien:

Jörgen Schäfer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar der Universität Siegen und Ko-Projektleiter des Teilprojekts „Pop, Neue Sensibilität und Literatur“ im SFB 1472 Transformationen des Populären. Peter Gendolla war bis 2016 Professor für Literatur, Kunst, Neue Medien und Technologien an der Universität Siegen. Von 2002 bis 2012 führten Jörgen Schäfer und Peter Gendolla im SFB 615 Medienumbrüche das Teilprojekt „Literatur im Netz/Netzliteratur“ durch. Seither betreiben sie gemeinsam mit Robert Kalman die Forschungsstelle Literatur in elektronischen Medien (LEM) sowie das Datenbankprojekt Archiv deutschsprachiger elektronischer Literatur (ADEL).

Web: http://adel.uni-siegen.de


  

Renate Giacomuzzi

Das digitale Verlustgeschäft und der Mehrwert von Webarchiven. Ein Rückblick und Ausblick auf die Praxis der Webarchivierung

Der Vortrag beschäftigt sich mit medienspezifischen Aspekten von Literatur im Netz, die die Archivierung und aktuelle Entwicklungen von Literaturprojekten im Internet betreffen. Der Vortrag geht auf die bisher zu wenig thematisierten Folgen ein, die sich aus der Archivierung ergeben. Dabei geht es auch, aber nicht nur, um den bekannten Kanonisierungseffekt von Archiven.

  

Kurzbiografie:

Renate Giacomuzzi arbeitet seit 2007 am Innsbrucker Zeitungsarchiv und ist dort seit 2014 Senior Scientist. Sie war an den Webarchivierungsprojekten "Deutschsprachige Digitale Literaturmagazine. Erfassung - Beschreibung - Archivierung" (DILIMAG) und „Autorenhomepages. Ein Projekt zur Erfassung, Analyse und Langzeitarchivierung“ beteiligt.

Web: https://www.uibk.ac.at/germanistik/mitarbeiter/giacomuzzi_renate/person.html 


  

Dene Grigar

The NEXT: Building a Virtual Repository of Born-Digital Literary Works

What is the most effective strategy for designing a repository of born-digital literary work? What considerations need to be addressed to allow for collected materials to be readily accessible to visitors, even when some may be not be available due to copyright policies or to obsolete platforms?

This presentation responds to these questions from the perspective of The Electronic Literature Organization’s The NEXT, a virtual space –– a multimedial museum, library, and preservation environment created to assure long-term accessibility to the cultural history of experimental writing that developed from the mid 1980s onward, across the globe. The NEXT’s archives contain a wide array of physical and digital media relating to hypertext novels, poetry, and essays; kinetic poetry; animated text; Interactive Fiction; net art; literary games; virtual and augmented reality narratives; interactive novels; mobile narratives, and many other forms, as well as artist’s notes, promotional materials associated with the works, and scholarship about born-digital literary art in the original language as well as in translation.

Topics of this presentation include theoretical and practical information relating to the space’s structure, specifically its extended metadata schema and technological infrastructure; aesthetics that create a cohesive and consistent design across over 3000 spaces that display collection items; functionality relating to the participatory, interactive, and experiential approach to visitor engagement; and logistics for presenting both physical and digital archives together in one repository space.

  

Kurzbiografie:

Dene Grigar is Director and Professor at the Washington State University in Vancouver. She directs the Creative Media & Digital Culture Program and the Electronic Literature Lab. From 2013-2019, she was president of the Electronic Literature Organization, where she is now serving as Digital Preservationist. Grigar also authored several works of electronic literature.

Web: http://www.nouspace.net/dene/  


  

Julia Nantke

Fortschreiben, Bearbeiten, Einspeisen – Überlegungen zu Formen kreativer TextREproduktion im Netz 

Der Beitrag fokussiert verschiedene Formen der kreativen Nachnutzung literarischen Materials in digitaler Literatur, wobei unterschiedliche künstlerische Produktionsszenarien von Mitschreibeplattformen bis zu KI-generierten Texten in die Kategorien Fortschreiben, Bearbeiten und Einspeisen unterschieden werden. Anschließend sollen anhand dieser Beispiele Herausforderungen für die Archivierung digitaler Literatur in konzeptueller und technischer Hinsicht benannt und erste tentative Überlegungen hinsichtlich einer digitalen ‚Archiv-Ordnung‘ angestellt werden.

  

Kurzbiografie:

Julia Nantke ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Digital Humanities für Schriftartefakte an der Universität Hamburg.  Ihre Forschungsschwerpunkte sind digitale Literatur und digitale Literaturwissenschaften, Materialität und Medialität der Literatur, Literatur und Kunst der Avantgarden, Literaturtheorie und Editionswissenschaft.

Web: https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/personen/nantke.html 


  

Magdalena Pflock

„Erstmal eure Tweets ausdrucken und ordentlich abheften.“ – über die Archivierung von Momentaufnahmen

Durch permanente Aktualisierung erweckt das soziale Netzwerk Twitter den Anschein ständiger Aktualität, durch seine breite Nutzung durch Literaturschaffende und -begeisterte ist es ein lohnenswerter Gegenstand literaturwissenschaftlicher Forschung. Die medialen Bedingungen stellen neue Herausforderungen an die wissenschaftliche Arbeit und eröffnen ein neues Forschungsgebiet. Doch wie Twitter literaturwissenschaftlich erforschen? Das ist eine Frage, der sich das DFG-Forschungsprojekt „Schreibweisen der Gegenwart“ stellt. Aufgrund der Flüchtigkeit des Textmaterials gibt es bei deren Beantwortung kein Vorbeikommen an der Erstellung eines Korpus und der Archivierung von Tweets, die eine Grundlage für die weitere Arbeit bilden. Doch nach welchen Kriterien vorgehen? Welche Accounts sind literarisch interessant? Wie archivieren und aufbereiten? Welche Rolle spielen dabei die Strukturen des sozialen Netzwerks? Der Impuls gibt anhand von ausgewählten Beispielen und Problemstellungen einen Einblick in die literaturwissenschaftliche Arbeit mit Twitter.

Christian Bohm [@HerrVanBohm]: „Erstmal eure Tweets ausdrucken und ordentlich abheften.“
[Tweet| URL: https://twitter.com/HerrVanBohm/status/249390569472798720?s=20, 22.9.2012 [zuletzt 1.3.2021].

  

Kurzbiografie:

Magdalena Pflock arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Forschungsprojekt „Schreibweisen der Gegenwart. Zeitreflexion und literarische Verfahren nach der Digitalisierung.“ in Greifswald. Seit 2010 begleitet sie Twitter, zunächst als reines Instrument, um mit der Kürze von Texten zu spielen, dann als Mittel der Unternehmenskommunikation und seit 2019 als Forschungsgegenstand, so auch in ihrem Dissertationsprojekt 280 Zeichen Gegenwart, das sich insbesondere mit Twitter beschäftigt.

Web: https://germanistik.uni-greifswald.de/pflock/


  

Mona Ulrich

Aufbau einer Webarchivierungsinfrastruktur am DLA - Die Planung

Die Sammlung des Deutschen Literaturarchivs Marbach „Literatur im Netz“ umfasst archivierte Netzliteratur, literarische Blogs und literarische Online-Zeitschriften, die zwischen 2008 und 2018 von der Bibliothek und dem DFG-Projekt „Aufbau eines Quellencorpus für die seit den 1990er Jahren entstehende Literaturgattung ‚Netzliteratur‘“ archiviert wurden. Das Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg hat den Service SWBContent, mit dem die Webseiten archiviert und zugänglich gemacht wurden, 2018 eingestellt.

Im Rahmen des SDC4Lit-Projekts soll nun eine neue Webarchivierungsinfrastruktur aufgebaut werden. Eine klassische Webarchivierungsinfrastruktur beinhaltet ein Tool zu Erfassung, das die Webressourcen im WARC-Format speichert, und ein Tool zur Wiedergabe, das WARC-Dateien interpretieren kann. Ausgehend von diesem Punkt stellen sich zwei große Fragen: Wie ist diese Infrastruktur aufzubauen, um flexibel erweiterbar zu sein und damit auf eine sich ändernde Tool-Landschaft reagieren zu können? Und welche Netzobjekte können damit nicht hinlänglich archiviert werden?

Webarchivierungstools zur Erfassung sind zum Beispiel Webcrawler, automatisierte Browser, bedienbare Remotebrowser oder Browser-Plug-Ins, die die angefragten Webressourcen im WARC-Format speichern. Die einen Tools sind darauf ausgelegt, Massen an Daten aus dem Web speichern zu können, die anderen darauf, eine vollständige und qualitätsgeprüfte Erfassung einzelner Seiten zu ermöglichen. Im Fall von Literatur im Netz werden beide Ansätze benötigt, da zu den Objekten große Blogs aber auch komplexere Netzliteraturwerke gehören. Die Webarchivierungsinfrastruktur sollte es ermöglichen, diverse vorhandene und zukünftige Tools einzubinden, oder die Outputs dieser verarbeiten zu können.

Netzobjekte bestehen im Kern aus Ressourcen, die auf einem Server liegen und über Internetprotokolle an einen Client verschickt werden können. Aber zu ihnen können auch serverseitigen Datenbanken oder clientseitige Plug-Ins gehören. Bei der Erhaltung sind neben den Ressourcen demnach auch Server- und Clientumgebungen zu berücksichtigen. Bei der Webarchivierung mittels WARC-Format werden nur die Ressourcen gespeichert, die von einem Webserver an den Client gesendet wurden. Zusätzliche Maßnahmen wie Server- und Software-Erhaltung gehören daher ebenfalls zu einer umfassenden Strategie.

Die nötigen Erhaltungsmaßnahmen ergeben sich aus den signifikanten Eigenschaften eines Objekts und den Anforderungen, diese zu erhalten. Um diese das Objekt konstituierenden Eigenschaften identifizieren zu können sind Analysen notwendig, die im Fall von literarischen Netzobjekten auch eines literaturwissenschaftlichen Input bedürfen.

  

Kurzbiografie:

Seit September 2019 ist Mona Ulrich Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Literatur Archiv in Marbach und am Projekt Science Data Center for Literature beteiligt. Voraus gingen ein Bachelorstudium an der Merz Akademie im Bereich Neuer Medien und ein Masterstudium im Bereich Konservierung Neuer Medien und Digitaler Information an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.


  

Katharina Warda

Let's Play Falling in Love. Independent Computerspiel Cibele als autobiografische Lyrik

Nina Freeman gilt als "the punk poet of video games". Mit ihrem autobiografischen Independent-Spiel Cibele verwandelte sie die Erfahrungen an ihre erste Liebesbeziehung in eine interaktive digitale Erzählform. Das Spiel geht auf eine Entdeckungsreise in die Welt von Online-Rollenspielen, jugendlicher Gamerkultur in einer Zeit als das WWW noch relativ neu war, spielt mit dem Sujet der ersten Liebe und verschiedenen Erzählgenres und -medien, u. a. Freemans adoleszenten Gedichten. Dabei verwehrt sich das Spiel gängigen Spielkonventionen, -ästhetiken und traditionell epischen Erzählmustern. Vielmehr spricht Freeman selbst davon mit Cibele ein digitales Gedicht geschaffen zu haben. Dem geht dieser Beitrag nach und untersucht die digitale Erzählsprache des Computerspiels im Kontext epischer Lyrikformen.

  

Kurzbiografie:

Katharina Warda ist Soziologin und Germanistin. Als Fellow der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien promoviert sie in Berlin zur Widerständigkeit biografischer Erzählungen und marginalisierten Identitäten in Tagebuch-Blogs. Seit 2021 ist sie Mitglied der Forschungswerkstatt "Widerständige Praxen. Post-Migration in Literatur, Medien und Sprache der Gegenwart". Daneben arbeitet sie sowohl wissenschaftlich als auch als freie Autorin zu den Schwerpunktthemen Ostdeutschland, Rassismus, Klassismus und Punk. Gerade co-organisiert sie eine Panelserie auf der diesjährigen German Studies Association Conference in Indianapolis (USA) nicht-weißen Perspektiven aus DDR, Wende und Ostdeutschland.

Web: https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/friedrichschlegel/personen/Doktorand-innen/Warda/index.html