drama?

Ze Zurrealism Itzelf


Wir fragen nur, damit es nicht still wird.

Als hätten wir nie gelernt, miteinander zu sprechen, die Fremd-Worte zwischen uns fallen schwer von der Zunge, starren uns vom Boden aus an, verständnislos. (Vielleicht habe ich deinen Namen so oft ausgesprochen, dass er müde geworden ist.) Draußen, flügelschlagend: eine höhnische Spatzenkolonne, statt Musik der Beginn eines Erstickens, ich weiß nicht mehr, wie das geht mit dem Atmen, mit allem, mit uns. Da war doch mal Wärme, da war keine Stelle, an der es uns noch nicht gab. Unsere Freundschaft: ein Ort, wo wir nichts erklären mussten. Ein Heimatort, ein Ort gegen die Welt, und jetzt nur noch müder Trailer von gestern, grobkörnig aufgelöst.
Wir sind ökonomisch geworden, wir denken in Kategorien von Pflicht und Investition. Es gibt kein Ziel mehr, das alles aufwiegt, nur die Frage, welchen Preis wir zu zahlen bereit sind, für eine schrumpfende Handvoll gemeinsamer Nenner. (Da kommt etwas Neues, würde ein Muttermund sagen, und was, wenn das Neue, das sich auftut, nur Leere ist?) Ausatmen: Schlussmarkierung. Ich sag dir leise adieu, vielleicht hörst du es dann nicht, vielleicht höre ich es dann nicht, vielleicht ist es dann nicht wahr.

Bilddank an tranquility.

Unter meiner Bauchdecke strampeln Wörter in Milchkaffee; zu unserer Sprache zählt das Verpuppen in Büchern und Mägen. Hinter uns liegt die erste Nacht, wir haben uns abgewechselt mit dem Aufschrecken, alle ein, zwei Stunden, mit dem schlaftrunkenen Griff nach der Hand des anderen. Wir haben uns damit abgewechselt, nicht glauben zu können, dass wir jetzt zu zweit sind, so richtig, mit Namen am Klingelschild, mit Kräuterkindern auf dem Balkon, wir haben uns abgewechselt mit dem Wissen, dass wir uns dafür entschieden haben, nicht mehr zurück zu können. Scheiß auf Lebensabschnittpartner, wir schneiden uns nichts mehr ab, wir fangen jetzt an, mit unseren Mandelmusmündern, unseren Croissantkrümelhänden, wir schlagen mit den Flügeln, mit uns kommt der Sommer in die Stadt und hält sich freihändig.

Bilddank an liquid meth.

“Mein Leben besteht von jeher aus Versuchen zu schreiben, und meist aus mißlungenen. Schrieb ich aber nicht, dann lag ich auch schon auf dem Boden, wert hinausgekehrt zu werden. Nun waren meine Kräfte seit jeher jämmerlich klein und so ergab es sich doch, daß ich auf allen Seiten sparen, überall mir ein wenig entgehen lassen müsse, um für das, was mir mein Hauptzweck schien, eine zur Not ausreichende Kraft zu haben. Wo ich es nicht selbst tat, wurde ich zurückgedrängt, geschädigt, beschämt, für immer geschwächt, aber gerade dieses, was mich für Augenblicke unglücklich machte, hat mir im Laufe der Zeit Vertrauen gegeben und ich fing zu glauben an, daß da irgendwo ein guter Stern sein müsse, unter dem man weiterleben könne.”
Aus: Kafkas Briefe an Felice, S.65

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Generatoren schrieb:
“Könntest Du das Licht hier umstellen. Schon so lange berichtest Du vom Dunklen im vergehenden Jetzt, da sollte doch all das, was dichter am Jetzt ist, heller sein.”

Es war ein Text von gestern, aber sie ist noch hier, diese bleierne Unfähigkeit, zur Ruhe zu kommen. Es ist nicht wahr, dass man nur die Geister der Toten sieht. An schlechten Tagen erkenne ich sie in jedem Mienenfeld, im schlecht gelaunten Gesicht eines Bauarbeiters, im Lachen eines Kindes. Ungezählte Male hab ich sie in Flammen in mir aufgehen lassen, aber Geister sind immer neu uniformiert, sie pochen durch Brust und Bauch und kein Abschied kann mächtig genug sein.
Aber ja, es gibt dieses Jetzt, es gibt Wiesen und Spree und die Hand des Herzmenschen, mit meiner verschränkt, es gibt mehlbestäubte Stühle und klebrige Kekse, es gibt das Staunen über die neue Stadt, über wunderbaren Lärm und plötzliche Stille, Sternschnappschüsse und Frühstückskakao, Sommerwhiskey und Sushialgorithmen, es gibt ein Warten auf Schneealleen und Eisgärten, es gibt Buchfluchten und schnurrende Nachbarskatzen, es gibt Konzerte und das Gefühl, dass da jetzt etwas zu heilen beginnt, dass das mit dem Leben jetzt anfangen kann, nach all den Verzweiflungsjahren.
Im schlaflos sein bleibt es dunkel, bleibt das Gefühl, nicht genug zu sein für den Glücksfördertopf Berlin, vielleicht auch für (m)ein Leben, ganz generell, und was im Leben nicht Bestand haben kann, wird Gespenst, ruhelos.

http://vimeo.com/28646221