Version vom 08.11.2014


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post 1015082384311 crawl-Datum: 18.12.2014 index Internet Archive Es reicht ja nicht aus, dass sie dich nicht wieder erkennen, die Menschen, neben denen du früher gelebt, mit denen du dich auf Schulbänken und Pausenhöfen gelangweilt hast. Es reicht nicht aus, wenn du weißt, dass du jemand anderes geworden bist, in vielerlei Hinsicht. Dass das Lachen lauter und die Haare kürzer geworden sind, das Gesicht weicher und die Taille schmaler. Weil immer noch dieser jemand in dir steckt, der sich fehl am Platz fühlt, egal, wo er ist. Weil das nicht aufhören wird, dass du über Tage und Wochen nicht schlafen kannst, dass du mit Herzrasen wach liegst, dass du um fünf Uhr morgens Abschiedsbriefe und Testamente entwirfst, weil du immer noch nicht gelernt hast, ruhig zu atmen, weil du dir das immer noch nicht vorstellen kannst: du und glücklich. Du und richtig. Weil du am Ende still durchs Herbstlaub stapfst, vorbei an Zweierreihen, an Kinderwägen, weil du am Ende oben auf einer Brücke stehst und auf das Wasser hinabschaust, auf das Glitzern, in eine Weite, die von allem erzählt, was du nicht kennst. Weil du in diesem Moment, hoch oben in der Novembersonne, weißt, dass du noch einmal ganz von vorn anfangen willst. Dass es Zeit wird für einen neuen Ort, eine neue Arbeit, für ein neues Verstehen von allem, was du bist, was dich umgibt und von allem, das du noch entdecken wirst. Für Geschichten, die du nicht erfinden kannst. Für ein Gefühl, in dem sich überwintern lässt. Vielleicht wirst du dann, eines Tages, kein Notfallherz mehr haben. Wirst du wissen, was dich trösten kann. Bilddank an ikeafieldmouse.


post 9566939187614 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveZwei werden sich nie einig sein, was ein Moment wirklich bedeutet. Was es heißt, wenn ich meine Hand... Zwei werden sich nie einig sein, was ein Moment wirklich bedeutet. Was es heißt, wenn ich meine Hand auf deine lege. Was meine stolpernden Worte bedeuten und dein Lächeln, das auf Rückzug geht. Was das Foto bedeutet, das du von mir geschossen hast, in einem unbeobachteten Moment, das Foto, das du still auf den Tisch legst, bevor du gehst, eine Erinnerung an bessere, schweigsamere Tage. Ich bin im Schreiben immer besser gewesen als im Reden. Manchmal denke ich, ich sollte stumm spielen, alles, was ich sagen will, zuerst auf Notizblöcke kritzeln und zehn Mal gegenlesen, alles Überflüssige kürzen und streichen, alles, was zu sehr nach Sehnsucht klingt, nach Brauchen, nach Einsamsein, alles, was zu sehr nach mir klingt. Alles, was mich zurück an den Rand deines Lebens rückt, irgendwo dorthin, wo die unliebsamen, sperrigen Möbel stehen, die man beim nächsten Umzug zurücklässt. Irgendwo kurz vor unbekannt, irgendwo, wo ich begreife, dass Reden ein Spiel ist, das ich nicht gewinnen kann.


post 940040738614 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveVom Anfangen. Am Anfang bin ich am besten. Wenn ich mir deine Augenfarbe noch nicht gemerkt habe, aber genau weiß, wie sonnenhell dein Haar nach nur einem Meertag ist. Wenn du behutsam eine Wimper von meiner Wange aufliest und ich meine Hand beim Pusten kurz um deine lege. Wenn mein Kopf deine Schulter berührt oder dein Knie meins und ich ein paar Stunden brauche, um mich davon zu erholen. Wenn es keinen Lärm gibt, keine Scherben, wenn auch der Platzregen mir das Lächeln nicht aus dem Gesicht spülen kann. Wenn jeder Tag- und Nachttraum bei dir ankommt. Wenn unser Lachen genau richtig klingt. Wenn mein kompliziert noch als dein sexy durchgeht. Am Anfang bin ich am besten, weil dann nur Platz ist für die guten Geister. Weil alles noch jetzt ist und nichts von gestern stört. Weil da noch so viel Platz zwischen uns ist, gefüllt mit Dingen, die du nicht von mir weißt.


post 927334634015 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archiveread me right. Der Bildschirm meine Weltkarte, noch immer, ich betaste mit den Fingern alte Pfade, gehe im Staub verloren. Vor zehn Jahren hat das angefangen, mit dem Internet und mir, hat das angefangen mit den fieberhaften Unterhaltungen: Buchstaben und Telefonnummern eintippen, die Fremdheit mit sich überschlagender Stimme überwinden. Und es fühlte sich an, als wären alle anderen genauso sehnsüchtig wie ich, auf der Suche nach einem Gefühl, das sie einfach anfallen und nicht mehr weggehen würde, das die genau richtige Hand in ihre schieben würde. Dass alle anderen dieses Gefühl nicht nur in Tastaturen tippten, nicht nur in Telefonhörer sprachen, dass sie es mit sich nach draußen trugen, in Regen und Schnee und in die Sommerwärme dieses oder eines anderen Kontinents, war mir gleich; ich versteckte mich, mal hinter Grippe, mal hinter Geldsorgen, und ich kam damit durch, Geistermädchen zu sein, versteckt in schmalen Zimmern, hinter Bücherwänden und der genau richtigen Musik. Ich dachte, dass ich einfach immer damit weitermachen könnte, Menschen in mein Bett einzuladen und morgens entschuldigend meine Sammlung von Ausreden vorzuzeigen, die Tür zwei Mal abzuschließen und mich nicht einlassen zu müssen, egal, auf was. Und währenddessen würde die Geschwindigkeit der Welt gedrosselt, währenddessen würden die Menschen draußen auf der Straße wie durch Sirup gehen und sprechen. Alles würde darauf warten, dass ich die Gewichte an den Füßen, die Gewitter im Kopf abgeschüttelt hätte und endlich mitmachen, mitspielen könnte, im Regen, im Wind. Dass ich ungerührt in Zügen und Flugzeugen sitzen würde, dass ich morgens schluppenblusig im Büro sitzen und abends zufrieden meine Kontoauszüge beäugen würde. Dass ich lächeln und schlafen gelernt hätte und alles andere, was so als selbstverständlich durchgeht. Und jetzt ist es, als hätten die anderen die Sehnsucht verlernt; Sehnsucht ist jetzt ein verbotenes Wort, ein übel zugerichteter Traum.


post 927334634015 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archiveread me right. Der Bildschirm meine Weltkarte, noch immer, ich betaste mit den Fingern alte Pfade, gehe im Staub verloren. Vor zehn Jahren hat das angefangen, mit dem Internet und mir, hat das angefangen mit den fieberhaften Unterhaltungen: Buchstaben und Telefonnummern eintippen, die Fremdheit mit sich überschlagender Stimme überwinden. Und es fühlte sich an, als wären alle anderen genauso sehnsüchtig wie ich, auf der Suche nach einem Gefühl, das sie einfach anfallen und nicht mehr weggehen würde, das die genau richtige Hand in ihre schieben würde. Dass alle anderen dieses Gefühl nicht nur in Tastaturen tippten, nicht nur in Telefonhörer sprachen, dass sie es mit sich nach draußen trugen, in Regen und Schnee und in die Sommerwärme dieses oder eines anderen Kontinents, war mir gleich; ich versteckte mich, mal hinter Grippe, mal hinter Geldsorgen, und ich kam damit durch, Geistermädchen zu sein, versteckt in schmalen Zimmern, hinter Bücherwänden und der genau richtigen Musik. Ich dachte, dass ich einfach immer damit weitermachen könnte, Menschen in mein Bett einzuladen und morgens entschuldigend meine Sammlung von Ausreden vorzuzeigen, die Tür zwei Mal abzuschließen und mich nicht einlassen zu müssen, egal, auf was. Und währenddessen würde die Geschwindigkeit der Welt gedrosselt, währenddessen würden die Menschen draußen auf der Straße wie durch Sirup gehen und sprechen. Alles würde darauf warten, dass ich die Gewichte an den Füßen, die Gewitter im Kopf abgeschüttelt hätte und endlich mitmachen, mitspielen könnte, im Regen, im Wind. Dass ich ungerührt in Zügen und Flugzeugen sitzen würde, dass ich morgens schluppenblusig im Büro sitzen und abends zufrieden meine Kontoauszüge beäugen würde. Dass ich lächeln und schlafen gelernt hätte und alles andere, was so als selbstverständlich durchgeht. Und jetzt ist es, als hätten die anderen die Sehnsucht verlernt; Sehnsucht ist jetzt ein verbotenes Wort, ein übel zugerichteter Traum.


post 896687691512 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archivecome find me here. come find me here.


post 891446196312 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archive* Auf meinen Unterarmen leuchten Telefonnummern auf, schimmern die Namen vergangener Jahre, Namen der Menschen, die mich retten wollten. Er kann es noch, dieser Körper, er kann seine Farbe wechseln, wandbleich werden oder blau anlaufen auf blauem Teppichboden. Er vergisst nicht, er braucht nur ein falsches Wort, einen Grenzton, eine Feindberührung, um wieder von vorn anzufangen. Ein kalter, dunstiger Geschmack im Mund und plötzlich ist alles schwarz, ohne Abstufungen, plötzlich gibt es in dieser Wohnung nur noch Dunkelheit, ich schreie, aber weil ich nichts mehr höre, könnte es genauso gut sein, dass das nicht wahr ist. Da sind meine Schultern, da sind deine Hände; ich taste mich an dir entlang zur Wohnungstür, die Treppen hinunter, über den buckligen Asphalt, stelle mir vor, wie die Bäume am Straßenrand aussehen, ihre schadhafte Rinden, ihre verzweigten Kronenerzählungen. Irgendwann bald wird es wieder hell sein, wird es ganz hinten am Horizont wieder bunt aussehen, irgendwann bald werde ich wieder wissen, wie Schlafen geht, irgendwann bald werde ich das Haus verlassen und lächeln. Mein Leben ist wie meine Geschichten: unfertig, atemlos, für die meisten unverständlich. Irgendwann bald wird mir niemand glauben, dass ich immer noch ich bin, ein Höhlenkind, das nie gelernt hat, sich in warmen Tagen und Worten zusammenzurollen. Stillzuhalten, weil irgendwann bald vom Glück nur noch Fußabdrücke übrig sein werden, blasse Konturen vor einem überschäumenden Himmel.


post 891446196312 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archive* Auf meinen Unterarmen leuchten Telefonnummern auf, schimmern die Namen vergangener Jahre, Namen der Menschen, die mich retten wollten. Er kann es noch, dieser Körper, er kann seine Farbe wechseln, wandbleich werden oder blau anlaufen auf blauem Teppichboden. Er vergisst nicht, er braucht nur ein falsches Wort, einen Grenzton, eine Feindberührung, um wieder von vorn anzufangen. Ein kalter, dunstiger Geschmack im Mund und plötzlich ist alles schwarz, ohne Abstufungen, plötzlich gibt es in dieser Wohnung nur noch Dunkelheit, ich schreie, aber weil ich nichts mehr höre, könnte es genauso gut sein, dass das nicht wahr ist. Da sind meine Schultern, da sind deine Hände; ich taste mich an dir entlang zur Wohnungstür, die Treppen hinunter, über den buckligen Asphalt, stelle mir vor, wie die Bäume am Straßenrand aussehen, ihre schadhafte Rinden, ihre verzweigten Kronenerzählungen. Irgendwann bald wird es wieder hell sein, wird es ganz hinten am Horizont wieder bunt aussehen, irgendwann bald werde ich wieder wissen, wie Schlafen geht, irgendwann bald werde ich das Haus verlassen und lächeln. Mein Leben ist wie meine Geschichten: unfertig, atemlos, für die meisten unverständlich. Irgendwann bald wird mir niemand glauben, dass ich immer noch ich bin, ein Höhlenkind, das nie gelernt hat, sich in warmen Tagen und Worten zusammenzurollen. Stillzuhalten, weil irgendwann bald vom Glück nur noch Fußabdrücke übrig sein werden, blasse Konturen vor einem überschäumenden Himmel.


post 885923818512 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveTreibsandmoment Und dann stehst du in einer Bahn, unter schlecht gelaunten, schlecht riechenden Menschen, starrst ins blasser werdende Licht und erinnerst dich, dass dort draußen alles weitergeht, egal, ob du an der richtigen Haltestelle aussteigst oder stundenlang durch die Stadt fährst, immer im Kreis - in der Richtung, die deine Gedanken nehmen, die unbeantworteten Fragen in deinem Kopf. Was, wenn du nicht ausreichst, nicht für das duldsame Lächeln in einem Büro, nicht für eine Hand, die in deiner liegen bleibt, nicht für einen Abschied vom Wachliegen, Nacht für Nacht, nicht für das Selbst- und das Vorsorgen; nicht für den Mut, den es braucht. Was, wenn du die Notfalltasche unter deinem Bett nicht antastest, weil du gar nicht mehr anders kannst als zu flüchten, sobald dir jemand zu nah kommt. Was, wenn du nur dich noch ein paar Schrecksekunden lang ans Lachen wagst, das laute, dreckige, unzensierte. Was, wenn du begreifst, dass du seit Jahren vor den gleichen Fragen wegläufst. Was, wenn du den Staub von Gestern nicht abschütteln kannst, weil du versuchst, so zu tun, als wäre alles nicht so schlimm gewesen. Als hätte es keinen Schmerz gegeben, gestern, als hätte es keines der großen Worte gegeben, vor denen du wegläufst, aus Angst, dass du nicht mehr aufstehen kannst, sobald sie einmal in deinem Mund liegen, schwer, scharfkantig. Was, wenn sie genau deswegen nicht aufhören, diese Treibsandmomente, in denen du nur zuschauen kannst, wie die Welt dich überholt, dich zurücklässt, irgendwo dort, wo dich niemand mehr kennt. Bilddank an aspire the senses.


post 862345652962 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveHörst du? Es gibt ja kein Papier mehr, auf dem ich schreibe, ich stelle mir nur vor, wie es wächst, wie das Weiß mich eines Tages ganz umgeben wird, wie mein Raum ausgefüllt sein wird mit allem, was ich nicht gesagt habe. Was einfach unter den Tisch gefallen, im weichen Teppich des Alltags versunken ist, in der blau gepuderten Gewohnheit, im Lächeln und Grüßen, im Essen und Schlafen des Arbeitstiers. Aber manchmal, wenn ich mich in der Feierabendsonne nach Hause taste, wenn das Licht genau richtig fällt und der Wind zart durchs Haar zaust, tauchen sie nach oben, die Buchstaben, die Sätze, die nicht sein durften. Wenn die anderen, die Fremden, plötzlich lächeln, wimpernschlaglang, die Fremden auf dem Bahnsteig, die Fremden in der Supermarktkasse, die Fremden hinter einem Tresen. Lächeln gibt es also noch. Manchmal auch Worte. Und ich lächle und spreche zurück, und ich denke, ich könnte jemand ganz anderes sein, der Mensch vielleicht, der ich in meinen Gedanken bin. Lauter. Fordernder. Furchtloser. Ich würde nicht nur Hände schütteln, sondern auch Münder küssen. Lachen und schreien. Nur Atem holen, um das Weiß des Papiers mit allem zu füllen, mit allem, was da ist, und währenddessen: sicher sein. Dass es auch dich dort draußen noch gibt. Dass du eines Tages hinter all dem Lächeln und Küssen auftauchen wirst. Dass du nicht vergessen hast, dass wir gerade erst anfangen. Dass ich bei dir nicht mehr lügen werde, wenn ich am Telefon sage: Ich bin’s. Ich glaube daran, dass es dich gibt, ich glaube daran, dass ich deinen Namen nehmen darf, wenn ich meinen eines Tages Leid bin. Ich glaube an die glatte Kühle hinter dem Spiegel. Ich Ich glaube an sonnendurchschienene Katzenohren und mehlbestäubte Finger, die sich ineinander verschränken. Ich glaube an die Möglichkeit einer guten Nacht. Ich glaube an Kuchenteig. Ich glaube an die Sagbarkeit von Freude. (Hörst du? Wir werden wachsen, weil Platz ist für uns.)


post 5378767080728 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archivefür M. Ich erinnere dich in Schnappschüssen. Ich liege im Krankenhaus, draußen ist Sommer, drinnen wird die Luft eng, drinnen atmen die, von denen die draußen nichts wissen wollen. Drinnen erreichen mich deine Briefe, deine fein geschwungene Schrift. Du schreibst, dass das Licht nach den dunklen Jahren unfassbar sein wird. Ich glaube dir nicht, und ich tue dir unrecht. Denn du hast Recht. Ich werde jeden Tag über das Blutrot des Sonnenuntergangs staunen, über die Weite des Himmels, über Blumenfarben am Straßenrand, ich werde mit dem Wind lachen, der mir das Haar zerzaust, und ich werde verstehen, dass ich in der Dunkelheit zum Schreiben gefunden habe. Du hast die richtigen Fragen gestellt, von Anfang an, aber ich konnte nur wenige davon beantworten. Mir zerstob jeder Ausdruck, jede Metapher, die eben noch glatt auf meiner Zunge gelegen hatte. Ich konnte mich auf meine Worte nicht mehr verlassen. So sehr hast du mich aus der Fassung gebracht. Du liebst die norwegische Sprache nicht ohne Grund, denke ich heute. Tief gesprochene, fast gesungene Worte, von klarer Struktur, zurückhaltend, aber liebevoll. Ich würde gern all meine Briefe an dich neu schreiben. Würde rechtzeitig erkennen, wie viel Platz für Sorge in deinem Lächeln steckt. Ich habe dir nicht oft genug gesagt, dass du so viel mehr erreicht hast, als du glaubst. Weil du zu dir geworden bist. Du bist der schönste Mensch, den ich je gesehen habe. Und am schönsten warst du im Wort, in deinen Gedanken. Du wolltest ein Buch schreiben, und du wusstest, dass das Wichtigste die Widmung ist. Du hast jemanden geliebt, eine Liebe, die Wundbrand war. Du warst so demütig angesichts dessen, was du verloren hast. Du trugst nicht schwer an deinem Schmerz, du trugst schwer an Ungeduld, am Warten auf den Tag ihrer Rückkehr. Für diese Frau hättest du alles hinter dir gelassen. Ich habe dir nicht gesagt, dass ich gern diese Frau gewesen wäre. Oder wie sehr ich mich in deine Angst vor Belanglosigkeiten verliebt habe. Oder dass du immer Teil von mir sein wirst. So ist das eben mit den Menschen, die im Dunkeln deine Hand nehmen. Wenn du nichts mehr sehen kannst, wirst du umso stärker fühlen. Ich habe deine Stimme verloren, weißt du. Es ist zu lange her. Ich würde sie unter vielen nicht wieder erkennen. Aber ich wünsche mir, dass ich das nicht muss. Ich wünsche mir, dass wir uns eines Tages an irgendeinem Bahnhof gegenüberstehen, müde von der Fahrt und vom Vorfreuen, und dass ich dir sagen kann: Ich habe es damals nicht gewusst, aber du hast mir das Leben gerettet.


post 3211846121330 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveAch, Hildesheim. Als ich hier anfing, sah ich aus wie ein Junge, bleich und langhaarig und an den falschen Stellen zu dünn. Ich stakste durchs Studentenwohnheim, behindertengerecht nannten sie das, dass der dunkle Flur sich ohne Treppen nach oben schraubt, eine Mischung aus Jugendherberge und Science-Fiction aus den Fünfzigern. Ich saß in der Uni und lernte, dass man nachmittags ruhig den ersten Sekt aufmachen kann und Luftgitarren ein ernst zu nehmendes Seminarthema darstellen. Das hier hätten doch Leute wie ich sein sollen, stille Stubenhocker, und dabei ging es mit dem Saufen, dem Lautsein erst los, ich saß mit Notizbuch und großen Augen in Kellern, auf Dachböden und in Seminarräumen; hätte es einen Panikknopf gegeben, ich hätte ihn nicht loslassen können. Dieses Herzrasen, als es anfing mit dem Texte vorlesen, den Kopf zwischen den Schultern nach unten geschraubt. Als es damit anfing, sich ernst zu nehmen für das, was man tut. Das Schreiben zum ersten Mal „Arbeit“ nennen. In Hildesheim zu studieren, war, wie in Therapie zu sein. „Wie lange bist du schon hier?“ „Wie lange musst du noch?“ „Was macht dieser Text emotional mit dir?“ Manche waren vorher schon krank gewesen, manche wurden es erst, und an manchen schienst du abzuprallen: sie fläzten sich auf deinen Wiesen, stapften unverdrossen durch deinen Regen, mit ihren Hipsterjeans und Ballettschühchen, mit offenen Haaren und Hemden. Deine Ureinwohner sind Alte, die aufs Sterben warten oder Teenager mit Zahnspangen, die sich prügeln wollen, dazwischen gibt es nichts, nichts als Studenten, die verzweifelt versuchen, sich nicht zugehörig zu fühlen und in irgendeinem Supermarkt frisches Gemüse zu finden. Alles hier schaut abgestanden aus, ich musste Kassiererinnen erklären, was Basilikum ist und hätte mich danach gern betrunken, ein weiteres Mal. Ich litt an dir wie ein Hund und bekam Carepakete, von Freunden und Fremden, ich habe in meinem Wohnheimzimmer eindeutig zu viele Jungs geküsst und zu wenige Mädchen. Ich habe ein Menschenleben gerettet und das einer Ente nicht retten können, die deine Einheimischen umgebracht und gegrillt haben, Hildesheim, an deinem beschaulichen See, wo immer mal wieder ein Betrunkener untergeht; Holzkreuze erzählen von René oder André, während nebenan Kopfsprünge geübt werden. Wer die schlimmste Vorstellung von Provinz mit seinem Alter malnimmt, der weiß, wie es hier aussieht. Es läuft sich, es denkt sich wie durch Sirup durch deine Straßen und Tage und ich habe mich dafür gehasst, genau das zu brauchen, diese ins Minus gedrehte Geschwindigkeit. Ich brauchte diese drei Jahre, in denen ich lachen und weinen lernte, in denen ich aus dieser unsäglichen Taubheit klettern lernte, die mich ausgefranst hatte. Du zwingst zur Nähe, Hildesheim, du zwingst zu ausgiebigsten Tee- und Bierstunden in WG-Küchen, weil deine Cafés, deine Clubs ihre Namen nicht verdienen. Aus Verbündeten gegen dich werden Freunde, man liegt sich hier rekordschnell in den Armen, jedes Stück Wärme wird geschluckt, damit es sich im Magen hält, auf dem Heimweg. Hinter mir liegen drei Jahre voller Gespräche, eine Tiefe, die ich in Berlin erst suchen muss, weil man hier nicht so leicht in fremde Küchen darf, weil man hier Mittel- und Knotenpunkte suchen muss, Zwischenorte, an Haltestellen gelegen. Man wird dir nicht gerecht, Hildesheim, weil man sich an dir aufreibt, dich hassen muss und trotzdem an dir gesund wird. Und es braucht Berlin nicht, weil da alle hingehen und immer noch glauben, bei ihnen wäre das neu. Es braucht Berlin, weil ich ein Zuhause brauche, Hildesheim, und dafür taugst du einfach nicht. Ich lasse zentimeterweise Haar zurück, eine Handvoll Illusionen und die Gewissheit, dass du alles verändert hast. Hab es gut, Hildesheim. Danke für alles.


post 2401207699616 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveLichtwechsel. Stell dir einen Kinosaal vor, in dem es niemanden gibt außer uns. Die Tiefe der Stille zwischen jedem Geräusch. Das Draußen bleibt, wo es hin gehört. Wir sitzen vorn, die Arme verschränkt, unsere Köpfe aneinander gelehnt, ein Versuch von Feuer. Lichtschnüre zu unseren Füßen und die Wände entlang, wir könnten für immer hier sitzen, denke ich, was war, wird nie aufhören, irgendwo platzen die immer selben Wunden auf, aber irgendwo öffnet sich auch immer etwas gen Morgen, irgendwo ereignet sich etwas, ereignen wir uns. Das hier ist Zukunft, in der ich weiß, dass ich alles schon mitgebracht habe, dass alles in mir eingeschrieben war. Wen ich lieben, an wem ich verzweifeln würde. Was ich zu sagen, zu schreiben hätte. Ein Stück Zukunft, in dem mir niemand näher sein konnte als du. Bilddank an tons of land.


post 2102647087013 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveUnd dann kommt der Moment, in dem die Selbstschutzmaschine, die schon auf Autopilot lief, noch ein,... Und dann kommt der Moment, in dem die Selbstschutzmaschine, die schon auf Autopilot lief, noch ein, zwei Mal knattert und dann wird es still, dann pocht nur noch mein Herzschlag ins Ohr, zu schnell und zu blass sieht es aus, hier, am Ende des Tages. Der Blicksuchdurchlauf strandet an der Notfalltasche, dem kleinen Rucksack voller Dinge, die man braucht, wenn man sich nicht vergeben kann. Alles spielt nur noch die Rolle der anderen, die Rolle derer, die nachts nicht zerfetzt werden vom Gefühl, dass es vielleicht kein Morgen mehr gibt, dass dieser Körper endgültig zu müde ist, um ein weiteres Mal aufzustehen und in einen Tag zu gehen, der sich nicht lohnen wird, weil ich nicht dort bin, wo ich sein will. Weil niemand neben mir aufwachen wird, weil mich niemand an den Menschen erinnert, der ich gern geworden wäre. (Der Traum vom gelingenden Leben ist mein Lieblingssymptom.) Das ist der Moment, in dem ich in jedes fremde Gesicht auf der Straße schreien möchte, nimm mich mit, hol mich heim, wo auch immer das sein mag. Bilddank an liquid meth.


post 2053182838814 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archivefür L. und die anderen. und was, wenn ich immer noch wissen will, was du tust. und wie du es tust. wo du hin willst. wir haben uns verändert, aber wir sind immer noch internetmädchen, mit schönen fotos, die wir vorzeigen, und angst im bauch, die wir vorzeigen, aber nicht so, dass man uns verstehen könnte, wirklich verstehen. vieles ist anders und besser geworden, aber ich falle immer noch, weißt du, ich atme immer noch in diesem körper, der in regelmäßigen abständen SOS pulst und dann liege ich in meinem bett am rand der welt und versuche, mich zu erinnern, dass ich immer wieder aufgestanden bin. dass es weiter ging. ich will dir sagen, dass du mich so verdammt beeindruckt hast, mit allem, was du bist. mit deinem trotz, deiner wut und deiner freude. ich will nicht, dass du das aufgibst. ich weiß, dass du dich durchbeißen kannst, wenn du zornig genug bist. und ich will dich irgendwann mal oben sehen, in irgendeinem scheinwerferlicht, und dann will ich sagen, dass ich dich kannte. von anfang an.


post 1073284910414 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveCordreste Unter der Woche reicht unser Blick bis zur Tür. Wir müssen gefasst sein auf Gamaschenweiß, auf vermessenes Magenta und bewegungsloses Gelb. Wer uns besucht, hat schlechte Nachrichten im Gepäck. Unsere Kunden haben Knopfaugen und Reißverschlussstimmen. Sie wollen unsichtbare Flicken, und sie wollen sie jetzt. Sie legen korkbraune Hosen und Rhabarberrüschenröcke auf den Tisch. Unser Nein liegt scharf unter Zungenpapier, wir können es uns nicht leisten. Schlammtöne verfolgen uns im Schlaf. Zum Trost beißen wir Butterkeksen die unsauberen Ränder ab. Dem Kaffee fehlt Milchzuversicht. Wir flicken mürrisch dünn gewordene Stellen; ungezählte Sicherheitsnadeln sind schon über Bord gegangen. Ich werfe Perlen vor deinen Saum; wir streiten um Borten und Stichlängen. Mittags pausen wir Worte vom Reißbrett und schneiden ein Lächeln zurecht. In unseren Jackentaschen klappern Notfallnadelkissen; an unseren Händen sind Stiche zu sehen. Im Urlaub zupfen wir gedankenverloren an Tischdecken und Kellnerschürzen. Wir schließen Hotelzimmertüren, öffnen Hemd- und Blusenkragen, fühlen nichts vom Teppich, auf dem wir stehen - seine Fransen krallen sich unerkannt um unsere Füße. Das Rot deiner Baumwolle: satt wie ein erster Schluck Wein. An meinen Oberschenkeln sammelt sich Tüll. Deine Hand nimmt die erste Etappe; sie kocht alle Farben ein. Dein Kuss schmeckt nach Cordresten. Zuhause will ich würziggrüne Karos und kokosnussweißen Samt. Wir greifen blind ins Stoffregal; nur mit geschlossenen Augen erkennen wir, was wir wollen. Wir prellen die Verkäufer um gerechte Preise, wir geben uns kühn. Kaum haben wir den Laden verlassen, greifen wir in die Taschen. Andacht im Fühlen, wir wollen es glatt und schimmernd und unverbraucht. Das Weiche ist unser Gewinn.


post 672237262319 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveWahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es... Wahrscheinlich kannst du nicht fassen, wie schnell die Jahre vergangen sind, Tove, warum sollte es dir besser gehen als mir. Wie stellst du dir mich vor? Vielleicht bin ich ein alter Bibliothekar mit Nickelbrille, der nachts die Seitenzahlen der Bücher überprüft, nicht bei Kerzenlicht, das wäre zu gefährlich. Vielleicht bin ich Waffenhändler und überschlage die Leben, die ich zu verantworten habe, wenn ich nicht schlafen kann. Vielleicht bin ich Zeitungsausträger, einer von denen, die tagsüber nicht funktionieren und nachts dafür sorgen, dass die Normalen ihren Tag wie gewohnt beginnen können. Die Normalen, mit ihren beruhigenden Frisuren, die ein Leben ohne Mobiltelefon für kompliziert halten, die für einen Strauß Blumen vier Wochen Rückgaberecht erwarten, die Normalen, die glücklich vor sich hin leben wollen, für eine bessere Statistik. Die Normalen, die ihren Kick durch Reflexion bekommen, aber verdammt noch mal, Alufolie reflektiert auch. Am stumpfsinnigsten ist es, etwas Sinnvolles tun zu wollen. Hat das Leben uns überstimmt, Tove? Reichen unsere Fünf-Minuten-Fluchten nicht mehr, die Zigarette nicht, der immer zu bittere Kaffee nicht, die Fünf-Minuten-Illusion, nur juristisch erwachsen zu sein? Hast du die Suche nach nostalgischen Metaphern für Musik durch Interpretennamen ersetzt, hast du das erste Auto gekauft, die erste Wohnung gemietet? Hast du festgestellt, dass Reisen nicht mehr reicht, um Erinnerungen zu produzieren, und dass der Alltag schweres Handwerk ist? Der Pflichtteil heißt Träumen, Tove, und vielleicht bist du ein Versager geworden, aufgeschwemmt im bodenständigen Gefühl volljähriger Sätze. Versagen heißt, deine Traurigkeit nicht mehr zu brauchen, versagen heißt, dass alles an seinem Platz ist. Versagen heißt, dass dir die Worte ausgehen. Es gibt Wichtigeres als das Schreiben, sonst gäbe es nichts, worüber man schreiben kann, eines Tages, nicht heute. Ich schreibe nicht mehr. Das hier ist nur die Einleitung zu einem Brief an dich, Tove, eine Einleitung, mit der du mich finden kannst. Wenn du es willst.


post 554899603921 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet Archivefür Ron Winkler Das Meer schickt Blaufrequenzen aus. Dieser Tag ist kein Farbfehler; wir staunen Küsten und inhalieren Wolken. Möwenrundflug statt Mittagsschlaf. Wir werden vom Wind bestürmt; unsere Sohlen erzählen sich Sandgeschichten, erzählen von Eiscreme und Sonnenkugelbäuchen. Auf unserer Decke liegen Wäschenester; Fische sind uns voraus. Wir umschwimmen die Quallen mit ihren aufgeschwemmten Gesichtern, wir betasten Muschelnähte und lassen uns von Marienkäfern trocknen; sie arbeiten im Schichtdienst auf unseren Armen. Der Horizont kocht Schiffsmeldungen ein: Heute sammeln wir Himmelsrichtungen. Bilddank an Lucy Muskalunge.


post 42400495215 crawl-Datum: 15.10.2014 rss Internet ArchiveMein Herzverschluss klemmt. Mein Herzverschluss klemmt.