Komm heim >>

Ze zurrealism itzelf


Make love your war.

Unser Kanon greift nach vorn und in mir bleibt eine Falltür zurück, ein fensterbreiter Atemzug. Du bist mein Publikum, wenn ich schreibe, du stellst keine Fragen. Für dich raffe ich Freudensynonyme zusammen. Du bist mein Phantom, meine Vorstellung, du fachst den Trost an und einen Krieg, den ich nicht beenden kann.
Mein Schulterblick im Spiegel drängt nach Gewissheit. Ich denk mich schön für dich. Ich will dein Versprechen, Gewissensbisse an meinem Hals, ich will mit dir in gestreiften Sätzen dem Morgen entgegen schlafen. Meine Tatsachen brauchen deinen Schutz. Lies mich neu; schieb das Verlorene unter meinen Augen in deinen Mund. Ich warte hier, im Wort, auf dich.

Über der Brücke hängt ein rotes Tuch zum Trocknen aus; darunter schwingt ein Junge seinen Anorak im trotzigen Kampf. Blattgelb jagt durch den kinnhohen Sturm. Die Münzen für den Bus rollen sich auf dem nassen Beton zusammen. Ein Anfall von Lachen, ein Küssen berührt sie im Spiel.

We used to be castaways and nobody will ever kiss me your way.
But we are just a story; we don’t have to be told.
See, everything has changed and nothing as well.
I will always recognize your hands, your voice out of hundreds.
I’m not over you, but I’m done with you.

Pan-Pan

Vom Stuhl nebenan tropfen Erwartungen. Nicht bleiben dürfen, nicht bleiben können, nicht bleiben wollen. Es gibt drei empfindliche Stellen, an denen der Körper am schnellsten Wärme verliert. Fremde Herzen pumpen mich auf Abstand, Knöchel wenden sich hämisch auf links. Pan-Pan-Ruf senden. Laub fällt von der Stirn in die Halskuhle, der Puls im Bein pocht langsam. Ich gehe vorwärts, aber ich halte nicht Schritt. Meine Tatsachen brauchen zu viel Schutz. Kontrollieren Sie Ihre Atmung. Ein Mondschal legt sich sternfrei auf die Augen.
Ich liege am Rand der Welt; ich kann nicht schlafen. Wenn zwei oder mehr Personen gleichzeitig im Wasser sind, sollten sie sich aneinander schmiegen. Niemand leckt mein verknöchertes Ohr. Niemand bringt mir Wald und Morgen ans Bett. Unversehrtes bricht sich keine Bahn durch gekrümmtes Fleisch. Ich bin ein klobiges Straußenei und zurre meinen Schal fester, kreuze die Arme. Spannen Sie sich an. Mein Floß treibt im Freien und ich löse die Befestigungen. Kappen Sie die Fangleine. Aktivieren Sie die Epirb. Sparen Sie mit Leuchtsignalen.

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Ich muss mich in fremde Hände geben; dein Name lässt sich nicht murmeln im Schlaf. Kein Schlupfloch bist du, dein Gedanke kreist unerkannt durch den Kehlkopf. Den Herzklappen fehlt Klopfresonanz. Sehnen klumpt und staut sich hin zur Unterwasserejakulation. Vielleicht schmeckst du das Salz, dort, wo du bist.
Meine Lippensegel sind gesetzt, aber mein Mund öffnet sich umsonst. Alles ist Schlagwort und schneidet mich klein und nach unten. Heb mich hervor. Leg die alten Geschichten unter Putz. Hol mich heim.

come find me @ last.fm

und das hier ist jetzt.

Ich habe diese Zeit nicht gewählt, und auch diese Stadt nicht, aber ich bin dort das geworden, was bei mir als groß durchgehen muss. Heute wollte ich sie mir erlaufen, ein weiteres Mal. Ein erstes Mal. Vorbei am Begräbnisinstitut, über dem eine Uhr behauptet, es sei kurz vor zwölf, vorbei an Taubenresten am Boden, und dann plötzlich, mitten in der Fußgängerzone, ein Klavier und ein Junge in schwarz, der nichts sieht von seiner Umgebung, der nur für jeden gelungenen Notenstapel lächelt, nicht für mich.
Vielleicht habe ich heute verstanden, was Musik heißt. Der Wind ohrfeigt nicht mehr; im Hals schnürt sich kein Knotenbündel und Schatten für Schatten steigt aus dem Boden und verbeugt sich im Sturz. Musik bedeutet, einfach nur sein zu können, diesen einen Moment lang die Fremde nach Hause zu schicken. (Sie hat eines, du weißt davon.) Musik bedeutet, ohne Worte zu sein, keinen Aufstand mehr auszurufen gegen das, was man ist.

[Sein Name ist Benedikt Thomann und ich will ihm danke sagen.]

Deine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns warm, blitzt eine Möglichkeit zwischen meinen Beinen auf. Ich kämpfe, um unversehrt zu bleiben. Ich will Trümmer sehen und vergessen, dass wir alle Ruinen entstammen. Mein Blick ist geschient und stutzt sich schlecht geputzten Fenstern entgegen. Nimm mich mit nach draußen, in den Regen, den Wind. Wasch mich aus, wasch mir den Zorn von den Wimpern. Würz deine Zungenspitze nach. Ich bin deine Geschichte und nur so wahr, wie du mich glauben kannst.

Hörmirzu

Wir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf der Fensterbank stehen Töpfe; neben der Matratze schlafen Toilettensitze. Wir zwirbeln Bärte und Bauchspeck. Wir schreiben Hausarbeiten über Spielsucht bei Exilkoreanern. Wir haben keinen Abschluss, aber wir sind Masters of Reflection. Wir sind auf- und abgeklärt, wir bleiben ruhig bei dezidierten Darstellungen von Geschlechtsorganen.
Wir sind Masochisten und stutzen die Brennnesselbüsche der Schwiegereltern. Wir achten auf unsere Ernährung und bessern unsere Zinkwerte durch Blasen und Schlucken auf. Wir schlagen nur, weil es uns auch weh tut. Wir wollen friedlich miteinander rumleben und keine Kinder, die einem alles absaugen. Wir spüren das nagende Bedürfnis, uns zu kultivieren. Wir ziehen uns Themen aus dem Arsch und gestikulieren wild beim Spülen. Wir diskutieren das Spannungsverhältnis von Porno und Kunst. Wir experimentieren und gestalten. Wir laden Exaffären als Umzugshelfer ein und holen für Urinalspiele die Teichplane vom Dachboden. Wir sind romantisch und versprechen, einander nach einem Flugzeugabsturz nicht zu essen.
Wir halten Geduld für einen Industriekleber und Jesus für einen Typ mit Phantomschmerzen. Wir nähen uns die Lippen zu und lassen sie aufreißen. Wir nehmen zur Beruhigung Wodka ein und haben Scheidenpilze auf dem Nasenrücken. Wir sind extrem vergeltungsorientiert und trinken Fencheltee aus fünfzehn verschiedenen Starbucks-Isolierbechern.
Wir heißen Ida-Luise und Malte-Konstantin und sind nervlich abgenutzt. Wir wurden im Mutterleib zu oft gelobt und haben seitdem Bindungsstörungen. Wir verlieben uns in Therapeuten, Seelenfaschisten, und unsere Bücher beinhalten Beschreibungen unserer Symptome. Wenn wir etwas scheiße nennen, spricht das nur für unser reflektiertes Verständnis von Vergänglichkeit. Our minds are deep as toilets, wir produzieren content. Die Grundlage unseres Optimismus ist blanke Angst. Wir sind nicht kompliziert, nur anstrengend.

Was ich mir vorstelle: vierfüßige Schatten, windzerfetzte Sätze. Eingekofferte Gegengedanken. Keine Stirn, kein Nabel liegt in Falten. Dein Mund ist weich geworden; du leimst Worte zusammen, sagst mich dir auf. Keine Zwischentöne, kein Larvenfieber. Was ich mir vorstelle: Haarpochen auf deinen Armen, Sandlachen und wenn du nur deine Hand in meine schiebst, ist es wie Ficken.

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Komm und besuch mich im Poetenladen