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21.04.2013 post Internet Archive

Es hört ja nicht einfach auf, sich richtig anzufühlen. Man beginnt bloß, die ersten Brüche zu sehen, das kurze Stocken, die winzigen Irritationen, über die man hinweg ging, weil doch alles noch anfing, und nothing compares to a start. Das sollten doch wir werden, tiefer und enger, als jeder Ratgeber raten würde - egal, ob Buch oder Freund. Das sollte groß werden, so groß, dass es uns überleben könnte.
Und jetzt schau ich uns von oben an: zwei fremdvertraute Körper, die nichts miteinander anzufangen wissen. Eingespielte Gesten und routiniertes Schweigen. Das, worüber wir nicht sprechen, zersetzt jeden Versuch von Bewegung, löscht jeden Tag ein Stück Boden aus, bis alles ins Wanken gerät, bis dieses Fundament namens wir nicht mehr groß und fest genug ist, um uns zu tragen.
Bis wir abspringen müssen, freier Fall in neue Notwendigkeiten: Wohnungsbesichtigungen, Kontoauszüge, Schufa-Auskunft, und all das, während man zuhause im Bett liegen und weinen will. Aber zuhause gibt es nicht mehr, es gibt nur Sofas von Freunden und ein zurückgelassenes Leben, das in Kartons einsortiert werden muss, gegen Brüche drei Mal mit Zeitungspapier umwickelt – auf ein neues, brucharmes Leben. Wie verlorene Kinder stehen die Möbel herum, die wir zu zweit gekauft haben, jeder ein paar Scheine strahlend dem Kassierer bei Ikea in die Hand gedrückt, der das schon kannte, der seinen Blick schon abgeschaltet hatte für die Freude in Kundenaugen, die ohnehin nicht viel mit Stühlen oder Lampen zu tun hatte. Wer bei Ikea arbeitet, dachte ich, der sieht alles. Den hysterischen Rausch der ersten gemeinsamen Wohnung. Die Kompromisse, die man noch gern macht. Und dann die verkniffenen Münder, wenn man weder einander noch den neuen Schrank sehen will. Die blinden Käufe, wenn eigentlich schon alles vorbei ist und man sich mithilfe von Tischen und Stühlen versucht, vom Gegenteil zu überzeugen. Und zuletzt: die Topfpflanzen, die Farbe in ein lichtarmes Apartment bringen sollen und nicht zu schwer sein dürfen. Gerade so schwer, dass einer allein sie tragen kann.




17.05.2013 index Internet Archive

nothing compares to a start

Es hört ja nicht einfach auf, sich richtig anzufühlen. Man beginnt bloß, die ersten Brüche zu sehen, das kurze Stocken, die winzigen Irritationen, über die man hinweg ging, weil doch alles noch anfing, und nothing compares to a start. Das sollten doch wir werden, tiefer und enger, als jeder Ratgeber raten würde - egal, ob Buch oder Freund. Das sollte groß werden, so groß, dass es uns überleben könnte.
Und jetzt schau ich uns von oben an: zwei fremdvertraute Körper, die nichts miteinander anzufangen wissen. Eingespielte Gesten und routiniertes Schweigen. Das, worüber wir nicht sprechen, zersetzt jeden Versuch von Bewegung, löscht jeden Tag ein Stück Boden aus, bis alles ins Wanken gerät, bis dieses Fundament namens wir nicht mehr groß und fest genug ist, um uns zu tragen.
Bis wir abspringen müssen, freier Fall in neue Notwendigkeiten: Wohnungsbesichtigungen, Kontoauszüge, Schufa-Auskunft, und all das, während man zuhause im Bett liegen und weinen will. Aber zuhause gibt es nicht mehr, es gibt nur Sofas von Freunden und ein zurückgelassenes Leben, das in Kartons einsortiert werden muss, gegen Brüche drei Mal mit Zeitungspapier umwickelt – auf ein neues, brucharmes Leben. Wie verlorene Kinder stehen die Möbel herum, die wir zu zweit gekauft haben, jeder ein paar Scheine strahlend dem Kassierer bei Ikea in die Hand gedrückt, der das schon kannte, der seinen Blick schon abgeschaltet hatte für die Freude in Kundenaugen, die ohnehin nicht viel mit Stühlen oder Lampen zu tun hatte. Wer bei Ikea arbeitet, dachte ich, der sieht alles. Den hysterischen Rausch der ersten gemeinsamen Wohnung. Die Kompromisse, die man noch gern macht. Und dann die verkniffenen Münder, wenn man weder einander noch den neuen Schrank sehen will. Die blinden Käufe, wenn eigentlich schon alles vorbei ist und man sich mithilfe von Tischen und Stühlen versucht, vom Gegenteil zu überzeugen. Und zuletzt: die Topfpflanzen, die Farbe in ein lichtarmes Apartment bringen sollen und nicht zu schwer sein dürfen. Gerade so schwer, dass einer allein sie tragen kann.




27.05.2013 post Internet Archive

Es hört ja nicht einfach auf, sich richtig anzufühlen. Man beginnt bloß, die ersten Brüche zu sehen, das kurze Stocken, die winzigen Irritationen, über die man hinweg ging, weil doch alles noch anfing, und nothing compares to a start. Das sollten doch wir werden, tiefer und enger, als jeder Ratgeber raten würde - egal, ob Buch oder Freund. Das sollte groß werden, so groß, dass es uns überleben könnte.
Und jetzt schau ich uns von oben an: zwei fremdvertraute Körper, die nichts miteinander anzufangen wissen. Eingespielte Gesten und routiniertes Schweigen. Das, worüber wir nicht sprechen, zersetzt jeden Versuch von Bewegung, löscht jeden Tag ein Stück Boden aus, bis alles ins Wanken gerät, bis dieses Fundament namens wir nicht mehr groß und fest genug ist, um uns zu tragen.
Bis wir abspringen müssen, freier Fall in neue Notwendigkeiten: Wohnungsbesichtigungen, Kontoauszüge, Schufa-Auskunft, und all das, während man zuhause im Bett liegen und weinen will. Aber zuhause gibt es nicht mehr, es gibt nur Sofas von Freunden und ein zurückgelassenes Leben, das in Kartons einsortiert werden muss, gegen Brüche drei Mal mit Zeitungspapier umwickelt – auf ein neues, brucharmes Leben. Wie verlorene Kinder stehen die Möbel herum, die wir zu zweit gekauft haben, jeder ein paar Scheine strahlend dem Kassierer bei Ikea in die Hand gedrückt, der das schon kannte, der seinen Blick schon abgeschaltet hatte für die Freude in Kundenaugen, die ohnehin nicht viel mit Stühlen oder Lampen zu tun hatte. Wer bei Ikea arbeitet, dachte ich, der sieht alles. Den hysterischen Rausch der ersten gemeinsamen Wohnung. Die Kompromisse, die man noch gern macht. Und dann die verkniffenen Münder, wenn man weder einander noch den neuen Schrank sehen will. Die blinden Käufe, wenn eigentlich schon alles vorbei ist und man sich mithilfe von Tischen und Stühlen versucht, vom Gegenteil zu überzeugen. Und zuletzt: die Topfpflanzen, die Farbe in ein lichtarmes Apartment bringen sollen und nicht zu schwer sein dürfen. Gerade so schwer, dass einer allein sie tragen kann.