February 2011
5 posts
Die Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn.
Pflichtteil Traum: Wir brauchen die Wunden nur, um uns am nächsten Morgen zu erinnern, dass wir bereit waren, uns zu verletzen. Aber was verstehen wir schon vom Träumen, unsere Worte gehorchen uns nicht mal im Schlaf.
Der Alltag ist ein strapaziertes Paradies. Wir haben Urlaubsgesichter aufgesetzt, wir sind ...
Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes Mal neu. Ich hatte mit einer Liste begonnen. Hustensirup, Schwarzbrot, Vanillepudding… bei Anis-Kümmel-Plätzchen hörte ich auf. Manchmal greifen wir nach Weidenkätzchen, wenn Äste uns streifen. Sie müssen entschuldigen, wir sehen nicht gut. Wir tragen keine Brillen; Sprach- und Sehzentrum...
Vorsommern
Im Wasser altern Enten geräuschlos. Wir beide: ein Gang über Land. Aus Fruchtfleisch fliegt eine Deklamation deinem Hals entgegen. Husten in Schwellerwartung vor gelbschwarzem Rauschen, pelzigem Staunen, willkürbefreit. Deine Interimhand schlägt aus und vergisst, faltet sich blattlos zusammen, faltet sich ädrig über meinem fragezeichnenden Bauch. Wer ist das du in mir, was ist sein Tanz, halten...
In welcher Sprache hast du gelernt, was „böse“ bedeutet?
Wovon bist du überzeugt?
Für welche Sucht hast du dich entschieden?
An wem misst du dein Glück?
Was verzeihst du einem anderen nicht?
Was verachtest du an dir?
Worauf bist du stolz?
Mit wem fühlst du?
Bilddank an Maxie Fischer
Make love your war
Ich bin die, die dein Dunkel plündern wollte und unter dem Gewicht deiner Worte zu Boden ging. In dich wollte ich kriechen, wie eine Krankheit. Wie die Krankheit, die ich bin. Und ja, vielleicht waren wir weit oben, umschwirrten Worte den Lampenschirm, reihten sich ein paar gelungen gesetzte Vokale ins Zwischenfeld. Vielleicht haben wir Freudensynonyme zusammengerafft und damit den Blick aufs Ende...
January 2011
4 posts
In meinem Kopf Fliegenpilzgemüse - die Füße wollen mit dem Straucheln nicht aufhören. Ich brauche fremde Hilfe, um mir ein Bein zu stellen. Kartenhausgedanken. Herz Bube fängt Feuer. Du sprichst in slow motion, deine Worte legen sich wie Geister vors Fenster. Die Luft atmet sich schwer. Dein Blick: morgenbetont, einsichtslos. Die Tür schließt zu leise, als dass ich glauben könnte, dass du je in...
Wir dösen im Sand. Bis auf weiteres treiben wir noch; wir wiegen nichts. Im Dorfkern ist die Milchstraße zu Butter geronnen, wir streuen Mandeln und Muscheln aus, fein gemahlen beißen wir uns mit Bedacht blutig. Im brennenden Hals dein Lichtschnitt, mundgenau. Der Blick tastet sich kadaverblau nach oben, eingedunkelte Stufen empor, im weißlich geschuppten Flur erwacht das Fangnetz meiner Tür und...
Warum ist es so anstrengend, du zu sein?
Wie bestrafst du?
Welche drei Komplimente hörst du am häufigsten?
Wen kannst du ernst nehmen?
Welchen Traum hast du beerdigt?
Was hätte ich bei dir zu befürchten?
Welcher Mensch hat dich besser gemacht?
Was kann dich trösten?
Bilddank an ASAS
“In meiner Hand liegen drei Wünsche und ich frage mich, ob Sparsamkeit nicht eine Form von Sterben ist.“
Ich habe an mir selbst gespart, an der Möglichkeit von Freude.
Stranden an schuldlosen Fingern, an Brüsten unter Spitzenhemdchen und geweißten Schatten unter den Augen - ich war eine Spitzfindigkeit zwischen schafblutroten Lippen und wollte gerettet werden. Aber wer retten will, spürt...
December 2010
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Ich bin mein eigener Baum. Mandelkronen und Luftpost zu einem Stern weit oben.
Ich habe nicht mitgemacht, niemanden gefragt, was passend wäre. Für Verwandte, für mich. Die müden Blicke der Verkäufer galten mir nicht.
Kein knisterndes Geschenkpapier, kein entnervt zurecht gezupftes Klebeband, kein Zorn, keine Eile. Sich umspülen lassen von stoßenden Armen, tretenden Füßen und zurück kehren in eine...
November 2010
2 posts
Atemwechsel
In der Mitte deines Feuerwerks stehe ich, unsere Idee verkohlt, verträumt zu meinen Füßen. Heimat riecht komisch, wenn sie verblasst. Sie nagt noch kurz an den Zehen wie eine späte Flut. Es ertrinkt niemand. Es wird nur gestutzt, geschluckt und weiter draußen, verbannt, verborgen in Lippen und Lungen. Das hier ist die Zeit des Entsetzens, zwischen leuchtenden Buden und Augen. Ich verliere meine...
Pan-Pan
Vom Stuhl nebenan tropfen Erwartungen. Nicht bleiben dürfen, nicht bleiben können, nicht bleiben wollen. Es gibt drei empfindliche Stellen, an denen der Körper am schnellsten Wärme verliert. Fremde Herzen pumpen mich auf Abstand, Knöchel wenden sich hämisch auf links. Pan-Pan-Ruf senden. Laub fällt von der Stirn in die Halskuhle, der Puls im Bein pocht langsam. Ich gehe vorwärts, aber ich halte...
October 2010
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und das hier ist jetzt.
Ich habe diese Zeit nicht gewählt, und auch diese Stadt nicht, aber ich bin dort das geworden, was bei mir als groß durchgehen muss. Heute wollte ich sie mir erlaufen, ein weiteres Mal. Ein erstes Mal. Vorbei am Begräbnisinstitut, über dem eine Uhr behauptet, es sei kurz vor zwölf, vorbei an Taubenresten am Boden, und dann plötzlich, mitten in der Fußgängerzone, ein Klavier und ein Junge in...
September 2010
3 posts
Deine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns warm, blitzt eine Möglichkeit zwischen meinen Beinen auf. Ich kämpfe, um unversehrt zu bleiben. Ich will Trümmer sehen und vergessen, dass wir alle Ruinen entstammen. Mein Blick ist geschient und stutzt sich schlecht geputzten Fenstern entgegen. Nimm mich mit nach draußen, in den Regen, den Wind....
Wir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf der Fensterbank stehen Töpfe; neben der Matratze schlafen Toilettensitze. Wir zwirbeln Bärte und Bauchspeck. Wir schreiben Hausarbeiten über Spielsucht bei Exilkoreanern. Wir haben keinen Abschluss, aber wir sind Masters of Reflection. Wir sind auf- und abgeklärt, wir bleiben ruhig bei dezidierten...
Was ich mir vorstelle: vierfüßige Schatten, windzerfetzte Sätze. Eingekofferte Gegengedanken. Keine Stirn, kein Nabel liegt in Falten. Dein Mund ist weich geworden; du leimst Worte zusammen, sagst mich dir auf. Keine Zwischentöne, kein Larvenfieber. Was ich mir vorstelle: Haarpochen auf deinen Armen, Sandlachen und wenn du nur deine Hand in meine schiebst, ist es wie Ficken.
August 2010
1 post
Komm und besuch mich im Poetenladen
July 2010
2 posts
Salzkrustenmund
Kann man machen, die Hände ins Spiel bringen, in Laufrichtung drücken, Weißfleckenschmerzstellen. Kann man machen, sich nach unten arbeiten, nach unten wirtschaften, Lippen spreizen, Hauteingänge frei lecken, kann man machen, mit spröden Härchen im Weg und feuchter Nasenspitze kann man, ein Seufzen vielleicht, ohrenfüllend und ein Schmatzen vielleicht, dem Schweißfleisch geschuldet.
Und ein paar...
Twitter-Persönlichkeitstest
Wie reagierst du auf technische Probleme?
a) Du kreischst, z.B.:”Der Drucker ist beschäftigt? Ich etwa nicht? ICH ETWA NICHT?!”
b) Du hast keine Probleme, du hast ein I-Phone.
c) Du summst fröhlich ein Lied in Leetspeak, während deine Hände in vertrauten Computereingeweiden wühlen.
Womit verdienst du dein Geld?
a) Du studierst noch oder arbeitest zu Hause, damit du genug Zeit für...
June 2010
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trash can lullaby
“Fick mich” auf Kleinmädchenstirn geschrieben, bademantelndes Weiß über baumelnden Beinen. Ich bin keine von denen, ich habe nichts zu berichten von strammen Brüsten und Koffern, von Meersalzgeruch und Hautverschränkung. Ich biete Antennenblick aus ungeputzten Fenstern, Tage in ungewaschenen Hemden, mit kastaniensträhnigem Haar und unstetem Blick.
Atmen heißt suchen, Fragezeichen...
March 2010
4 posts
Bleib, wo du schweigst - es steht noch ein Morgen aus und er, in der Ferne, geht mit mir durch den Tag.
Bilddank an André Horenburg
Darf ich fragen?
Wer zieht dich aus?
Wer putzt dir die Zähne?
Wer hält aus, was du an dir nicht erträgst?
Ist der Satz “Ich verstehe dich” eine Lüge?
Ist es ein Ziel, nirgendwo ankommen zu wollen?
Wann nimmst du dich ernst?
Was willst du?
Taugst du zum Leben?
Bist du erleichtert, wenn man dich durchschaut?
Lässt sich von diesem Tag mehr erwarten, als dass er dem vorherigen nicht gleicht?
Was macht dich...
Jede Erkenntnis über jemand anderen ist ein Vorurteil.