Komm heim >>

Ze zurrealism itzelf


Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes Mal neu. Ich hatte mit einer Liste begonnen. Hustensirup, Schwarzbrot, Vanillepudding… bei Anis-Kümmel-Plätzchen hörte ich auf. Manchmal greifen wir nach Weidenkätzchen, wenn Äste uns streifen. Sie müssen entschuldigen, wir sehen nicht gut. Wir tragen keine Brillen; Sprach- und Sehzentrum unserer Gehirne sind rosarot getüncht. Meine Haarfarbe heißt wie seine Lieblingszahl: 65. Wir essen Tomaten, die in Gewächshäusern zur Welt gekommen sind. Seine Hände öffnen den Vorhang auf meiner Stirn. Sie riechen nach Mozzarella. Ich schließe die Augen und denke mir Basilikum dazu.

Bild via beautyineverything.com

Wir sind auf Erinnerungen aus. Die dunklen Flecken am Hals gehen knapp als Souvenir durch. Zuckerperlen und limonadentropfende Zungen, unsere Finger sonnenklebrig. Meergefühl und Möwenzehenwackeln auf Balkonboden, ein Vogelblick schwingt sich nach oben. Hinter der Weinflaschentalsperre warten Wolken auf uns. Unsere Urlaubspläne sind auf Sand gebaut, einstweilen liegen Erdbeeren leicht in unseren Mündern. Glück tut nichts zur Sache, Glück besetzt ungefragt Lippenwinkel und Fingerspitzen, Glück tanzt dich von hinten an und schmeckt wie…

Bilddank an yuliegal

In welcher Sprache hast du gelernt, was „böse“ bedeutet?
Wovon bist du überzeugt?
Für welche Sucht hast du dich entschieden?
An wem misst du dein Glück?
Was verzeihst du einem anderen nicht?
Was verachtest du an dir?
Worauf bist du stolz?
Mit wem fühlst du?


Bilddank an Maxie Fischer

Make love your war

Ich bin die, die dein Dunkel plündern wollte und unter dem Gewicht deiner Worte zu Boden ging. In dich wollte ich kriechen, wie eine Krankheit. Wie die Krankheit, die ich bin. Und ja, vielleicht waren wir weit oben, umschwirrten Worte den Lampenschirm, reihten sich ein paar gelungen gesetzte Vokale ins Zwischenfeld. Vielleicht haben wir Freudensynonyme zusammengerafft und damit den Blick aufs Ende des Tunnels verstellt. Wahrheit verändert sich, während man nach ihr sucht. Life works every day und jeder Abschied ist für immer; erinner dich an das, was du mir nie gewesen bist. Klemm dir ein Lächeln ins Gesicht. Das hier ist die Zeit des Entsetzens und niemand bleibt unversehrt.

In meinem Kopf Fliegenpilzgemüse - die Füße wollen mit dem Straucheln nicht aufhören. Ich brauche fremde Hilfe, um mir ein Bein zu stellen. Kartenhausgedanken. Herz Bube fängt Feuer. Du sprichst in slow motion, deine Worte legen sich wie Geister vors Fenster. Die Luft atmet sich schwer. Dein Blick: morgenbetont, einsichtslos.
Die Tür schließt zu leise, als dass ich glauben könnte, dass du je in mir gewohnt hast. Ich wasch deine Briefe auf 30 Grad, im Schleudergang fallen Mandelsplitterbomben durch Kehle und Magen. Ich werde mich nicht an dich erinnern. Mein Herz ist kein Stundenhotel und es wird einen Mund geben, in den ich meine Fragen legen kann.

Bilddank an Maxie Fischer

Wir dösen im Sand. Bis auf weiteres treiben wir noch; wir wiegen nichts. Im Dorfkern ist die Milchstraße zu Butter geronnen, wir streuen Mandeln und Muscheln aus, fein gemahlen beißen wir uns mit Bedacht blutig. Im brennenden Hals dein Lichtschnitt, mundgenau.
Der Blick tastet sich kadaverblau nach oben, eingedunkelte Stufen empor, im weißlich geschuppten Flur erwacht das Fangnetz meiner Tür und reibt sich die Augen. Ein Erwartungslos fängt Feuer, wir fallen auf meinen Kleiderboden, verwurzeln uns bunt, die Hände sind steif und finden nichts Gutes zu sagen. Wir verschwimmen und flicken das Los, das wir tragen. Wir sind bereit oder bereit, daran zu glauben. Wir erwachen hautgesäumt, schweißverbrannt.
Dem Mond immerhin sind wir entkommen, aber draußen dröhnt der Tag und unsere Worte sind Schorf, nicht feuerfest. Das Frühstück eine handwarme Roggenvariation, Salami und embryonale Eierlandschaft, heiseres Orangenfleisch und mehlbestäubte Lippenwinkel auf dem Weg nach unten. Nach dem letzten, vorgeschobenen Kaffee lässt du die Klinke los, dein Schatten bleibt noch eine Weile neben mir sitzen. Der dunkle Fleck am Kehlkopf ist dein Zeichen; ich lege mein Netz von neuem aus.

Bilddank an Lucie Camp

Warum ist es so anstrengend, du zu sein?
Wie bestrafst du?
Welche drei Komplimente hörst du am häufigsten?
Wen kannst du ernst nehmen?
Welchen Traum hast du beerdigt?
Was hätte ich bei dir zu befürchten?
Welcher Mensch hat dich besser gemacht?
Was kann dich trösten?


Bilddank an ASAS

Mein Hausgott, die Lampe, späht von rechts oben auf uns. Dein Mund misst mich weich aus; jeder Schritt auf der Zungenschleuse gibt ein Vergessen zurück, ein Gegensprechen am Morgen. Abgetragene Kohlegedanken im Magenbergwerk - ohne dich: die neue Unmöglichkeit. Meine windkalte Nase in deiner Halskuhle, dein Wimpernpuls in meinem Ohr. Wenn ich sage: dich schlafen sehen, sage ich alles.

Vorsommern

Im Wasser altern Enten geräuschlos. Wir beide: ein Gang über Land. Aus Fruchtfleisch fliegt eine Deklamation deinem Hals entgegen. Husten in Schwellerwartung vor gelbschwarzem Rauschen, pelzigem Staunen, willkürbefreit. Deine Interimhand schlägt aus und vergisst, faltet sich blattlos zusammen, faltet sich ädrig über meinem fragezeichnenden Bauch. Wer ist das du in mir, was ist sein Tanz, halten wir uns gern auf ineinander? Blütenschweigen und im sicheren Abstand: Flügelsprühen. Dein Schmirgelkinn ist gesäumt von Flickengewebe, Küssen heißt Striemenhorchen und beziffert ein knarrendes, knackendes Ja, mit schartiger Kehle trotzen wir dem Wind ein Stück Unversehrtheit ab.

Bilddank an Nadivondi

my fingers question you

Blutpuls im Ohr und eben noch dein Späheratem, dein Tropfen in meinem Gesicht, eben noch derselbe Stein, auf dem wir liegen und die Beine dem Mond entgegen strecken. Mein Herz hat Mandelkuchenform und ist genau richtig abgekühlt für einen Abschied.
Ich komme aus einer bindungsfernen Schicht; an den Distelstellen deiner Hände entlang schlittern wir zurück in die Wirklichkeit. Die falsche Erinnerung an dich verwächst sich mit meinem Mund. Fragloser Beilauf - im Konjunktiv hätten wir groß werden können.

Bilddank an Maxie Fischer