January 2013
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Ars memoria
Mein Vater war von der Klinik überzeugt, kaum dass wir die Eingangshalle betreten hatten - ihm stach nämlich das kostenlos zugängliche Schuhputzgerät ins Auge. Mich persönlich sprach zum Einen die schnieke Blondine hinter der Rezeption an, zum Anderen (und vor Allem) das stylische Internet-Terminal mit den Weltzeituhren darüber - Berlin, Tokio, New York. (Dabei waren wir doch in der norddeutschen...
38,2°
Ich weiß ja, Sehnsucht steht uns besser als Heimat. Im Suchen kennen wir die Wege blind, müssen wir nirgendwo ankommen. Das Gute am Fiebern ist, dass nichts geplant werden muss, dass eine Weile lang Stille im Kopf herrscht und Platz macht, fürs Begreifen. Dass die Sorgen dieselben geblieben sind, aber dass ich ganz leise nebenher gewachsen bin. Dass aus dem bleichen, stummen Mädchen eine...
December 2012
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open mike 012
Hier läuft es auf Schummrigkeit hinaus und darauf, dass alle da sind. Es läuft darauf hinaus, zu rauchen. Es läuft darauf hinaus, dass alle viele Gedanken und Gefühle haben. Es läuft auf Applaus hinaus und dass ich nicht dabei sein will. Während die Jury offenbart, wer dieses Jahr für wertvoll befunden wurde, will ich Absperrband um meinen Körper wickeln. Das hier ist zu viel, zu laut; das hier...
Lamettasturm
Es ist ja nicht so, dass niemand auf den Straßen wäre, da gibt es die gut Bemützten, die alternden Paare und Eltern, mit rastlosen Gesichtern, erschöpft vom Geschenkrausch, die entlang der dunklen Eingänge taumeln. Jetzt ist alles dicht, alles zu, letzte Glühweinbecher stehen verwaist auf den Tischen des Weihnachtsmarkts, der jetzt Geisterstadt ist; die Krippenfiguren lehnen nach vorn, als wollten...
dein Kleingedrucktes lesen
Der Größe der Wohnung nach zu urteilen, muss sie noch sehr jung sein. Die schlecht tapezierten Wände gehen auf dich; die Fenster ein Querverweis: eine gemischte Tüte Wetter. Du steigst blinzelnd aus dem Schlaf und ich weiß nicht, ob das Freude bedeutet oder ob du nicht glauben willst, dass ich noch hier bin.
Wir kennen uns, sage ich leise, wir kennen uns vom letzten wachen Atemzug gestern Nacht....
October 2012
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Ich schlafe im Gehen ein Stück; es ist, als wäre um mich herum Berlin untergegangen, die Autodächer in Blättern ertränkt, jeder Gedanke in Goldlaub erstickt. Vielleicht bin ich von einem zum nächsten Schatten gereist, auf der Suche nach einem Zweitort, Fluchtort, und hatte ich einen gefunden, blieb er ungenutzt. Damit ich daran glauben konnte, aufgehoben zu sein.
Vielleicht war ich...
Mit noch verschlafenen Augen an den Ort fahren, wo wir uns zuletzt begegnet sind. Als wäre etwas eingefroren, als würdest du noch immer dort am Bahnsteig stehen, mit diesem verunsicherten Lächeln. Als ob du mich nicht glauben könntest.
Zuletzt waren wir Sommer, jetzt gibt es gelbe Blätter und Kastanien; ich sitze neben Tabakresten und der letzten Weinflasche der Saison, den Blick auf Passanten...
we both know I’ll never be your lover
I only bring the heat, company under cover,
filling space in your sheets.*
Vielleicht sind wir in der Küche, knallen Salz und Pfeffer auf den Boden, presst sich der Tisch hart gegen mich. Schweißsplitter über unseren Gesichtern, in unseren Händen, die einfach tun, einfach handeln und greife. Ich bin irgendwo weit oben, keine Ahnung, wo er geblieben...
September 2012
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26/09
Ich steige aus der Bahn, dein Rücken verschwimmt, geht unter in der Menge und ich denke, es könnte alles auch ganz anders sein, eine neue Hand könnte nach meiner greifen und ich würde mit jemand anderem weiter gehen. Manchmal will ich in Bahnhöfen leben, an Orten, die es nicht wirklich gibt, wo all die kleinen Dinge nicht existieren, die Decken und Kissen, die Platten und Briefe, all die Dinge,...
Ach, Hildesheim.
Als ich hier anfing, sah ich aus wie ein Junge, bleich und langhaarig und an den falschen Stellen zu dünn. Ich stakste durchs Studentenwohnheim, behindertengerecht nannten sie das, dass der dunkle Flur sich ohne Treppen nach oben schraubt, eine Mischung aus Jugendherberge und Science-Fiction aus den Fünfzigern. Ich saß in der Uni und lernte, dass man nachmittags ruhig den ersten Sekt aufmachen...
July 2012
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Wir fragen nur, damit es nicht still wird.
Als hätten wir nie gelernt, miteinander zu sprechen, die Fremd-Worte zwischen uns fallen schwer von der Zunge, starren uns vom Boden aus an, verständnislos. (Vielleicht habe ich deinen Namen so oft ausgesprochen, dass er müde geworden ist.)
Draußen, flügelschlagend: eine höhnische Spatzenkolonne, statt Musik der Beginn eines Erstickens, ich weiß nicht mehr, wie das geht mit dem Atmen, mit allem,...
Unter meiner Bauchdecke strampeln Wörter in Milchkaffee; zu unserer Sprache zählt das Verpuppen in Büchern und Mägen. Hinter uns liegt die erste Nacht, wir haben uns abgewechselt mit dem Aufschrecken, alle ein, zwei Stunden, mit dem schlaftrunkenen Griff nach der Hand des anderen. Wir haben uns damit abgewechselt, nicht glauben zu können, dass wir jetzt zu zweit sind, so richtig, mit Namen am...
“Mein Leben besteht von jeher aus Versuchen zu schreiben, und meist aus mißlungenen. Schrieb ich aber nicht, dann lag ich auch schon auf dem Boden, wert hinausgekehrt zu werden. Nun waren meine Kräfte seit jeher jämmerlich klein und so ergab es sich doch, daß ich auf allen Seiten sparen, überall mir ein wenig entgehen lassen müsse, um für das, was mir mein Hauptzweck schien, eine zur Not...
June 2012
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“Da will etwas heil werden, und sei es auf Kosten unserer selbst.”
Ein Essay zum Haus der Erinnerung - in der Berliner Gazette.
Bilddank an Oskar Schuster.
there’s a thought that can save your life.
May 2012
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Lichtwechsel.
Stell dir einen Kinosaal vor, in dem es niemanden gibt außer uns. Die Tiefe der Stille zwischen jedem Geräusch. Das Draußen bleibt, wo es hin gehört. Wir sitzen vorn, die Arme verschränkt, unsere Köpfe aneinander gelehnt, ein Versuch von Feuer. Lichtschnüre zu unseren Füßen und die Wände entlang, wir könnten für immer hier sitzen, denke ich, was war, wird nie aufhören, irgendwo platzen die immer...
Die Lektion sterbender Menschen bleibt immer gleich. Wer stirbt, hat begriffen, dass es nichts weiter braucht, als das Meer zu sehen, als ein letztes, ein bewusstes Mal zu tanzen, zu küssen. Wer stirbt, erzählt den Lebenden davon, damit sie nicht den gleichen Fehler machen. Aber sie machen ihn trotzdem. Vielleicht brauchen wir es deswegen noch immer, dieses Sterben.
Bilddank an nothingpersonal.
April 2012
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to the lost.
Du kannst es nicht zustopfen, dieses Leck, egal, was du versuchst, Essen hilft nicht, so wie Hungern nicht geholfen hat, nicht einmal Menschen helfen, nicht einmal dieser eine Mensch, auf den alle warten, ohne Ausnahme. Du weißt noch immer nicht, wie das gehen soll, mit dem Leben, wie das gehen soll, Dinge hin zu kriegen. Einer von den Normalen zu werden. Du stellst dir Kinder vor, lichthelle...
Ich altere unter Wasser, vom Stuhl nebenan tropft dein zornblau gefrorenes Wort, eine leuchtende Signalspur im Mittelohr. Mit dir zu leben, heißt im Exil zu atmen. Ich war der Zufall, der dir gelegen kam; du warst mein Platz zum Schlafen.
Ich altere unter Wasser, bislang bin ich ein halb ausgereifter Charakter, ein nachlässiges Spiel mit Jetztzeit. Mein Puls pocht zu langsam, aber da ist immer...
Und dann kommt der Moment, in dem die Selbstschutzmaschine, die schon auf Autopilot lief, noch ein, zwei Mal knattert und dann wird es still, dann pocht nur noch mein Herzschlag ins Ohr, zu schnell und zu blass sieht es aus, hier, am Ende des Tages.
Der Blicksuchdurchlauf strandet an der Notfalltasche, dem kleinen Rucksack voller Dinge, die man braucht, wenn man sich nicht vergeben kann. Alles...
für L. und die anderen.
und was, wenn ich immer noch wissen will, was du tust. und wie du es tust. wo du hin willst. wir haben uns verändert, aber wir sind immer noch internetmädchen, mit schönen fotos, die wir vorzeigen, und angst im bauch, die wir vorzeigen, aber nicht so, dass man uns verstehen könnte, wirklich verstehen. vieles ist anders und besser geworden, aber ich falle immer noch, weißt du, ich atme immer noch...
Aus dritter Ehe deiner Adjektive entstand das Wort „unversucht“.
February 2012
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Über allem Trauern den Moment verpassen, wenn die Wunde bereit ist, im weichen Gewebe des Bauches unterzugehen. Platz zu machen. Über allem Schmerz von gestern vergessen, dass Dinge besser geworden sind. Über allem gerettet werden wollen nicht einsehen, dass es dafür zu spät ist. Im besten Sinn.
Nur ein paar stille Tage, seufzt du und lügst. Du willst nicht ohne die Gewissheit sein, dass es nur ein Fingerschnippen, ein paar getippte, geflüsterte Worte dafür braucht, dass etwas zerstört wird. Dass du zerstörst.
Verletzen, um wenigstens der erste zu sein, weil jeder betrügen muss, wenn die Karten gezinkt sind. Du glaubst, dass das nicht aufhört, mit dem verlassen werden, mit dem enttäuscht...
ein Herz ist noch übrig vom Tag
findet da ein Kribbeln statt zwischen uns,
sag, sind wir Passanten
oder sprechen wir uns einen Schritt
nach vorn?
zwischen uns ist Wetter, schlohweiß
legt es sich über die Wärme
deiner möglichen Briefe.
Fußspuren einer Fotografie: dein Sepiablick,
deine ungekämmten Augen, grobkörniger Gruß
und Morgen: ein stumpfes Gefühl.
sag, sind wir Passanten?
deine Sternzeichen nehmen sich...
January 2012
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Wir haben lang genug gekämpft, sagst du und wirfst die Kanonenhandbücher nach oben, in die Luft. Wir desertieren von der Vergangenheit. Im Grunde sind wir Pazifisten, rufen wir den Gespenstern von gestern zu, und wenn wir wegrennen, dann nur Hand in Hand.
Ich bin dein Soldatenmädchen, ich singe, wenn du nicht schlafen kannst. Um dem zu entgehen, fällst du in den Schlaf wie in einen Abgrund. (Die...
Ich bin also die, die ihr Herz zu oft den Falschen in die Hand gedrückt hat, damit sie es mitnehmen, an einen besseren Ort. Die gute Tage in großen Stücken schluckt, damit es länger warm bleibt im Magen.
Die, die dir dazwischen kommt. Die dich mit dem Mund angeht.
Die Geschichte, von der es zu viele Fassungen gibt. Die Fremde, zu der man nicht gehört, weil sie zu hartnäckig beim Verzweifeln...
November 2011
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10:10
Jede Farbe beißt sich fest, wenn du dich erinnerst, dass du sie zum letzten Mal siehst. Jedes Geräusch nimmt dich in den Blick, das Licht steigt dir hell in die Nase - die schönste, klarste Warnung. Du hast nicht geschlafen, sondern Stickstoffpreise verglichen, in deinem kleinen, kalten Raum fiele Stickstoff wie ein Vorhang zu Boden, an seinem Saum lägst du, der Schlaf käme mit ruhiger...
05:49
Ein Vibrieren, das im Nacken beginnt, als könnte der Hals den Kopf nicht mehr halten. Ein Wandern, die Wirbelsäule entlang - aufrecht bleiben, die neue Unmöglichkeit. Ein Beben in Ober- und Unterschenkeln, darüber in Vergessenheit geraten: die blau angelaufenen Handflächen.
Als kröche etwas durch mich hindurch, pochte von innen gegen die Haut, ein Klopfen, ein Zeichen: bald. Als hätte ich nichts...
October 2011
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Wichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Die Zähne hell und glatt geknirscht, unter unzählige Züge geweint – der Raum, den es gab, dieser Welt-Raum, war zu groß für mich, ich ging in jedem Tag verloren. Und jetzt: in dich eingewickelt, egal, wo wir sind, mein Blick klettert nach oben; was wir sehen, weist selten genug über uns hinaus. Und jetzt: eine Möglichkeit hinter fleckigen...
September 2011
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Cordreste
Unter der Woche reicht unser Blick bis zur Tür. Wir müssen gefasst sein auf Gamaschenweiß, auf vermessenes Magenta und bewegungsloses Gelb. Wer uns besucht, hat schlechte Nachrichten im Gepäck. Unsere Kunden haben Knopfaugen und Reißverschlussstimmen. Sie wollen unsichtbare Flicken, und sie wollen sie jetzt. Sie legen korkbraune Hosen und Rhabarberrüschenröcke auf den Tisch. Unser Nein liegt...
June 2011
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Wahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es dir besser gehen als mir. Wie stellst du dir mich vor? Vielleicht bin ich ein alter Bibliothekar mit Nickelbrille, der nachts die Seitenzahlen der Bücher überprüft, nicht bei Kerzenlicht, das wäre zu gefährlich. Vielleicht bin ich Waffenhändler und überschlage die Leben, die ich zu verantworten habe,...
Die Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn.
Pflichtteil Traum: Wir brauchen die Wunden nur, um uns am nächsten Morgen zu erinnern, dass wir bereit waren, uns zu verletzen. Aber was verstehen wir schon vom Träumen, unsere Worte gehorchen uns nicht mal im Schlaf.
Der Alltag ist ein strapaziertes Paradies. Wir haben Urlaubsgesichter aufgesetzt, wir sind ...
May 2011
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für Ron Winkler
Das Meer schickt Blaufrequenzen aus. Dieser Tag ist kein Farbfehler; wir staunen Küsten und inhalieren Wolken. Möwenrundflug statt Mittagsschlaf. Wir werden vom Wind bestürmt; unsere Sohlen erzählen sich Sandgeschichten, erzählen von Eiscreme und Sonnenkugelbäuchen. Auf unserer Decke liegen Wäschenester; Fische sind uns voraus. Wir umschwimmen die Quallen mit ihren aufgeschwemmten Gesichtern, wir...
Notfallherz
Auf dem rosa Zettel steht „Notfall“, deswegen soll ich nicht mit den anderen fernsehen und Automatenwasser trinken, sondern auf einer Trage liegen, dem Aufnahmetresen gegenüber, in Blickweite. Weißes Papierknistern zwischen dem harten Polster und mir, Hygienevorschrift. In dieses Knistern lege ich mich, versuche, unauffällig zu atmen, als sei ich Kind und presste mich auf einen Feldboden, gefallen...
April 2011
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Du brauchst niemanden, der dich rettet. Du brauchst jemanden, der dich an den Menschen erinnert, der du sein kannst.
March 2011
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Trösten können kleine Dinge; ich suche nach den großen.
Wir sind süchtig danach, zu verschwinden.
[Dieser Blog wächst in euren Händen, unter euren Blicken. Jedes Wort: für euch, und die Freude. Mit euch: herzhoch springen]
Ein Lächeln wächst ungefragt zwischen den Mündern; etwas verschiebt sich: dieser Abend nimmt uns vorweg. Kein Donner zu hören; nur Löffelpoltern auf Glas, Paukenschlag Eis auf der Zunge und Sahnerinnsal am Hals. Ich wache neben euch auf dem Boden auf; wir zählen zu denen,...
Melancholie ist unwiderstehlich mit ihrem dünnen Hemd und den halb geöffneten Lippen. Melancholie schlägt sacht gegen deine Schenkel und etwas Nasses taumelt nach unten. Melancholie legt einen Fransenschal nachlässig um deine Handgelenke, ehe sie dir ohne Vorwarnung den Mund verschließt. Walnussgeschmack. Dringlichkeit. Deine Nasenspitze glänzt von Melancholie, und du gehst ihr leicht von der...
Dieses Leben ist die Geschichte, die du nicht erfinden kannst. Dieses Leben ist der Ort, wo du überwinterst, wo du immer neue Unmöglichkeiten in fremde Ohren flüsterst und das Lächeln des Gefesselten lächelst, des Verletzten, der weiß, dass nichts Gutes zu erwarten ist. Der bereit ist, an jedes Versprechen zu glauben und an keins. (Dieses Leben ist für den, der nicht bleiben kann.) Dieses Leben...
Was Verzweiflung dir antut, lässt sich nicht beschreiben, weil sie alles lähmt - auch die Zunge.
February 2011
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Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes Mal neu. Ich hatte mit einer Liste begonnen. Hustensirup, Schwarzbrot, Vanillepudding… bei Anis-Kümmel-Plätzchen hörte ich auf. Manchmal greifen wir nach Weidenkätzchen, wenn Äste uns streifen. Sie müssen entschuldigen, wir sehen nicht gut. Wir tragen keine Brillen; Sprach- und Sehzentrum...
January 2011
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“In meiner Hand liegen drei Wünsche und ich frage mich, ob Sparsamkeit nicht eine Form von Sterben ist.“
Ich habe an mir selbst gespart, an der Möglichkeit von Freude.
Stranden an schuldlosen Fingern, an Brüsten unter Spitzenhemdchen und geweißten Schatten unter den Augen - ich war eine Spitzfindigkeit zwischen schafblutroten Lippen und wollte gerettet werden. Aber wer retten will, spürt...
December 2010
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Ich bin mein eigener Baum. Mandelkronen und Luftpost zu einem Stern weit oben.
Ich habe nicht mitgemacht, niemanden gefragt, was passend wäre. Für Verwandte, für mich. Die müden Blicke der Verkäufer galten mir nicht.
Kein knisterndes Geschenkpapier, kein entnervt zurecht gezupftes Klebeband, kein Zorn, keine Eile. Sich umspülen lassen von stoßenden Armen, tretenden Füßen und zurück kehren in eine...
September 2010
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Deine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns warm, blitzt eine Möglichkeit zwischen meinen Beinen auf. Ich kämpfe, um unversehrt zu bleiben. Ich will Trümmer sehen und vergessen, dass wir alle Ruinen entstammen. Mein Blick ist geschient und stutzt sich schlecht geputzten Fenstern entgegen. Nimm mich mit nach draußen, in den Regen, den Wind....
Wir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf der Fensterbank stehen Töpfe; neben der Matratze schlafen Toilettensitze. Wir zwirbeln Bärte und Bauchspeck. Wir schreiben Hausarbeiten über Spielsucht bei Exilkoreanern. Wir haben keinen Abschluss, aber wir sind Masters of Reflection. Wir sind auf- und abgeklärt, wir bleiben ruhig bei dezidierten...
July 2010
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Salzkrustenmund
Kann man machen, die Hände ins Spiel bringen, in Laufrichtung drücken, Weißfleckenschmerzstellen. Kann man machen, sich nach unten arbeiten, nach unten wirtschaften, Lippen spreizen, Hauteingänge frei lecken, kann man machen, mit spröden Härchen im Weg und feuchter Nasenspitze kann man, ein Seufzen vielleicht, ohrenfüllend und ein Schmatzen vielleicht, dem Schweißfleisch geschuldet.
Und ein paar...
March 2010
3 posts
Bleib, wo du schweigst - es steht noch ein Morgen aus und er, in der Ferne, geht mit mir durch den Tag.
Wer hält aus, was du an dir nicht erträgst?
Ist der Satz “Ich verstehe dich” eine Lüge?
Ist es ein Ziel, nirgendwo ankommen zu wollen?
Wann nimmst du dich ernst?
Bist du erleichtert, wenn man dich durchschaut?
Bilddank an Christian Kintner