drama?

ze zurrealism itzelf


„Wiedersehen“, das ist ein Untergrundwort

Ich altere unter Wasser, vom Stuhl nebenan tropft dein zornblau gefrorenes Wort, eine leuchtende Signalspur im Mittelohr. Mit dir zu leben, heißt im Exil zu atmen. Ich war der Zufall, der dir gelegen kam, du warst mein Platz zum Schlafen; wir waren Fremde, die einander zu gut kannten, mundrot getünchte Worte. Deine Briefe zogen sich im Magen zusammen.
Ich altere unter Wasser, bislang bin ich ein halb ausgereifter Charakter, ein nachlässiges Spiel mit Jetztzeit. Mein Puls pocht zu langsam, aber da ist immer noch ein Druckimpuls, die Tonart für Aufbruch. Heute pumpt mein Herz dich mit letzter Kraft auf Abstand. Ich werde das Versprechen von Freude einlösen, mit irgendwem wird es Glück geben, Waldluft, in der Morgen wurzelt, mit irgendwem wird der Schlamm von gestern von den Füßen fallen. Lachfaltenbündel unter den Augen und Beine, die ins Helle greifen: mit irgendwem werde ich vorwärts gehen und zuletzt, vielleicht, furchtlos sein.

Bilddank an Mikaylah Bowman.

Und dann kommt der Moment, in dem die Selbstschutzmaschine, die schon auf Autopilot lief, noch ein, zwei Mal knattert und dann wird es still, dann pocht nur noch mein Herzschlag ins Ohr, zu schnell und zu blass sieht es aus, hier, am Ende des Tages. Der Blicksuchdurchlauf strandet an der Notfalltasche, dem kleinen Rucksack voller Dinge, die man braucht, wenn man nicht vergeben kann. Wenn irgendetwas in mir diesem Gestern nicht vergeben kann, diesem Gestern, das sich im weichen Gewebe des Bauches festgefressen hat. Diesem Gestern, das nicht an mich glaubt.
Alles spielt nur noch die Rolle der anderen, die Rolle derer, die das mit dem Leben gelernt haben müssen, irgendwann. Die nachts nicht zerfetzt werden vom Gefühl, dass es vielleicht kein Morgen mehr gibt, dass dieser Körper endgültig zu müde ist, um ein weiteres Mal aufzustehen und in einen Tag zu gehen, der sich nicht lohnen wird, weil ich nicht dort bin, wo ich sein will. Weil niemand neben mir aufwachen wird, weil mich niemand an den Menschen erinnert, der ich gern geworden wäre. (Der Traum vom gelingenden Leben ist mein Lieblingssymptom.) Das ist der Moment, in dem ich in jedes fremde Gesicht auf der Straße schreien möchte, nimm mich mit, hol mich heim, wo auch immer das sein mag.

Bilddank an liquid meth.

für L. und die anderen.

und was, wenn ich immer noch wissen will, was du tust. und wie du es tust. wo du hin willst.
wir haben uns verändert, aber wir sind immer noch internetmädchen, mit schönen fotos, die wir vorzeigen, und angst im bauch, die wir vorzeigen, aber nicht so, dass man uns verstehen könnte, wirklich verstehen.
vieles ist anders und besser geworden, aber ich falle immer noch, weißt du, ich atme immer noch in diesem körper, der in regelmäßigen abständen SOS pulst und dann liege ich in meinem bett am rand der welt und frage mich, wie ich jemals etwas hinkriegen soll, irgendwas. und ich versuche, mich zu erinnern, dass ich immer wieder aufgestanden bin. dass es weiter ging.
ich will dir sagen, dass du mich so verdammt beeindruckt hast, mit allem, was du bist. mit deinem trotz, deiner wut und deiner freude. ich will nicht, dass du das aufgibst. ich weiß, dass du dich durchbeißen kannst, wenn du zornig genug bist. und ich will dich irgendwann mal oben sehen, in irgendeinem scheinwerferlicht, und dann will ich sagen, dass ich dich kannte. von anfang an.

„der letzte Wald vor unseren Herzen“

Dieser Abend ist nicht von ungefähr. Wir messen uns an Sommerregen: Reagenzblick und Wiesenzirkulation. Wir rutschen Kiefernintervalle entlang, ein schnell vergessener Verlust in den Knien. Über uns touren Eulen, wir schleichen an dunklen Liedern vorbei, dein Atem im Schlaf schmeckt nach Äpfeln. Waldnächte bedeuten uns Gott und der Morgen hievt sich nur für uns aus dem Schlick. Maulwurfshelden und die Mindesthaltbarkeit von Mücken, Waldpilzessenz und erdige Fingerkuppen: mit der ersten Post stellen wir euch Fuchsmomente zu .

Bilddank an b1llionaire. Der Titel dieses Textes stammt von Ron Winkler.