Es reicht ja nicht aus, dass sie dich nicht wieder erkennen, die Menschen, neben denen du früher gelebt, mit denen du dich auf Schulbänken und Pausenhöfen gelangweilt hast. Es reicht nicht aus, wenn du weißt, dass du jemand anderes geworden bist, in vielerlei Hinsicht. Dass das Lachen lauter und die Haare kürzer geworden sind, das Gesicht weicher und die Taille schmaler. Weil immer noch dieser jemand in dir steckt, der sich fehl am Platz fühlt, egal, wo er ist. Weil das nicht aufhören wird, dass du über Tage und Wochen nicht schlafen kannst, dass du mit Herzrasen wach liegst, dass du um fünf Uhr morgens Abschiedsbriefe und Testamente entwirfst, weil du immer noch nicht gelernt hast, ruhig zu atmen, weil du dir das immer noch nicht vorstellen kannst: du und glücklich. Du und richtig. Weil du am Ende still durchs Herbstlaub stapfst, vorbei an Zweierreihen, an Kinderwägen, weil du am Ende oben auf einer Brücke stehst und auf das Wasser hinabschaust, auf das Glitzern, in eine Weite, die von allem erzählt, was du nicht kennst. Weil du in diesem Moment, hoch oben in der Novembersonne, weißt, dass du noch einmal ganz von vorn anfangen willst. Dass es Zeit wird für einen neuen Ort, eine neue Arbeit, für ein neues Verstehen von allem, was du bist, was dich umgibt und von allem, das du noch entdecken wirst. Für Geschichten, die du nicht erfinden kannst. Für ein Gefühl, in dem sich überwintern lässt. Vielleicht wirst du dann, eines Tages, kein Notfallherz mehr haben. Wirst du wissen, was dich trösten kann. Bilddank an ikeafieldmouse.