Für P.
Ich weiß nicht mehr, wie viele Anfänge es gab, in meinem Kopf, in Treppenaufgängen, in Zügen und Flugzeugen, in Seminarräumen und Supermärkten, und jedes Mal sperrte sich etwas, kam ich nicht weiter, verwarf ich den Brief, den ich längst hätte schreiben müssen.
Ich durchsuche mich nach einem Vermissen, aber es ist bloß merkwürdig taub. Vielleicht wollte ich dich nicht wirklich kennen lernen, vielleicht wollte ich nur dieses Bild von dir in der Ferne, dieses Bild, das von Leerstellen zusammen gehalten wurde, dieses Bild, dem die Welt nichts anhaben konnte.
Wie oft bin ich mit deinen Briefen in der Hand durch meine Stadt gelaufen, deine Schrift mischte sich in Straßen und Wolken, in deinen Briefen bin ich sicher gewesen, und mit jedem Mal, wenn wir uns begegnet sind, habe ich ein bisschen Nähe verloren, ein bisschen Ehrfurcht vor dir. Du warst nicht der, für den ich dich gehalten, oder besser: den ich mir zurecht gedacht hatte.
Du bist der Einzige, mit dem ich je wirklich gestritten habe, mit dem es tief und böse wurde, und ich weiß bis heute nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Über sieben Jahre haben wir gekämpft, gegen- und füreinander. Und auch wenn sich das Gestern nicht abstreifen lässt, glaube ich, dass es das wert ist, dass wir das wert sind, es nochmal miteinander zu versuchen.