Ich bin Pandora und greife in deine Manteltaschen, auf der Suche nach Sturm.
- Ich möchte dir das wir anbieten.
Ich bin Pandora und greife in deine Manteltaschen, auf der Suche nach Sturm.
Vielleicht können deine Gespenster meine in die Flucht schlagen.
Dank an Modest Mekisch
Dieses Leben ist die Geschichte, die du nicht erfinden kannst. Dieses Leben ist der Ort, wo du überwinterst, wo du immer neue Unmöglichkeiten in fremde Ohren flüsterst und das Lächeln des Gefesselten lächelst, des Verletzten, der weiß, dass nichts Gutes zu erwarten ist. Der bereit ist, an jedes Versprechen zu glauben und an keins. (Dieses Leben ist für den, der nicht bleiben kann.) Dieses Leben ist wie dieser Tag immer dasselbe, dieser Tag beugt sich über dich und erklärt, du seist zu leicht, zu schwer gewesen. Dieser Tag geschieht nicht einfach. Dieser Tag zielt auf dich. Hol ihn heim und tausch sein Herz aus. Hör auf, vor deiner Stille Angst zu haben. Du bist spät dran. Mit dir.
Du bist zu gut darin geworden, dich zu foltern. Du schläfst nicht mehr, du verträumst die Tage und läufst nachts durch die Stadt. Deine Augen am Himmel fest gesaugt, deine Hände zerzauste Vögel, manchmal triffst du einen Fremdvertrauten, der sie halten kann, manchmal lächelst du, aber das ist nur dein sichtbarer Teil. Du schüttelst kein Wir mehr aus dem Handgelenk; ein Gegenüber bedeutet nur Buchstabenhaufen, die du nicht verstehst, die dir in den nutzlosen Kopf starren und auf Echos warten. Eine Biografie steht der anderen gegenüber und weiß nicht, was tun.
Du hast ein Zuhause gebraucht, so sehr gebraucht, dass es dir jetzt niemand mehr geben kann. Jede Berührung muss verschwinden in all dem, was fehlt. Dieses Fehlen hat dich zu dem gemacht, was du bist - eine Gestalt aus Regen. Lächeln ist nur Zwischenzeit, du gibst sie mit vollen Händen aus. Alles fällt dir aus den Fingern, dein Ich fällt dir aus den Fingern, der fremde Mund auf deiner Brust rafft noch ein paar Reste zusammen. Glück ist wie die Seele ein Betrug, du suchst sie umsonst. Du befragst das Gestern und weckst die letzten Dämonen auf. Sie scheren dich kahl, über blanke Haut rutscht Luft mit ihren heißjuckenden, ihren Läusegedanken. Aufkratzen hilft nicht, so wie nichts mehr hilft. Was Verzweiflung macht, lässt sich nicht beschreiben, weil sie alles lähmt - auch die Zunge.
Die Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn.
Pflichtteil Traum: Wir brauchen die Wunden nur, um uns am nächsten Morgen zu erinnern, dass wir bereit waren, uns zu verletzen. Aber was verstehen wir schon vom Träumen, unsere Worte gehorchen uns nicht mal im Schlaf.
Der Alltag ist ein strapaziertes Paradies. Wir haben Urlaubsgesichter aufgesetzt, wir sind Rucksacktouristen im Land des Suffs und pilgern uns elend. Die Nacht fällt vor uns auf die Straße, unser “Wir” kriecht auf allen Vieren. Mein Körper kennt 142 Worte für Schmerz, sage ich und sehe dir zu, wie du weg schaust. Die Kompassnadel auf deiner Haut schlägt in die falsche Richtung aus. Deine Zehen sind am Boden fest getackert, an deiner Überzeugung, dass am Ende doch alles gut wird. Diese Überzeugung, die dir ein Leben, wie du es führst, nicht austreiben kann. Du weißt nicht, wie man fällt.
Hunt your karma down. Ich wurde nicht dazu geboren, mich kurz zu fassen. Ich wurde nicht geboren, um es dir leicht zu machen. Ein Herz ist kein brennbares Material. In meinem Gesicht steht ein unbeholfen gemaltes Lächeln und sagt: „Ich habe nicht gut für mich gesorgt.“ Ich wünschte, ich wäre besser im Leben. Ich wünschte, ich könnte deinen Daumen in meinen Mund schieben und schlafen.
Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes Mal neu. Ich hatte mit einer Liste begonnen. Hustensirup, Schwarzbrot, Vanillepudding… bei Anis-Kümmel-Plätzchen hörte ich auf. Manchmal greifen wir nach Weidenkätzchen, wenn Äste uns streifen. Sie müssen entschuldigen, wir sehen nicht gut. Wir tragen keine Brillen; Sprach- und Sehzentrum unserer Gehirne sind rosarot getüncht. Meine Haarfarbe heißt wie seine Lieblingszahl: 65. Wir essen Tomaten, die in Gewächshäusern zur Welt gekommen sind. Seine Hände öffnen den Vorhang auf meiner Stirn. Sie riechen nach Mozzarella. Ich schließe die Augen und denke mir Basilikum dazu.
Im Wasser altern Enten geräuschlos. Wir beide: ein Gang über Land. Aus Fruchtfleisch fliegt eine Deklamation deinem Hals entgegen. Husten in Schwellerwartung vor gelbschwarzem Rauschen, pelzigem Staunen, willkürbefreit. Deine Interimhand schlägt aus und vergisst, faltet sich blattlos zusammen, faltet sich ädrig über meinem fragezeichnenden Bauch. Wer ist das du in mir, was ist sein Tanz, halten wir uns gern auf ineinander? Blütenschweigen und im sicheren Abstand: Flügelsprühen. Dein Schmirgelkinn ist gesäumt von Flickengewebe, Küssen heißt Striemenhorchen und beziffert ein knarrendes, knackendes Ja, mit schartiger Kehle trotzen wir dem Wind ein Stück Unversehrtheit ab.
Bilddank an NadivondiIn welcher Sprache hast du gelernt, was „böse“ bedeutet?
Wovon bist du überzeugt?
Für welche Sucht hast du dich entschieden?
An wem misst du dein Glück?
Was verzeihst du einem anderen nicht?
Was verachtest du an dir?
Worauf bist du stolz?
Mit wem fühlst du?
Bilddank an Maxie Fischer
Ich bin die, die dein Dunkel plündern wollte und unter dem Gewicht deiner Worte zu Boden ging. In dich wollte ich kriechen, wie eine Krankheit. Wie die Krankheit, die ich bin. Und ja, vielleicht waren wir weit oben, umschwirrten Worte den Lampenschirm, reihten sich ein paar gelungen gesetzte Vokale ins Zwischenfeld. Vielleicht haben wir Freudensynonyme zusammengerafft und damit den Blick aufs Ende des Tunnels verstellt. Wahrheit verändert sich, während man nach ihr sucht. Life works every day und jeder Abschied ist für immer; erinner dich an das, was du mir nie gewesen bist. Klemm dir ein Lächeln ins Gesicht. Das hier ist die Zeit des Entsetzens und niemand bleibt unversehrt.
In meinem Kopf Fliegenpilzgemüse - die Füße wollen mit dem Straucheln nicht aufhören. Ich brauche fremde Hilfe, um mir ein Bein zu stellen. Kartenhausgedanken. Herz Bube fängt Feuer. Du sprichst in slow motion, deine Worte legen sich wie Geister vors Fenster. Die Luft atmet sich schwer. Dein Blick: morgenbetont, einsichtslos.
Die Tür schließt zu leise, als dass ich glauben könnte, dass du je in mir gewohnt hast. Ich wasch deine Briefe auf 30 Grad, im Schleudergang fallen Mandelsplitterbomben durch Kehle und Magen. Ich werde mich nicht an dich erinnern. Mein Herz ist kein Stundenhotel und es wird einen Mund geben, in den ich meine Fragen legen kann.