Version vom 01.02.2012


Text-Ansicht




post 16535788297 nicht vorhanden


post 161127531023 crawl-Datum: 08.02.2012 index Internet Archive

Wir haben lang genug gekämpft, sagst du und wirfst die Kanonenhandbücher nach oben, in die Luft. Wir desertieren von der Vergangenheit. Im Grunde sind wir Pazifisten, rufen wir den Gespenstern von gestern zu, und wenn wir wegrennen, dann nur Hand in Hand.

Ich bin dein Soldatenmädchen, ich singe, wenn du nicht schlafen kannst. Um dem zu entgehen, fällst du in den Schlaf wie in einen Abgrund. (Die schönsten Träume entstehen immer aus Notwehr.) Unter der Decke, mit dir, wird es hell. Ein paar Hand voll Wand, ein paar Reste Tapete, die Sternbilder deiner Muttermale, das reicht mir als Welt.

Uns umschnurren Moleküle, keine Streifschüsse mehr, die letzte, die beste Waffe bleibt das Wort. Wir werden auf den Händen zu euch kommen, die Füße in den Regen gestreckt. Zwischen jeder Zeile werden unsere Augen empor lugen. Wir sprengen uns durch eure Rippen, mitten ins Herz.




post 1541132046510 crawl-Datum: 08.02.2012 index Internet Archive

Ich bin also die, die ihr Herz zu oft den Falschen in die Hand gedrückt hat, damit sie es mitnehmen, an einen besseren Ort. Die gute Tage in großen Stücken schluckt, damit es länger warm bleibt im Magen.
Die, die dir dazwischen kommt. Die dich mit dem Mund angeht.
Die Geschichte, von der es zu viele Fassungen gibt. Die Fremde, zu der man nicht gehört, weil sie zu hartnäckig beim Verzweifeln ist. Die Witzfigur, die alle paar Wochen zu Boden geht und von Notfallmedizinern neue Diagnosen geschenkt bekommt. Die nicht oben schwimmen kann, weil sie zu lange unter Wasser geatmet hat.
Die so sehr ein Zuhause braucht, dass niemand es ihr geben kann. Die nicht weiß, wie das gehen soll, sich dem Leben aussetzen. Deren Gesicht aus Zucker ist; es verschwindet im Regen.

http://www.youtube.com/watch?v=zTGXUC5ul6Y




post 143692023044 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Wenn du verzweifelst, glaubst du, das Leben begriffen zu haben, das Leben mit seinen Regeln, die...

Wenn du verzweifelst, glaubst du, das Leben begriffen zu haben, das Leben mit seinen Regeln, die gegen dich sind - und wie jeder Glaube ist auch dieser falsch.


Bilddank an feeltheeyes.
http://sophiamandelbaum.de/post/14369202304 http://sophiamandelbaum.de/post/14369202304 Sat, 17 Dec 2011 22:00:00 +0100



post 128416125184 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Mein Name ist Pandora und ich stecke die Hände in die Manteltaschen, auf der Suche nach...

Mein Name ist Pandora und ich stecke die Hände in die Manteltaschen, auf der Suche nach Sturm.


Bilddank an Thomas Schubert.
http://sophiamandelbaum.de/post/12841612518 http://sophiamandelbaum.de/post/12841612518 Tue, 15 Nov 2011 19:00:00 +0100



post 125523987985 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

10:10

Jede Farbe beißt sich fest, wenn du dich erinnerst, dass du sie zum letzten Mal siehst. Jedes Geräusch nimmt dich in den Blick, das Licht steigt dir hell in die Nase - die schönste, klarste Warnung. Du hast nicht geschlafen, sondern Stickstoffpreise verglichen, in deinem kleinen, kalten Raum fiele Stickstoff wie ein Vorhang zu Boden, an seinem Saum lägst du, der Schlaf käme mit ruhiger Endgültigkeit, vielleicht ein Lächeln zum Schluss, die Gewissheit, dass Stille käuflich bleibt.
Der Morgen postiert sich im Kopf wie eine Armada. Schmerz im Blocksatz hinter der Stirn, von 200 Arten Kopfschmerz gehören dir heute 27, eine Nuance für jedes Jahr. Neben dir rumoren Nadeln, Doppelstockbetten für Kanülen, rumort ein Pflaster noch auf dem Arm. Der Sonograph wie ein Fossil, massiv und schweigend, das Warten auf den Schatten des Arztes in der Tür, ein Schatten, der sich in den Augenwinkeln fest wächst, ein Schatten, der bestimmt, ob du auch dieses Mal davon kommst, dich aus der Matrix geschlossener Räume und Zyklen hinaus biegen kannst. Kurs nehmen auf ein nächstes Jahr: die nautische Zielgerade. Du atmest ja noch, bewegst dich noch, auch nach Wochen, Monaten ohne Schlaf, der Schlaf zu nennen wäre; zu welcher Besinnung solltest du kommen?
Du hast dich selbst aufs Spiel gesetzt und gewonnen. Ein letztes Würgen über den Blutresten, die du zurück lässt, als Beweis dafür, dass deine Wunde Wirklichkeit ist, aber nicht mehr die Waffe.
(Du kannst noch nicht gehen, es gibt noch Dinge zu sagen, zu schreiben, es gilt noch Versprechen einzulösen, Versprechen von Freude.)

http://sophiamandelbaum.de/post/12552398798 http://sophiamandelbaum.de/post/12552398798 Wed, 09 Nov 2011 11:09:21 +0100



post 122088216705 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

05:49

Ein Vibrieren, das im Nacken beginnt, als könnte der Hals den Kopf nicht mehr halten. Ein Wandern, die Wirbelsäule entlang - aufrecht bleiben, die neue Unmöglichkeit. Ein Beben in Ober- und Unterschenkeln, darüber in Vergessenheit geraten: die blau angelaufenen Handflächen.
Als kröche etwas durch mich hindurch, pochte von innen gegen die Haut, ein Klopfen, ein Zeichen: bald. Als hätte ich nichts gelernt. Als wäre Schlaf etwas, das man sich beibringen muss. (Ich wünschte, der Wecker würde klingeln, dann wüsste ich, dass ich geträumt habe.)
Tinnitus ist ein schlechtes Wort für Signalstörungen. Schallschuss und Echo: Muskelstolpern, Herzrasen und Blütenstaub vor Augen, Strukturen schwimmen, gondeln an mir vorbei. Ich kniee am Beckenrand, der Atem taucht abwärts, als blinkte eine Münze am Grund.
Es bleibt etwas zurück, ein Begreifen vielleicht, es würde ja niemanden wundern, wenn dieses Wort Krebs Wahrheit würde, eine Silbe, mitten ins Gesicht, in den Körper geschmettert, denn was habe ich aus meinem Leben gemacht als eine zynische Bemerkung. Das Bedürfnis nach Zukunft tauchte nur noch in Behandlungsräumen auf, umgeben von Lichtern und Wörtern, die fremd bleiben müssen. Ich: eine Feier des Scheiterns. Was ist dieser Krebsverdacht mehr als eine beliebige Fortsetzung, ein nächster Versuch von Verfall.
Wunden lassen sich nicht auf Karten einzeichnen, mein Körper ist Atlas, eine Sammlung von Gesten und Worten für Schmerz. Ein Wühlen in Fußnoten von gestern und Suchen nach Messern für morgen. Ich war immer zu gut darin, mich allein zu fühlen. (Wenn ich allein bin, gibt es mich nicht.) Im Schulterblick: die verschlissenen Menschen vergangener Jahre, sauber aufgefädelt, Therapeuten, Freunde und Liebhaber, noch zuckende Reste freundlicher Worte, ungelesener Briefe und Bücher. Im Nacken: der Morgen. Vielleicht ist meine Krankheit ein Traum, der auch ohne mich weiterleben kann. Vielleicht heißt Krebs nur, dass Zellen unsterblich werden.

http://sophiamandelbaum.de/post/12208821670 http://sophiamandelbaum.de/post/12208821670 Sun, 06 Nov 2011 05:55:00 +0100



post 118232040318 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Noch wuchert Grün an den Hängen, treiben Blätter rotblond zwischen den Wolken. Spatzen notieren...

Noch wuchert Grün an den Hängen, treiben Blätter rotblond zwischen den Wolken. Spatzen notieren hellbraun auf Oktoberblau. Unten, vereinzelt, Marderpfoten und Kornkreise, Kastanienauslage und vor Fenstern aufgeworfene Blumenmünder. Die Tür schweigt wie beiläufig. Tageskunde Sonntag: eine Handvoll verschwommener Stunden steckt noch fest in den Gliedern - Krallenreste der Woche. Der Abend bringt gequirlte Treppen und geronnenes Lächeln. Der Winter, zugereistes Gefängnis, läuft sich neben dir warm, ein ungern gesehener Gast mit herzschwerem Gepäck. Allen Gerüchten zum Trotz gab es Sommer, gibt es Musik im Ohr und die richtigen Worte, schlafend neben dir auf dem Boden. Allen Gerüchten zum Trotz gibt es Umarmungen ohne Ferne im Kopf. Verbeiß dich in dieses Jetzt; hör auf, so zu tun, als wäre morgen mehr Zeit.

http://sophiamandelbaum.de/post/11823204031 http://sophiamandelbaum.de/post/11823204031 Sun, 23 Oct 2011 18:56:00 +0200



post 109042344977 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Wichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Die Zähne hell und glatt geknirscht, unter unzählige Züge...

Wichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Die Zähne hell und glatt geknirscht, unter unzählige Züge geweint – der Raum, den es gab, dieser Welt-Raum, war zu groß für mich, ich ging in jedem Tag verloren. Und jetzt: in dich eingewickelt, egal, wo wir sind, mein Blick klettert nach oben; was wir sehen, weist selten genug über uns hinaus. Und jetzt: eine Möglichkeit hinter fleckigen Fabrikhallendecken, hinter Plakatauslagen, Bremslichtergasen, hinter Stumpfastbäumen, hinter dem Seiltanz dieses Moments ist alles durchschaubar. Alles spielt eine Rolle, die Rolle der anderen, ein dunstiger Film, maximal schwarzweiß.
Und wir: fern von dieser grobkörnigen, jahrhundertelang geatmeten Luft, wir fliegen wie Pinguine unter Wasser, unsere unwegsame Welt muss nicht erklärt und nicht gerettet werden. Mit dir nur noch neues, helles Fleisch, mit dir über die alten Narben rudern, den Blick abgewandt, in eine Zeit, in der ich liebe. Wichtig ist, nie beim Anfang zu beginnen. Ich erinnere mich: nichts kann mir mehr zu nah kommen, denn da bist überall du.

http://www.youtube.com/watch?v=GTkzyyv0DuA

http://sophiamandelbaum.de/post/10904234497 http://sophiamandelbaum.de/post/10904234497 Sat, 01 Oct 2011 23:15:35 +0200



post 1073284910414 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Cordreste

Unter der Woche reicht unser Blick bis zur Tür. Wir müssen gefasst sein auf Gamaschenweiß, auf vermessenes Magenta und bewegungsloses Gelb. Wer uns besucht, hat schlechte Nachrichten im Gepäck. Unsere Kunden haben Knopfaugen und Reißverschlussstimmen. Sie wollen unsichtbare Flicken, und sie wollen sie jetzt. Sie legen korkbraune Hosen und Rhabarberrüschenröcke auf den Tisch. Unser Nein liegt scharf unter Zungenpapier, wir können es uns nicht leisten. Schlammtöne verfolgen uns im Schlaf. Zum Trost beißen wir Butterkeksen die unsauberen Ränder ab. Dem Kaffee fehlt Milchzuversicht. Wir flicken mürrisch dünn gewordene Stellen; ungezählte Sicherheitsnadeln sind schon über Bord gegangen. Ich werfe Perlen vor deinen Saum; wir streiten um Borten und Stichlängen. Mittags pausen wir Worte vom Reißbrett und schneiden ein Lächeln zurecht. In unseren Jackentaschen klappern Notfallnadelkissen; an unseren Händen sind Stiche zu sehen.
Im Urlaub zupfen wir gedankenverloren an Tischdecken und Kellnerschürzen. Wir schließen Hotelzimmertüren, öffnen Hemd- und Blusenkragen, fühlen nichts vom Teppich, auf dem wir stehen - seine Fransen krallen sich unerkannt um unsere Füße. Das Rot deiner Baumwolle: satt wie ein erster Schluck Wein. An meinen Oberschenkeln sammelt sich Tüll. Deine Hand nimmt die erste Etappe; sie kocht alle Farben ein. Dein Kuss schmeckt nach Cordresten.
Zuhause will ich würziggrüne Karos und kokosnussweißen Samt. Wir greifen blind ins Stoffregal; nur mit geschlossenen Augen erkennen wir, was wir wollen. Wir prellen die Verkäufer um gerechte Preise, wir geben uns kühn. Kaum haben wir den Laden verlassen, greifen wir in die Taschen. Andacht im Fühlen, wir wollen es glatt und schimmernd und unverbraucht. Das Weiche ist unser Gewinn.

http://sophiamandelbaum.de/post/10732849104 http://sophiamandelbaum.de/post/10732849104 Tue, 27 Sep 2011 20:26:00 +0200



post 104376533258 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Ihr zuckerbestäubten Orchideen: Ich habe für litradio Auszüge meines Romanprojekts...

Ihr zuckerbestäubten Orchideen: Ich habe für litradio Auszüge meines Romanprojekts “Feindberührung” eingelesen. Wenn ihr mögt, kommt mich dort besuchen.

http://sophiamandelbaum.de/post/10437653325 http://sophiamandelbaum.de/post/10437653325 Tue, 20 Sep 2011 11:12:00 +0200



post 100810707195 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Hör mir zu Die Katze leckt sich hektisch übers Fell, als ob sie damit etwas aufhalten könnte....

Hör mir zu

Die Katze leckt sich hektisch übers Fell, als ob sie damit etwas aufhalten könnte. Mutter schaufelt Sahne auf den Kuchen, ihre Stimme schaufelt synchron in meinem Bauch Schlamm nach oben. Verdunklungsgefahr. Mutter lächelt dazu, ihr Schauspiel kann alles zur Kulisse erklären. Wir sitzen auf Gartenstühlen, die sie mitgebracht hat, Mutter schafft sich überall einen Platz und beißt sich im Kirschkuchen fest, im Nachmittagslicht flackern ihre Zähne gelblich, mit etwas mehr Intensität könnte es Kurkuma sein, die letzte Verfeinerung für ein gelungenes Curry. Ich bringe nichts herunter, in jedem fleischigen Kuchenstück stecken Mutters Adern, kirschblutrot wie die Lippen in ihrem Gelatinegesicht. Jeder Krümel eine Hautschuppe, Mutter kehrt sie zusammen, unter ihren marzipanfarbenen Nägeln sammelt sich Schutt. Ich greife zur Kaffeekanne, wenn ich mir schon nicht in den schmerzenden Bauch greifen kann, meine weichen, teigigen Verzweiflungsringe kneten, mich selbst für den nächsten Kuchen verwenden.
Der Weg nach oben endet am Fenster, ich bin verschwommener Umriss mit zerkochter Stirn. Unten gibt es Trümmer, die ich zu verantworten habe, Menschen und Rasen, ein Tanz aus Chromosomen und Chlorophyll. Mein Junge, der die Arme verschränkt, und Mutter mit breitem Lächeln und breiten Schultern, breit und ausgebeult von der Last der Welt und ihren Schulterpolstern. Das hier kann nicht jetzt sein, die heiße Stirn mit Anlauf an die kotzgrünen Kacheln der Badezimmerwand gelehnt. Meine Hände legen sich fester an den Fensterrahmen. Zählt Halt noch als Halt, wenn man ihn nur sucht, um wieder loszulassen?
Was mit meinen Schuhen passiert ist, weiß ich nicht. Meine rot bestrumpften Füße stehen auf der kalten Heizung, meine Zehen in die schmalen, berechenbaren Schluchten geklemmt. Die Fensterflügel weit offen, das Weiß der Rahmen platzt in Fetzen herunter. Ich denke an Wind, an ein leichtes Beugen nach vorn.
Unten ist Mutter von Kirschkuchen zu Kirschlikör übergegangen, versucht, ihre Finger ins Fell der sich sträubenden Katze zu krallen - was Mutter gemütlich nennt, ist schon immer Hohn gewesen und es ist, als hätte ich erneut nur eine Handvoll Jahre vorzuweisen, als läge alles in ihrer Macht, als läge ich mit ihr am Rand der Welt, dort, wo niemand schläft.
Die Minuten gähnen sich von mir weg, ziehen käsehelle Fäden, in ihrem klebrigen Geflecht ist der Junge verschwunden, ich blinzle krampfhaft, aber er greift von hinten um meine Hüfte und hebt mich von der Heizung. Einen Moment lang baumeln meine nylonroten Füße in der Luft - ich wollte doch haltlos sein -, bevor sie auf glattem Boden landen und der Blick des Jungen sich schärfer in meine Wangen brennt, als jede Ohrfeige es zustande brächte.
Er nimmt meine Hand und der Schlamm zieht sich zusammen, klumpt und sinkt, in meinen Magen, vielleicht auch tiefer, vielleicht hinterlasse ich schwarze Fußspuren auf dem Weg nach unten, die Kaffeekanne ist im Bad geblieben, bevor Mutter danach fragen kann, sagt der Junge etwas, das das Rot meiner Nylons in Mutters Gesicht treibt, sie rafft Gesichtszüge und Gartenstühle zusammen, ihr Mund klappt auf und zu, die aufgeschwemmte Milchstraße ihrer Arme rudert durch die Dämmerung, greift im Verschwinden nach den ersten Sternen, packt sie in Stanniolpapier. Blut ist vielleicht dicker als Wasser, sagt der Junge, vor Allem aber heißt Blut, dass du verwundet worden bist.

http://sophiamandelbaum.de/post/10081070719 http://sophiamandelbaum.de/post/10081070719 Sun, 11 Sep 2011 16:18:00 +0200



post 672237262319 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Wahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es...

Wahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es dir besser gehen als mir. Wie stellst du dir mich vor? Vielleicht bin ich ein alter Bibliothekar mit Nickelbrille, der nachts die Seitenzahlen der Bücher überprüft, nicht bei Kerzenlicht, das wäre zu gefährlich. Vielleicht bin ich Waffenhändler und überschlage die Leben, die ich zu verantworten habe, wenn ich nicht schlafen kann. Vielleicht bin ich Zeitungsausträger, einer von denen, die tagsüber nicht funktionieren und nachts dafür sorgen, dass die Normalen ihren Tag wie gewohnt beginnen können. Die Normalen, mit ihren beruhigenden Frisuren, die ein Leben ohne Mobiltelefon für kompliziert halten, die für einen Strauß Blumen vier Wochen Rückgaberecht erwarten, die Normalen, die glücklich vor sich hin leben wollen, für eine bessere Statistik. Die Normalen, die ihren Kick durch Reflexion bekommen, aber verdammt noch mal, Alufolie reflektiert auch. Am stumpfsinnigsten ist es, etwas Sinnvolles tun zu wollen. Hat das Leben uns überstimmt, Tove? Reichen unsere Fünf-Minuten-Fluchten nicht mehr, die Zigarette nicht, der immer zu bittere Kaffee nicht, die Fünf-Minuten-Illusion, nur juristisch erwachsen zu sein? Hast du die Suche nach nostalgischen Metaphern für Musik durch Interpretennamen ersetzt, hast du das erste Auto gekauft, die erste Wohnung gemietet?
Hast du festgestellt, dass Reisen nicht mehr reicht, um Erinnerungen zu produzieren, und dass der Alltag schweres Handwerk ist? Der Pflichtteil heißt Träumen, Tove, und vielleicht bist du ein Versager geworden, aufgeschwemmt im bodenständigen Gefühl volljähriger Sätze. Versagen heißt, deine Traurigkeit nicht mehr zu brauchen, versagen heißt, dass alles an seinem Platz ist. Versagen heißt, dass dir die Worte ausgehen. Es gibt Wichtigeres als das Schreiben, sonst gäbe es nichts, worüber man schreiben kann, eines Tages, nicht heute. Ich schreibe nicht mehr. Das hier ist nur die Einleitung zu einem Brief an dich, Tove, eine Einleitung, mit der du mich finden kannst. Wenn du es willst.

http://sophiamandelbaum.de/post/6722372623 http://sophiamandelbaum.de/post/6722372623 Mon, 20 Jun 2011 15:59:00 +0200



post 356911355511 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Die Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn. Pflichtteil Traum:...

Die Stelle, an der wir angefangen haben, läuft im Repeat – ich spule nach vorn. Pflichtteil Traum: Wir brauchen die Wunden nur, um uns am nächsten Morgen zu erinnern, dass wir bereit waren, uns zu verletzen. Aber was verstehen wir schon vom Träumen, unsere Worte gehorchen uns nicht mal im Schlaf.
Der Alltag ist ein strapaziertes Paradies. Wir haben Urlaubsgesichter aufgesetzt, wir sind Rucksacktouristen im Land des Suffs und pilgern uns elend. Die Nacht fällt vor uns auf die Straße, unser “Wir” kriecht auf allen Vieren. Mein Körper kennt 142 Worte für Schmerz, sage ich und sehe dir zu, wie du weg schaust. Die Kompassnadel auf deiner Haut schlägt in die falsche Richtung aus. Deine Zehen sind am Boden fest getackert, an deiner Überzeugung, dass am Ende doch alles gut wird. Diese Überzeugung, die dir ein Leben, wie du es führst, nicht austreiben kann. Du weißt nicht, wie man fällt.
Hunt your karma down. Ich wurde nicht dazu geboren, mich kurz zu fassen. Ich wurde nicht geboren, um es dir leicht zu machen. Ein Herz ist kein brennbares Material. In meinem Gesicht steht ein unbeholfen gemaltes Lächeln und sagt: „Ich habe nicht gut für mich gesorgt.“ Ich wünschte, ich wäre besser im Leben. Ich wünschte, ich könnte deinen Daumen in meinen Mund schieben und schlafen.

http://sophiamandelbaum.de/post/3569113555 http://sophiamandelbaum.de/post/3569113555 Thu, 16 Jun 2011 21:18:00 +0200



post 554899603921 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

für Ron Winkler

Das Meer schickt Blaufrequenzen aus. Dieser Tag ist kein Farbfehler; wir staunen Küsten und inhalieren Wolken. Möwenrundflug statt Mittagsschlaf. Wir werden vom Wind bestürmt; unsere Sohlen erzählen sich Sandgeschichten, erzählen von Eiscreme und Sonnenkugelbäuchen. Auf unserer Decke liegen Wäschenester; Fische sind uns voraus. Wir umschwimmen die Quallen mit ihren aufgeschwemmten Gesichtern, wir betasten Muschelnähte und lassen uns von Marienkäfern trocknen; sie arbeiten im Schichtdienst auf unseren Armen. Der Horizont kocht Schiffsmeldungen ein: Heute sammeln wir Himmelsrichtungen.


Bilddank an Lucy Muskalunge.
http://sophiamandelbaum.de/post/5548996039 http://sophiamandelbaum.de/post/5548996039 Mon, 16 May 2011 20:02:00 +0200



post 519527310614 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Notfallherz

Auf dem rosa Zettel steht „Notfall“, deswegen soll ich nicht mit den anderen fernsehen und Automatenwasser trinken, sondern auf einer Trage liegen, dem Aufnahmetresen gegenüber, in Blickweite. Weißes Papierknistern zwischen dem harten Polster und mir, Hygienevorschrift. In dieses Knistern lege ich mich, versuche, unauffällig zu atmen, als sei ich Kind und presste mich auf einen Feldboden, gefallen in einem Krieg ohne Waffen.
Die anderen werden nach und nach aufgerufen, ein Lokalgangster mit angeschossener Hand, ein kleines Mädchen mit blau geprügelten Augen, eine dicke Mutter mit noch dickerem Sohn und Magenschmerzen. Neben mir sammeln sich weitere Tragen. Festgeschnallte alte Menschen, Faltengesichter und schreiverzerrte Münder. Krankenschwestern verteilen Spritzen und barsche Worte; währenddessen schlägt mein Herz, mein Notfallherz, immer schneller und nimmt mir die Luft. Ich kann keinen Notruf abgeben, weil dafür die Luftnot zu groß ist und ich frage mich, ob es das jetzt war. Ob ich in der Sterilität eines Krankenhauses sterbe, ohne etwas zurück zu lassen, das bleibt. Immerhin: ich weine, also lebe ich noch.
Die Ärztin, die schließlich auftaucht, ist klein und pummlig, sie fragt, ob ich eine Patientenverfügung hätte oder einen Organspendeausweis und lässt mich dann auf meiner Trage in ein Dreierzimmer rollen, die Pfleger sind gesichtslos vor meinem Tränenvorhang und legen Kabelverbindungen zu piepsenden Monitoren, Monitoren, die auf mich aufpassen sollen, weil ich das offensichtlich nicht mehr kann.
Der restliche Tag unterteilt sich in Blutentnahmen, die Pflasterreste an Armen, Händen und Füßen sehen wie Vereisungen aus, eine davon herzförmig: ein Ballonherz an einer Schnur. Die zwei Frauen neben mir fallen sich gegenseitig ins Wort - wenn sie nicht von Königsfamilien sprechen, dann von Einsamkeit. Ich versuche, mir einzureden, dass das Plätschern in ihren Urinbeuteln wie ein Bach klingt und dass ihr Erbrechen vorm Frühstück nur gesund sein kann; der Toast ist ohnehin kalt und hart wie das Braun der unberührten Schränke. Wir sind verkabelt, wir können nichts außer warten. Immerhin: ich bekomme Besuch. Der Besuch sitzt neben mir auf dem schmalen Bett, unter uns Plastik, ein Schutz gegen alles, was flüssig und menschlich ist. Der Besuch legt mir seinen Kopfhörer ans Ohr, Low singen „Try to sleep“ und die Blutdruckmanschette zieht sich zusammen, lässt meine Hand ein Stück seinen Oberschenkel nach oben wandern. Mit dem Besuch neben mir kann ich schlafen. Der nächste Morgen bringt wenig Neues: Mit meinem Herz stimmt etwas nicht. Vielleicht wohnt in ihm immer noch jemand, den es nicht gibt.

http://sophiamandelbaum.de/post/5195273106 http://sophiamandelbaum.de/post/5195273106 Wed, 04 May 2011 21:20:00 +0200



post 493145126612 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Der Wein ist clean. Wir bestellen Ente, die schwimmen und singen kann und ernten gebackenen Tofu....

Der Wein ist clean. Wir bestellen Ente, die schwimmen und singen kann und ernten gebackenen Tofu. Später feilschen wir um Sonnenbrillen und der Abend gibt uns ein Eis aus - unserem Schokoladenlächeln entkommt niemand. Auf der Oberbaumbrücke steht ein Mann im Uringestank und mixt Mojitos; ein schmerbäuchiger Engländer hält uns eine Socke unter die Nase, er will gegen Spenden Osterhase spielen. Die Canons der Hipstermädchen sind ihre eigene Persiflage, zwinkernd kuscheln sie sich an wehende Polyesterblusen, baumeln gegen verschwitzte Leggins. (Wir wären ja alle gern zerbrechlich.) Das schwimmende Hostel erfüllt western standards, die Lounge bleibt trotzdem unbesetzt, ein Floß in Armyfarben treibt vorbei, der Kapitän trägt Ray-ban und zeigt den Mittelfinger nur, weil sein in die Jahre gekommenes baby ihn knipst.
Wer mir zu nah kommt, muss küssen. Ich lecke Morgen in deine Augenbrauen. Die Bäume sind Vogelherbergen, eine Katze legt den Kopf schräg, wir lenken sie mit Miauen ab. Die machen Liebe, kichert es aus der Nähe, und ich denke, bei Bukowski würde das heißen, er fickte sie durch.

http://sophiamandelbaum.de/post/4931451266 http://sophiamandelbaum.de/post/4931451266 Mon, 25 Apr 2011 19:55:00 +0200



post 428949875313 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Du brauchst niemanden, der dich rettet. Du brauchst jemanden, der dich an den Menschen erinnert, der...

Du brauchst niemanden, der dich rettet. Du brauchst jemanden, der dich an den Menschen erinnert, der du sein kannst.

http://sophiamandelbaum.de/post/4289498753 http://sophiamandelbaum.de/post/4289498753 Sat, 02 Apr 2011 20:58:00 +0200



post 426861605212 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Trösten können kleine Dinge; ich suche nach den großen.

Trösten können kleine Dinge; ich suche nach den großen.

http://sophiamandelbaum.de/post/4268616052 http://sophiamandelbaum.de/post/4268616052 Fri, 01 Apr 2011 01:21:00 +0200



post 416529080811 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Wir sind süchtig danach, zu verschwinden.

[Dieser Blog wächst in euren Händen, unter euren Blicken. Jedes Wort: für euch, und die Freude. Mit euch: herzhoch springen]

Schau in die Kühle. Ein Lächeln wächst ungefragt zwischen den Mündern. Etwas verschiebt sich, dieser Abend nimmt uns vorweg. Kein Donner zu hören; nur Löffelpoltern auf Glas, Paukenschlag Eis auf der Zunge und Sahnerinnsal am Hals. Es gibt nichts, was gegen Herzschwäche spricht; sie sichert das Gelände für uns. Ich wache neben dir auf dem Boden auf; wir zählen zu denen, die nachts am besten blühen. Wir zählen zu denen, die süchtig danach sind, zu verschwinden. Wenn man es sagen dürfte, ich würde sagen: In unseren Fingerkuppen schläft Licht.


Bilddank an momentofchange.
http://sophiamandelbaum.de/post/4165290808 http://sophiamandelbaum.de/post/4165290808 Mon, 28 Mar 2011 22:05:00 +0200



post 409714611510 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Melancholie ist unwiderstehlich mit ihrem dünnen Hemd und den halb geöffneten Lippen. Melancholie...

Melancholie ist unwiderstehlich mit ihrem dünnen Hemd und den halb geöffneten Lippen. Melancholie schlägt sacht gegen deine Schenkel und etwas Nasses taumelt nach unten. Melancholie legt einen Fransenschal nachlässig um deine Handgelenke, ehe sie dir ohne Vorwarnung den Mund verschließt. Walnussgeschmack. Dringlichkeit. Deine Nasenspitze glänzt von Melancholie, und du gehst ihr leicht von der Hand.
Melancholie tariert Vermissen aus und schnitzt den Morgen grobkörnig vor dein Gesicht. Ihre Schönheit wiegt schwer; sie schmeckt nach allem, was falsch ist in dir.
Melancholie bringt dir bei, alles zu verstehen und wenig besser zu machen. Mit ihr lebst du auch dieses uneingestandene Jahr.
Manchmal nimmt dein Atem zwei Stufen auf einmal, aber in ihrem Land bleibt nichts übrig, als sich zu verirren. Melancholie macht dein Herz zu einem üblen, einem unerkundbaren Ort.


http://sophiamandelbaum.de/post/4097146115 http://sophiamandelbaum.de/post/4097146115 Sat, 26 Mar 2011 02:50:00 +0100



post 383899301810 crawl-Datum: 04.01.2012 rss Internet Archive

Vielleicht können deine Gespenster meine in die Flucht schlagen. Dank an Modest Mekisch

Vielleicht können deine Gespenster meine in die Flucht schlagen.

Dank an Modest Mekisch
http://sophiamandelbaum.de/post/3838993018 http://sophiamandelbaum.de/post/3838993018 Mon, 14 Mar 2011 21:57:00 +0100



post 38752337369 crawl-Datum: 04.11.2011 rss Internet Archive

Dieses Leben ist die Geschichte, die du nicht erfinden kannst. Dieses Leben ist der Ort, wo du...

Dieses Leben ist die Geschichte, die du nicht erfinden kannst. Dieses Leben ist der Ort, wo du überwinterst, wo du immer neue Unmöglichkeiten in fremde Ohren flüsterst und das Lächeln des Gefesselten lächelst, des Verletzten, der weiß, dass nichts Gutes zu erwarten ist. Der bereit ist, an jedes Versprechen zu glauben und an keins. (Dieses Leben ist für den, der nicht bleiben kann.) Dieses Leben ist wie dieser Tag immer dasselbe, dieser Tag beugt sich über dich und erklärt, du seist zu leicht, zu schwer gewesen. Dieser Tag geschieht nicht einfach. Dieser Tag zielt auf dich. Hol ihn heim und tausch sein Herz aus. Hör auf, vor deiner Stille Angst zu haben. Du bist spät dran. Mit dir.

http://sophiamandelbaum.de/post/3875233736 http://sophiamandelbaum.de/post/3875233736 Sun, 13 Mar 2011 12:04:00 +0100



post 37449027508 crawl-Datum: 04.11.2011 rss Internet Archive

Du bist zu gut darin, dich zu foltern. Du schläfst nicht mehr, du verträumst die Tage und läufst...

Du bist zu gut darin, dich zu foltern. Du schläfst nicht mehr, du verträumst die Tage und läufst nachts durch die Stadt. Deine Augen am Himmel fest gesaugt, deine Hände zerzauste Vögel, manchmal triffst du einen Fremdvertrauten, der sie halten kann, manchmal lächelst du, aber das ist nur dein sichtbarer Teil. Du schüttelst kein Wir mehr aus dem Handgelenk; ein Gegenüber bedeutet nur Buchstabenhaufen, die du nicht verstehst, die dir in den nutzlosen Kopf starren und auf Echos warten. Eine Biografie steht der anderen gegenüber und weiß nicht, was tun.
Du hast ein Zuhause gebraucht, so sehr gebraucht, dass es dir jetzt niemand mehr geben kann. Jede Berührung muss verschwinden in all dem, was fehlt. Dieses Fehlen hat dich zu dem gemacht, was du bist - eine Gestalt aus Regen. Lächeln ist nur Zwischenzeit, du gibst sie mit vollen Händen aus. Alles fällt dir aus den Fingern, dein Ich fällt dir aus den Fingern, der fremde Mund auf deiner Brust rafft noch ein paar Reste zusammen. Glück ist wie die Seele ein Betrug, du suchst sie umsonst. Du befragst das Gestern und weckst die letzten Dämonen auf. Sie scheren dich kahl, über blanke Haut rutscht Luft mit ihren heißjuckenden, ihren Läusegedanken. Aufkratzen hilft nicht, so wie nichts mehr hilft. Was Verzweiflung macht, lässt sich nicht beschreiben, weil sie alles lähmt - auch die Zunge.

http://sophiamandelbaum.de/post/3744902750 http://sophiamandelbaum.de/post/3744902750 Wed, 09 Mar 2011 18:18:00 +0100



post 341152460311 crawl-Datum: 04.11.2011 rss Internet Archive

Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes...

Wir bauen eine Höhle aus Kapuzen. Darunter züchten wir Glücksmoleküle. Seine Zunge schmeckt jedes Mal neu. Ich hatte mit einer Liste begonnen. Hustensirup, Schwarzbrot, Vanillepudding… bei Anis-Kümmel-Plätzchen hörte ich auf. Manchmal greifen wir nach Weidenkätzchen, wenn Äste uns streifen. Sie müssen entschuldigen, wir sehen nicht gut. Wir tragen keine Brillen; Sprach- und Sehzentrum unserer Gehirne sind rosarot getüncht. Meine Haarfarbe heißt wie seine Lieblingszahl: 65. Wir essen Tomaten, die in Gewächshäusern zur Welt gekommen sind. Seine Hände öffnen den Vorhang auf meiner Stirn. Sie riechen nach Mozzarella. Ich schließe die Augen und denke mir Basilikum dazu.

http://sophiamandelbaum.de/post/3411524603 http://sophiamandelbaum.de/post/3411524603 Sun, 20 Feb 2011 23:54:00 +0100



post 28987666399 crawl-Datum: 12.10.2011 rss Internet Archive

In welcher Sprache hast du gelernt, was „böse“ bedeutet? Wovon bist du überzeugt? Für welche Sucht...

In welcher Sprache hast du gelernt, was „böse“ bedeutet?
Wovon bist du überzeugt?
Für welche Sucht hast du dich entschieden?
An wem misst du dein Glück?
Was verzeihst du einem anderen nicht?
Was verachtest du an dir?
Worauf bist du stolz?
Mit wem fühlst du?


Bilddank an Maxie Fischer

http://sophiamandelbaum.de/post/2898766639 http://sophiamandelbaum.de/post/2898766639 Tue, 15 Feb 2011 23:32:00 +0100



post 26394609818 crawl-Datum: 05.09.2011 rss Internet Archive

In meinem Kopf Fliegenpilzgemüse - die Füße wollen mit dem Straucheln nicht aufhören. Ich brauche...

In meinem Kopf Fliegenpilzgemüse - die Füße wollen mit dem Straucheln nicht aufhören. Ich brauche fremde Hilfe, um mir ein Bein zu stellen. Kartenhausgedanken. Herz Bube fängt Feuer. Du sprichst in slow motion, deine Worte legen sich wie Geister vors Fenster. Die Luft atmet sich schwer. Dein Blick: morgenbetont, einsichtslos.
Die Tür schließt zu leise, als dass ich glauben könnte, dass du je in mir gewohnt hast. Ich wasch deine Briefe auf 30 Grad, im Schleudergang fallen Mandelsplitterbomben durch Kehle und Magen. Ich werde mich nicht an dich erinnern. Mein Herz ist kein Stundenhotel und es wird einen Mund geben, in den ich meine Fragen legen kann.



Bilddank an Maxie Fischer

http://sophiamandelbaum.de/post/2639460981 http://sophiamandelbaum.de/post/2639460981 Sun, 30 Jan 2011 20:04:00 +0100



post 25311192732 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive

“In meiner Hand liegen drei Wünsche und ich frage mich, ob Sparsamkeit nicht eine Form von Sterben ist.“

Ich habe an mir selbst gespart, an der Möglichkeit von Freude.
Stranden an schuldlosen Fingern, an Brüsten unter Spitzenhemdchen und geweißten Schatten unter den Augen - ich war eine Spitzfindigkeit zwischen schafblutroten Lippen und wollte gerettet werden. Aber wer retten will, spürt nur sich selbst in jeder Umarmung, versucht sich selbst am Ertrinken zu hindern. Man kann nicht bei dem bleiben, der retten will; er kostet zu viel.
Ich war eine Geschichte von Echos. Die Sätze lappten übereinander, hymenlos, und jetzt werfe ich mein Herz gegen die eigene Wand, löffle Suppendunkel aus der eigenen Hirnschale.
Die Suche nach dem Glück steht im umgekehrten Verhältnis zur Fähigkeit, es finden, es ertragen zu können. Es wird keine neue Projektions-Stelle vergeben. Vielleicht hat Narziss heute Nacht die Stadt verlassen.

Bilddank an Christian Kintner, Kursivwortdank an Rabesken




post 24621080312 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive

Ich bin mein eigener Baum. Mandelkronen und Luftpost zu einem Stern weit oben. Ich habe nicht mitgemacht, niemanden gefragt, was passend wäre. Für Verwandte, für mich. Die müden Blicke der Verkäufer galten mir nicht.
Kein knisterndes Geschenkpapier, kein entnervt zurecht gezupftes Klebeband, kein Zorn, keine Eile. Sich umspülen lassen von stoßenden Armen, tretenden Füßen und zurück kehren in eine Wohnung mit beherzt glänzendem Holzboden. Die Stille lässt sich fassen. Sie dringt aus beleuchteten Fenstern um mich herum. Weihnachtssterne, und Lichterketten wie bunte Finger auf Scheiben verstreut.
Was fehlt, sind keine Worte, die ich mir hätte abholen können wie eine Handvoll Umarmungen. Was fehlt, ist die Gewissheit, dass Schweigen sich selbst die Berechtigung nimmt. Dass man nicht bereit sein muss, heim zu gehen. Sondern dass man es einfach nur tun muss.

Bilddank an Martin Petersen




post 13447026845 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive

Ich habe diese Zeit nicht gewählt, und auch diese Stadt nicht, aber ich bin dort das geworden, was bei mir als groß durchgehen muss. Heute wollte ich sie mir erlaufen, ein weiteres Mal. Ein erstes Mal. Vorbei am Begräbnisinstitut, über dem eine Uhr behauptet, es sei kurz vor zwölf, vorbei an Taubenresten am Boden, und dann plötzlich, mitten in der Fußgängerzone, ein Klavier und ein Junge in schwarz, der nichts sieht von seiner Umgebung, der nur für jeden gelungenen Notenstapel lächelt, nicht für mich.
Vielleicht habe ich heute verstanden, was Musik heißt. Der Wind ohrfeigt nicht mehr; im Hals schnürt sich kein Knotenbündel und Schatten für Schatten steigt aus dem Boden und verbeugt sich im Sturz. Musik bedeutet, einfach nur sein zu können, diesen einen Moment lang die Fremde nach Hause zu schicken. (Sie hat eines, du weißt davon.) Musik bedeutet, ohne Worte zu sein, keinen Aufstand mehr auszurufen gegen das, was man ist.

[Sein Name ist Benedikt Thomann und ich will ihm danke sagen.]




post 11739616616 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet Archive

Deine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns...

Deine Worte sind in der Stadt und machen mich hilflos. Einen rußigen Atemzug lang sprichst du uns... http://sophiamandelbaum.de/post/1173961661 http://sophiamandelbaum.de/post/1173961661 Thu, 23 Sep 2010 20:39:00 +0200



post 11089685636 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet Archive

Wir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf...

Wir sind Frischfleisch und wohnen in Abstellkammern, in Konjunktiven, mit Notstromaggregaten. Auf... http://sophiamandelbaum.de/post/1108968563 http://sophiamandelbaum.de/post/1108968563 Sun, 12 Sep 2010 14:45:00 +0200



post 9888594016 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet Archive

Komm und besuch mich im Poetenladen



Komm und besuch mich im Poetenladen

http://sophiamandelbaum.de/post/988859401 http://sophiamandelbaum.de/post/988859401 Sat, 21 Aug 2010 23:57:00 +0200



post 86152476910 crawl-Datum: 07.03.2011 rss Internet Archive

Salzkrustenmund

Kann man machen, die Hände ins Spiel bringen, in Laufrichtung drücken, Weißfleckenschmerzstellen.... http://sophiamandelbaum.de/post/861524769 http://sophiamandelbaum.de/post/861524769 Mon, 26 Jul 2010 17:35:00 +0200



post 77689975512 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive

Wie reagierst du auf technische Probleme?
a) Du kreischst, z.B.:”Der Drucker ist beschäftigt? Ich etwa nicht? ICH ETWA NICHT?!”
b) Du hast keine Probleme, du hast ein I-Phone.
c) Du summst fröhlich ein Lied in Leetspeak, während deine Hände in vertrauten Computereingeweiden wühlen.

Womit verdienst du dein Geld?
a) Du studierst noch oder arbeitest zu Hause, damit du genug Zeit für die Kinder(planung) hast.
b) Du machst was mit Medien.
c) Du machst was mit Technik.

Wie reagierst du auf Entfolgungen?
a) Du weigerst dich, über derlei “Belanglosigkeiten” zu sprechen, während dein inneres Kind sich nervös alle Fingernägel abkaut.
b) Du wirst beleidigend.
c) Du lächelst milde und programmierst weiter an deinem neuen Virus.

Warum bist du bei Twitter?
a) Du bist ein empfindsamer Steppenwolf und suchst Gleichgesinnte, die sich sozialphobisch nennen, weil sie nicht jedes Wochenende durchfeiern.
b) Du machst was mit Medien und brauchst dringend Sex.
c) Du machst was mit Technik und brauchst dringend Sex.

Wie verbringst du deine Sommerwochenenden?
a) Egal, Hauptsache, es ist Alkohol dabei.
b) Du machst was mit Medien und möchtest möglichst viele Leute kennen lernen und sie mit sinnlosen Episoden deines Lebens langweilen.
c) In kurzen Hosen vorm Computer.

Wie stehst du zu Politik?
a) Du bist sehr betroffen wegen des schlimmen Zustands der Welt, bevor du schnell noch Tomatensauce fürs Abendessen kaufen musst. Wahrscheinlich wählst du die Grünen, oder auch die CDU.
b) Du wählst die Piraten oder die FDP.
c) Du gehst selten wählen, und wenn, suchst du dir die Partei aus, die gerade am witzigsten klingt.

Welche Musik magst du?
a) Du hörst ja eigentlich alles, bist aber trotzdem total indie-viduell.
b) Du machst was mit Medien und es muss rocken.
c) Klassik. Nur Klassik. Vielleicht noch the Klinik oder Skinny Puppy.

Und welche Bücher?
a) Hesse. Der bringt dich immer so sehr zum Nachdenken, und das magst du, auch wenn das zwischen den Ohren so weh tut.
b) Du liest Kant für Manager, außerdem gern Unterhaltungsliteratur, aber du schaust lieber Filme, das geht schneller und man kann besser fummeln dabei.
c) Horror. Und Bücher zu Programmierung und Hackordnung.

Und die Liebe?
a) Du lässt kurz die Hand deines Freundes los, um deinen Verlobungsring zu präsentieren.
b) Du sagst:”Beziehungsweise bin ich überqualifiziert” und lachst neckisch.
c) Du wechselst möglichst unauffällig das Thema.


——————————————————————————————-
Auflösung:
a) Du hast Blümchen im Haar und bist wahrscheinlich glücklich. Geh mir aus den Augen!
b) Du machst sehr wahrscheinlich was mit Medien und verdienst so viel Kohle, dass ich für dich nur neidisches Geifern übrig habe.
c) Du bist ein Nerd. Wahrscheinlich schwärme ich heimlich für dich. Immerhin habe ich mich als Mädchen in Data verliebt: Kranke Optik, kluger Kopf und komischer Humor.




post 4752882879 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive

Bleib, wo du schweigst - es steht noch ein Morgen aus und er, in der Ferne, geht mit mir durch den Tag.


Bilddank an André Horenburg




post 43047265512 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet Archive

Wer zieht dich aus?
Wer putzt dir die Zähne?
Wer hält aus, was du an dir nicht erträgst?
Ist der Satz “Ich verstehe dich” eine Lüge?
Ist es ein Ziel, nirgendwo ankommen zu wollen?
Wann nimmst du dich ernst?
Was willst du?
Taugst du zum Leben?
Bist du erleichtert, wenn man dich durchschaut?
Lässt sich von diesem Tag mehr erwarten, als dass er dem vorherigen nicht gleicht?
Was macht dich besser?

Bilddank an Christian Kintner




post 42400495215 crawl-Datum: 09.05.2011 post Internet ArchiveMein Herzverschluss klemmt.

Mein Herzverschluss klemmt.